Aus alt mach neu: Der Umbauzug auf dem Enztalviadukt in Vaihingen/Enz setzt neue Schienen und Schweller auf die Schnellfahrstrecke ein Foto: factum/Granville

Bei der Sanierung der Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart ist die Hälfte geschafft und die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben im Zeitplan. Arbeiten dauern bis 8. November. Solange kommt es noch zu Verzögerungen im Nah- und Fernverkehr.

Vaihingen/Enz - Die schlechte Nachricht: auch weiterhin wird es für Bahnreisende in beide Richtungen zwischen Stuttgart und Mannheim, beziehungsweise zwischen Stuttgart und Karlsruhe Behinderungen geben und zwar sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr.

Um der Presse den Umbauzug – eine über 500 Tonnen schwere Baustelle auf Rädern – in Aktion zu zeigen, hat die Bahn am Montag zum Ortstermin auf dem Enztalviadukt in Vaihingen/Enz geladen. Die Baufirma Leonhard Weiß tauscht hier im Auftrag der Bahn 22 große Weichen und mehrere Kilometer Gleis aus. Der Gleisumbauzug, so heißt das 95 Meter lange Ungetüm offiziell, wiegt 250 Tonnen und wird mit 540 Pferdestärken angetrieben. Pro Stunde schafft er 300 Meter Gleisstrecke. 15 solcher Züge gibt es in Deutschland. Stückpreis: 30 Millionen Euro. Seit 25 Jahren sind sie im Einsatz. „Davor musste alles in Handarbeit gemacht werden“, sagt der technische Leiter für Gleisumbau bei Leonhard Weiß, Xaver Eiglmaier. Also: Schienen weg, Schwellen raus, Kies wegschaufeln, neue Schwellen rein, neue Schiene drauf, festschrauben, verschweißen, fertig.

Umleitung über Bietigheim

Nach Angaben von Roland Bosch, der Vorstand Produktion der DB Netz AG, ist die 14 Millionen Euro teure Sanierung Teil des Modernisierungsprogramms der Bahn. In den nächsten fünf Jahren werden bundesweit Projekte im Wert von 25 Milliarden Euro umgesetzt. Und: „2015 sind wir gut im Plan.“ Er wisse, dass die Arbeiten „große Kundenauswirkungen“ hätten – das ließe sich aber bei bis zu 800 Baustellen am Tag im Gesamtnetz nicht vermeiden.

Christian Becker, der Leiter Vertrieb und Fahrplan für den Regionalbereich Südwest, sagt, dass die Baustelle auf dem Enztalviadukt die „größte Sanierungsmaßnahme im Südwesten“ sei. Drei Jahre habe die Planung für die Modernisierung der Schnellfahrstrecke gebraucht. Das wirke sich aus bis München: Weil die Strecke bis 20. Oktober komplett gesperrt ist, müssen die Züge von Stuttgart nach Mannheim oder Karlsruhe über Bietigheim-Bissingen umgeleitet werden – das kostet 15 Minuten Zeit, weswegen viele Züge in München oder Augsburg eine Viertelstunde früher losfahren. „So holen wir die Fahrzeitverlängerung wieder rein“, sagt Becker.

Als die Pressetruppe dann auf dem Viadukt zum Umbauzug geht, können sich auch die Leute von der Bahn das Knipsen mit dem Smartphone nicht verkneifen. Eine Art Mini-Schaufelradbagger schleudert den Schotter zur Seite, dann greifen große gelbe Haken die Schwellen heraus. Die neuen Betonschwellen kommen angefahren, ein so genannter Portalkran schießt auf Gleisen heran, die seitlich am Zug verlaufen, und ein Fließband befördert die Schwellen auf den Schotter. Die Schienen, sowohl die alte, als auch die neue, liegen derweil übereinander seitlich am Zug an, leicht gebogen und gehalten von Greifarmen. Für den Laien ungewöhnlich: die neuen Schienen sehen älter aus als die alten, mit einer rostroten Patina. Die alten Schienen glänzen grausilbern. Mit einem Knall rastet die neue Schiene an der Anschlussstelle ein. Der Zug kann weiterfahren.