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Zwei Studenten füllen Bio-Weißweinschorle in kleine Flaschen - Note Eins für Diplomarbeit.

Stuttgart - Die Diplomarbeit haben sie in die Flasche abgefüllt: Patrick Braun und Volker Netzhammer lieferten am Ende ihres Studiums der Weinbetriebswirtschaft eine Bio-Weißweinschorle ab. Dafür gab's vom Professor nicht nur gute Noten, mittlerweile etabliert sich das Duo als junges Unternehmen.

Bier gibt's mit Grapefruit, mit Lemon, mit Holunder. Hier ist nichts mehr heilig. Aber müssen wir nun unbedingt noch den Wein aus der Flasche trinken?

Patrick Braun: Ja! Unbedingt!

Volker Netzhammer: Allerdings nur die Weinschorle.

Und warum?

Patrick Braun: Die Zeit ist reif dafür. Natürlich gibt's auf diesem Markt jede Menge, aber wir haben etwas Neues: ein absolut traditionelles Getränk, jedoch anders verpackt und ansprechend aufgemacht.

Und trotzdem stellt sich die Frage: Braucht das die Menschheit?

Volker Netzhammer: Natürlich. Wenn wir eine Party in unserer Wohngemeinschaft geschmissen haben, gab's immer Schorle. Das Problem dabei war aber immer, dass das Schorlemischen bei großem Andrang den Verkehr aufgehalten hat.

Patrick Braun: Und dann verschütteten die Leute ihr Glas, weil man sich mit Gläsern nicht gerade optimal im Getümmel bewegen kann.

Ihre Schorle ist also ein Partygetränk?

Patrick Braun: Na klar, das spricht ja auch weniger den Weinliebhaber an. Da wird nicht viel drumrum geschwätzt, das ist ein simples aber gutes Weinerfrischungsgetränk . . .

Volker Netzhammer: . . . Wein, Wasser, Kohlensäure - in ordentlicher Qualität.

Patrick Braun: Genau. Es ist quasi eine grundehrliche Alternative zu den aromatisierten, oft übersüßten Alcopops und für alle die kein Bier trinken wollen.

"Ein halbtrockener BWL-Studiengang"

Und wie sind Sie auf die Idee gekommen, diese Schorle in Flaschen abzufüllen?

Patrick Braun: Die Idee ist uns während des Studiums gekommen. Wir haben beide Weinbetriebswirtschaft in Heilbronn studiert . . .

. . . oh, das hört sich interessant an.

Patrick Braun: Na ja, ich war nach der Schule ein halbes Jahr in Australien, habe dort gejobbt, danach ging die klassische Betriebswirtschaft einfach nicht mehr. Weinbetriebswirtschaft hatte das gewisse Extra.

Volker Netzhammer: Das ist sozusagen der halbtrockene BWL-Studiengang.

Patrick Braun: Trotzdem brauchten wir am Ende schlicht ein Thema für unsere Diplomarbeit.

Volker Netzhammer: Wir haben das Projekt konsequent zu Ende gedacht und uns gesagt: Mit der Diplomarbeit muss eine Flasche der Schorle auf dem Tisch des Professors stehen.

Hat das geklappt?

Volker Netzhammer: Ja! Note 1,0!

Patrick Braun: Wir haben die kleinstmögliche Menge an Flaschen abfüllen lassen.

Volker Netzhammer: Das waren siebentausendzweihundert. Wir dachten: Das dauert, bis die ausgetrunken sind. Aber sie waren recht schnell weg.

Aber es wurden neue abgefüllt?

Volker Netzhammer: Einige. Wir leben zwar immer noch auf studentischem Niveau, immer noch in einer WG. Doch wir können von unserem Unternehmen leben.

Patrick Braun: Immerhin haben wir beim baden-württembergischen Gründerpreis den zweiten Platz gemacht. Und wir sind inzwischen in einigen Läden in der Stadt gelistet.

"Schorle schmeckt mit Chardonnay"

Die Schorle ist Theo-Heuss-affin? Ich habe sie immerhin beim coolen Sandburgenbauen auf dem Killesberg gekriegt . . .

Patrick Braun: Ja, das ist toll. Die haben mich angefragt. Da wohne ich gleich um die Ecke. Aber wir sind auch in der Stadt unten ganz gut vertreten. Im David and Dean in der Calwer Straße, im Todi's, in den Innenstadtkinos und im Kino am Bollwerk und im Beatclub. Die Schorle steht auch in einigen Supermärkten, wie im Alnatura.

Das ist ein Bio-Supermarkt. Bio ist auch Ihr Alleinstellungsmerkmal. Immerhin gibt's Schorle in Flaschen schon länger, in München wird Viqua mit württembergischem Riesling abgefüllt.

Patrick Braun: Ja. Aber das wussten wir bei unserer Anfangsidee nicht, später sind wir natürlich drauf gestoßen. Wir machen allerdings die erste Bio-Weißweinschorle in Flaschen. Wir haben uns dabei allein vom Geschmack leiten lassen, die Qualität war für uns entscheidend. Und nach allen Tests . . .

. . . in der WG?

Patrick Braun: Unter anderem. Jedenfalls fanden wir nach den Tests, dass eine Schorle mit fruchtbetontem Chardonnay am besten schmeckt. Der einzige Markt, auf dem eine verlässliche Menge an Bio-Chardonnay zu kriegen war, war übrigens Italien.

Das Design der Flasche ist auch ganz schick. Welche Werbeagentur war daran beteiligt?

Volker Netzhammer: Keine. Natürlich ist das Design auf der Flasche in so einem Fall mitentscheidend. Das hat ein Freund gemacht, der Grafikdesign studiert.

Patrick Braun: Natürlich gibt es einen Einfluss vom Etikett auf das Qualitätsempfinden. Das war wichtig. Sieht es teuer aus? Sieht es ehrlich aus? Bodenständig? Aber letzten Endes muss der Inhalt stimmen, sonst kaufen es die Leute eben nur einmal.

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