Winfried Kretschmann will die Altersgrenze für Bürgermeister aufheben Foto: dpa

Spätestens mit 68 ist für Bürgermeister Schluss. Warum eigentlich?, fragt sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann und will diese Entscheidung lieber dem Wähler überlassen.

Stuttgart - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (66, Grüne) will noch vor der nächsten Landtagswahl die Altersbegrenzung für Bürgermeister und Oberbürgermeister komplett aufheben. Die Bürger könnten bei Wahlen ja selbst entscheiden, ob sie jemanden Älteren wählen wollten oder nicht, sagte er am Dienstag. Bisher müssen Wahlbeamte mit 68 Jahren aufhören. Wer das 65. Lebensjahr vollendet hat, darf nicht mehr antreten.

„Man muss mal überlegen, wann der Adenauer Bundeskanzler geworden ist“, sagte Kretschmann mit Blick auf Deutschlands ersten Bundeskanzler, der bei Amtsantritt bereits 73 Jahre alt war, „warum soll nicht im selben Alter ein Bürgermeister eine Kommune gut führen?“

Beeindruckt zeigte sich Kretschmann von der Oberbürgermeisterin der kanadischen Großstadt Mississauga, Hazel McCallion, die er vor Jahren als Abgeordneter erlebt hatte. Diese habe zuerst einen „knackigen Vortrag“ gehalten und danach einen Kavaliersstart mit ihrem Sportwagen hingelegt. McCallion ist mittlerweile 93 und regiert die 710 000-Einwohner-Stadt seit 1978. Kretschmann will nicht nur die Altersgrenze für Bürgermeister, sondern für Beamte generell ändern. Diese sollen auf freiwilliger Basis bis 70 statt bis 68 im Amt bleiben können.

Für Stuttgarts OB Fritz Kuhn (59, Grüne, seit Januar 2013 im Amt) würden sich neue Perspektiven eröffnen. Kuhn ist bisher eine zweite OB-Kandidatur versperrt, weil er am 29. Juni 2020, wenige Monate vor der Neuwahl, das 65. Lebensjahr vollenden wird. Das Argument des Ministerpräsidenten teile er, sagte Kuhn am Dienstag. Ob die Regelung für ihn von Bedeutung sein könnte, sei aber „mehr als sechseinhalb Jahre im Voraus wirklich kein Thema“.