Die Stuttgarter Karstadt-Filiale schließt – was aus dem Gebäude wird, weiß bisher nur die Signa-Holding Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Stuttgarter Karstadt-Filiale schließt Mitte 2015. Die 230 Mitarbeiter tappen nach wie vor im Dunkeln, wie es für sie weitergeht. Der Gebäudeeigentümer René Benko und seine Signa-Holding sind inzwischen einen Schritt weiter: Sie haben bei der Stadt den Bauantrag für einen Umbau eingereicht.

Stuttgart - Vor kurzem hat Karstadt verkündet, die Stuttgarter Filiale an der Ecke König- und Schulstraße zum 30. Juni 2015 schließen zu wollen. Jetzt kommt Bewegung in die Diskussion darüber, was der Gebäudeinhaber, die Signa-Holding des österreichischen Investors und Karstadt-Eigentümers René Benko, mit dem Standort vor hat. Der Stadt Stuttgart liegt „ein Bauantrag zur künftigen Nutzung der Liegenschaft“ vor, wie ein Sprecher bestätigt.

Was genau Benko an der prominenten Stelle plant, darüber hüllen sich sowohl die Signa-Holding als auch das Baurechtsamt in Schweigen. Offenbar ist der Bauantrag noch unvollständig und muss nachgebessert werden. Es liefen deshalb weitere Gespräche mit dem Bauherrn, heißt es im Rathaus. Es verdichten sich allerdings die Anzeichen dafür, dass Benko keinen Abriss des Komplexes, sondern einen Umbau beabsichtigt, um dort lukrativere Mieter als den eigenen Karstadt-Konzern unterbringen zu können.

Hartnäckig hält sich dabei der Name Primark. Die irische Billigmodekette hat jüngst eine Filiale im neuen Einkaufszentrum Milaneo eröffnet. Ihr wird aber auch ein Interesse an der lukrativen Innenstadtlage nachgesagt – zumal das Unternehmen Häuser in Deutschland betreibt, die deutlich größer sind als die Filiale im Milaneo. Das Karstadt-Gebäude könnte sich dafür eignen.

Das Gerücht wird auch aus Karstadt-Kreisen befeuert. „Wir gehen stark davon aus, dass Gespräche mit einem neuen Nutzer, möglicherweise Primark, inzwischen zum Abschluss gekommen sind“, sagt Michael Markowsky. Der Stuttgarter Betriebsratsvorsitzende vermutet aber, dass selbst die Karstadt-Führung in Essen nicht in alle Pläne Benkos eingeweiht ist.

Markowsky bemängelt, dass die Stuttgarter Mitarbeiter nach wie vor im Unklaren darüber sind, ob es nach dem Aus für die Filiale Unterstützung für sie gibt. „Wir haben keine neuen Informationen mehr bekommen“, sagt er. 230 Beschäftigte werden nächsten Sommer ihre Arbeit verlieren. Darunter sind 180 Mitarbeiter des Warenhauses, 30 der Gastronomie und 20 geringfügig Beschäftigte.

Nicht auf der Straße stehen sollen dagegen die 43 Beschäftigten des Edeka-Supermarkts im Haus. „Ich habe ihnen einen neuen Arbeitsplatz versprochen“, sagt Betreiberin Gisela Karow-Schäfer. Sie will die Leute zum Teil in ihren beiden anderen Märkten unterbringen, zum Teil über die Edeka-Handelsgesellschaft an andere Geschäfte der Kette vermitteln.

Gisela Karow-Schäfer muss dabei aber wie so viele Beteiligte zunächst auf reinen Verdacht vorgehen. „Wir gehen davon aus, dass wir auch ausziehen müssen, obwohl wir noch einen Vertrag bis 2016 haben“, sagt sie. Von Karstadt oder irgendeiner anderen Seite habe sie dazu jedoch noch nichts gehört. Sie könne aber nicht einfach abwarten, kritisiert sie. Sie hat sich deshalb nach einem anderen Standort umgesehen und auch einen gefunden – allerdings wird der nicht bis Mitte nächstes Jahr bezugsfertig sein. Die Mitarbeiter müssen deshalb zunächst anderswo untergebracht werden – wenn denn die Filiale wegfällt.

So ganz genau weiß man das auch bei der Edeka Handelsgesellschaft Südwest nicht, die Hauptmieterin des Supermarkts ist. „Wir können dazu nur sagen, dass wir noch keine Aussage von Karstadt erhalten haben und uns daher zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zum Standort äußern können“, sagt eine Sprecherin. Licht ins Dunkel bringen könnte nur Signa – doch dort schweigt man.