Arndt Geiwitz (Schlecker-Insolvenzverwalter) und Werner Schneider (Ihr-Platz-Insolvenzverwalter) haben für ihre Kanzlei zwei große Fälle an Land gezogen –die Vergütung: Um die 15 Millionen Euro. Foto: dapd

Die Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und Werner Schneider ziehen im Interview Bilanz über den Fall Schlecker.

Ulm – Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat die letzte Auslandstochter des Drogeriekonzerns verkauft. Im Interview ziehen er und sein Geschäftspartner Werner Schneider Bilanz.

Herr Geiwitz, fällt es Ihnen schwer, Menschen zu enttäuschen?
Geiwitz: Natürlich. Und im Fall Schlecker habe ich die Erwartungshaltung einiger Menschen nicht erfüllt. Aber ich habe getan, was in meinen Möglichkeiten stand.

Lange wirkte es so, als ob Sie Schlecker retten könnten. Sie haben Hoffnungen geschürt.
Geiwitz: Wir waren teilweise mit bis zu zehn Investoren im Gespräch. Der Insolvenzverwalter muss in solchen Fällen Optimismus verbreiten. Es hätte meinem Amt nicht entsprochen, wenn ich in der ersten Pressekonferenz gesagt hätte, dass alles keinen Sinn mehr macht. Außerdem war unser Optimismus insofern begründet, als wir mit einem osteuropäischen Investor bereits handelseinig waren. Er ist dann unabhängig von Schlecker oder von den Kündigungsschutzklagen aus internen Gründen im letzten Moment abgesprungen.


Warum sind auch die Verhandlungen in Spanien so langwierig gewesen?
Geiwitz: Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Spanien ist es für Investoren derzeit extrem schwierig, an Bankkredite zu kommen. Darum bin ich erleichtert, dass wir mit DIA nun zu einem guten Abschluss gekommen sind.

DIA zahlt 70, 5 Millionen Euro als Kaufpreis, können die Gläubiger nun doch darauf hoffen, dass für sie etwas übrig bleibt ?
Geiwitz: Ob ich die drohende Masseunzulänglichkeit womöglich wiederaufheben kann, weiß ich erst im November. Bis dahin dürfte die Bundesagentur für Arbeit ihre Forderungen angemeldet haben. Das Gleiche gilt für die Vermieter, die teilweise Schadenersatz fordern. Im Moment kann ich nicht sagen, ob es zu einer Quotenzahlung kommt. Trotzdem bin ich mit dem Kaufpreis zufrieden. Er zeigt, dass die Länderbürgschaft für die Transfergesellschaft in Höhe von 71 Millionen Euro ausreichend besichert gewesen wäre. Nichts anderes habe ich bei den Verhandlungen im März gesagt.

Wegen der Schlecker-Insolvenz haben Tausende Mitarbeiter ihren Job verloren. Ist das nur schlecht fürs Image, oder trifft Sie das?
Geiwitz: Als mir klarwurde, dass eine Lösung für den Schlecker-Konzern kaum noch realisierbar ist, hatte ich schlaflose Nächte. Natürlich fragt man sich in solchen Situationen auch, ob man Fehler gemacht hat oder was man hätte vielleicht anders machen können. Wir haben den Fall intern selbstkritisch hinterfragt, ich habe mit vielen erfahrenen Kollegen und auch Unternehmensberatungen gesprochen. Von keiner Stelle kam eine andere Restrukturierungsstrategie. Darüber hinaus haben wir auch immer offen mit dem Gesamtbetriebsrat die Vorgehensweise besprochen.

Haben Sie mit Drohungen gerechnet?
Geiwitz: Insolvenzverwalter müssen immer mit Drohungen rechnen. Ich bin sehr dankbar, dass trotz der Größe des Insolvenzverfahrens und der hohen Zahl von Kündigungen keine Drohungen ausgesprochen wurden. Das spricht erneut für die Mitarbeiterinnen von Schlecker. Trotzdem kann man den Fall nicht schönreden. Jeder, auch ich, hätte gern Hollywood und fühlt sich in der Heldenrolle wohler als in der des Liquidators. Aber es gibt in meinem Beruf eben nicht nur Sonnenseiten. Uns geht es wie den Notärzten. Manchmal müssen wir akzeptieren, dass der Patient tot ist. Freude bereitet das aber nicht.