Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer kritisiert die Berichterstattung über die Vorfälle am Rande der Schorndorfer Woche. Foto: Gottfried Stoppel

Der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer kritisiert die Berichterstattung der Medien zu den Vorkommnissen beim Stadtfest Schowo und eine von der Polizei herausgegebene Pressemitteilung.

Schorndorf - Die Lage in jener Nacht sei in Schorndorf nicht anders gewesen als in anderen Städten am selben Wochenende, sagt der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Dass daraus bundesweit Schlagzeilen gemacht worden seien, sei der Sache nicht angemessen – und liege an einer Pressemitteilung der Polizei.

Herr Klopfer, die Vorfälle vom Samstagabend bestimmen bundesweit die Berichterstattung. Richtet sich das Medieninteresse zurecht auf besonders schwerwiegende Vorfälle beim Stadtfest?
Klarer Auslöser war die Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Aalen, die am Sonntagnachmittag veröffentlicht und sofort bundesweit aufgegriffen wurde. Es gab an diesem Tag keine Rückfragen bei der Stadt, schnelle Schlagzeilen bestimmten die Richtung der Berichterstattung. Zigtausendfach wurden diese Meldungen in den Sozialen Medien geteilt, kommentiert, national und international weiterverbreitet. Mir war beim ersten Lesen der Pressemitteilung klar, dass dies eine nie gekannte Medienberichterstattung für unsere Stadt bedeuten würde.
Ihrer Meinung nach der Sache nicht angemessen?
Die Lage in Schorndorf ist nicht anders gewesen als in anderen Städten am selben Wochenende. Es gab keine verletzten Polizisten, wenige Verletzte unter den Beteiligten, keine schweren sexuellen Gewalttaten, keine Störung durch hunderte randalierende Jugendliche, wie dies in viel zu vielen Medien zu lesen, zu hören oder zu sehen ist.
Sie haben eine gewisse Schuld eingestanden. Wer genau trägt welche Schuld?
Stadt und Polizei hätten am Samstag frühzeitiger und intensiver die Situation im Schlosspark beobachten und daraus die entsprechenden Konsequenzen ziehen müssen. Deeskalierend, aber klar in den Konsequenzen. Frühere, direkte Ansprache der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Hinweis auf das ab 22 Uhr bestehende Alkoholverbot, erhöhte, sichtbare Präsenz und dann auch konsequente Räumung des Schlossparks bei ersten Auseinandersetzungen.
Wird sich wegen Vorfällen, an denen Flüchtlinge beteiligt gewesen sein sollen, das Verhältnis zu Asylbewerbern ändern?
Ich hoffe und wünsche, dass in unserer Stadt auch in Zukunft ein Klima der Toleranz, der Weltoffenheit, der Hilfsbereitschaft und der Wertschätzung herrschen wird. Bei uns engagieren sich viele Ehren- und Hauptamtliche für ein gutes und friedliches Zusammenleben. Dafür sind wir schon mehrfach bundesweit ausgezeichnet worden. Ich bin mir sicher, dass wir diesen Rückschlag überwinden werden und wir die anstrengende Integrationsaufgabe in den Griff bekommen.
Wird man das Stadtfest Schowo je wieder so unbeschwert feiern können wir bisher?
Diese Schowo wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben und sicherlich auch den Start der kommenden Schowo belasten. Meine Aufgabe wird in den kommenden Wochen und Monaten daher sein, den mehr als tausend Ehrenamtlichen der Vereine Mut zu machen, gemeinsam die 50. Schowo gut vorzubereiten und sich auch jetzt schon darauf zu freuen. Über Jahrzehnte wurde hier Vorbildliches geleistet. Das lassen wir uns nicht durch eine in Teilen unangemessene, ausschließlich der Logik der schnellen Schlagzeile gehorchenden Berichterstattung nehmen. Wir hatten 48 Jahre eine tolle Schowo, die Schowo 2017 begann großartig und wurde unverschuldet in einen Strudel gezogen. Im nächsten Jahr werden wir gemeinsam eine friedliche, ausgelassene, kulturell vielfältige und sichere Schowo feiern.