Foto: Frank Eppler

Reparaturarbeiten an Schleusen bremsen Frachter aus - Transporte werden auf Schiene verlagert.

Stuttgart - Die Neckarfrachter können den Stuttgarter Hafen von diesem Sonntag an zwei Wochen lang nicht anfahren. Denn weil 13 Schleusen repariert werden, fällt der Schiffsverkehr zwischen Esslingen und Ludwigsburg auf dem Flussabschnitt flach. Teuer wird das vor allem für die Stuttgarter Container-Terminal GmbH.

Insgesamt legen pro Woche um die 20 Frachter im Stuttgarter Hafen an und ab. Auf etwa fünf Frachtern in der Woche verschifft die Stuttgarter Container-Terminal GmbH (STC) rund 500 Container mit Gütern vom Stuttgarter Hafen nach Rotterdam und Antwerpen. Motoren und Achsen von Daimler starten zum Beispiel vom Stuttgarter Hafen aus in die USA oder nach Südafrika. Reifen und medizinische Vorprodukte gelangen von Übersee über den Neckar nach Stuttgart. "Die Firmen haben Liefertermine, die nicht verschoben werden können. Wegen der Sperrung müssen wir auf unsere Kosten alternative Verkehrswege anbieten", sagt SCT-Geschäftsführer Thomas Rilling. Damit der Transport auch während der Neckarsperrung klappt, richtet der Dienstleister einen Shuttledienst ein.

Weil der Lkw-Einsatz besonders kostspielig ist und rund 75 Laster fahren müssen, um die Ladung eines Frachters zu transportieren, soll der firmeneigene Zug mit 22 Waggons, die 1000 Tonnen transportieren können, statt zweimal pro Woche drei- bis viermal eingesetzt werden. Rilling rechnet mit Mehrkosten von rund 200 Euro pro Container. Unterm Strich sind das nach zwei Wochen Sperrung rund 200000 Euro zusätzliche Ausgaben. "Die genaue Rechnung können wir erst nach der Sperrung aufmachen", sagt Rilling.

Der Umschlag von Containern macht nur etwa 20 Prozent des gesamten Umschlags von in diesem Jahr erwarteten rund 2,7 Millionen Tonnen Massengütern aus. Dabei fallen Baumaterialien wie Sand und Kies und außerdem Schrott am meisten ins Gewicht. Und bei diesen Gütern sind nach Auskunft von Carsten Strähle, Geschäftsführer des Stuttgarter Hafens, die Auswirkungen der Sperre nicht so dramatisch - zumal die Reparaturen der Schleusen mit zwei Monaten Vorlauf vom Wasser- und Schifffahrtsamt angekündigt worden sei. Strähle: "Die Unternehmen konnten sich darauf einstellen. Firmen, die nicht an Liefertermine gebunden sind, haben ihre Frachten bereits vor Beginn der Reparaturarbeiten verschifft, oder sie warten damit bis zur Aufhebung der Sperre und deponieren sie so lange in ihren Lagern." Eine ähnliche Situation gab es laut Strähle erst im vergangenen Jahr: Wegen Eises konnten die Schiffe auch etwa zwei Wochen lang nicht fahren.

Außerdem ist durch die Sperre nicht der gesamte Hafen, sondern nur die Schifffahrt lahmgelegt. Von den knapp drei Millionen Tonnen Gütern, die bis Ende des Jahres am Hafen umgeschlagen werden sollen, werden mit 250000 Tonnen Gütern in Containern und 600000 Tonnen Sand, Kies und Schrott nur knapp eine Million Tonnen Güter pro Jahr auf rund 1000 Neckarfrachter verladen. Knapp zwei Millionen Tonnen Güter werden statt über den Fluss über die Schiene transportiert. Deshalb rechnet Strähle auch nicht mit nennenswerten Verlusten für den Stuttgarter Hafen. Dessen Umsatz liegt bei rund neun Millionen Euro. Davon stammt nur knapp eine Million Euro aus dem eigentlichen Güterumschlag. Strähle: "Der Löwenanteil stammt aus Grundstücksvermietungen an Firmen. Die haben dort Logistikzentren und ihren Versand eingerichtet."

Ziel des Chefs des Stuttgarter Hafens ist es, das Containergeschäft auszudehnen. Nachdem der Umschlag 2009 wegen der Wirtschaftskrise um 13 Prozent auf etwa 2,3 Millionen Tonnen eingebrochen war und mit 2,7 Millionen Tonnen Ende dieses Jahres wieder den Wert von 2008 erreicht, hofft Strähle in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf eine Steigerung des Umschlags von etwa 30 Prozent. Die Aussichten darauf sind gar nicht so schlecht. Denn mit der geplanten Verlängerung der Neckarschleusen bis 2020 können statt bis zu 105 Meter bis zu 135 Meter lange Containerschiffe den Stuttgarter Hafen anlaufen. Und das bedeutet 40 Prozent mehr Güterumschlag - auch wenn die Blütezeit des Hafens in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts damit nicht ganz erreicht wird: Damals wurden bis zu sechs Millionen Tonnen Massengüter umgeschlagen.

Im Aufwärtstrend ist auch der Plochinger Hafen mit voraussichtlich 1,5 Millionen Tonnen Umschlag Ende des Jahres. Das sind laut Hafendirektor Eberhard Weiß knapp 200000 Tonnen mehr als im Vorjahr.