Arnd Geiwitz Foto: dapd

Arndt Geiwitz, Insolvenzverwalter bei Schlecker über die Probleme bei der Rettung der Firma.


Herr Geiwitz, wie oft haben Sie den Tag schon verflucht, an dem Sie zum Insolvenzverwalter von Schlecker bestellt wurden?
(Lacht). Noch nie. Ich habe zwar seitdem 100-Stunden-Wochen und bin kurz vor der Steuerklasse 1, aber ich mache meinen Job sehr gern. Zurzeit habe ich es etwas schwerer. Aber noch habe ich Haare auf dem Kopf.

Einige davon dürften grau geworden sein, angesichts der 3850 Kündigungsschutzklagen. Die Zahl kann sich erhöhen durch die Führungskräfte, denen später gekündigt wurde.
Es sind 180 Führungskräfte gekündigt worden. An die 4000er-Grenze könnten wir also leider noch kommen.

Wie wichtig ist es für einen glaubwürdigen Imagewandel, dass Sie sich von den Führungskräften verabschieden, die in der alten Schlecker-Tradition verhaftet sind?
Das ist wichtig. Allein damit ist es aber nicht getan. Wir wollen im Management von ganz oben her massive Ergänzungen vornehmen. Wir wollen einen neuen Vorstandsvorsitzenden platzieren, der für einen kulturellen Wandel sorgt.

Ex-Rewe-Chef Stephan Fanderl?
Den habe ich vorgesehen, momentan ist er aber noch als Berater tätig. Welche weiteren Personen ergänzt oder auch ausgetauscht werden, soll dann der Vorstandsvorsitzende mit dem neuen Investor entscheiden. Anton Schlecker hat das Unternehmen jahrzehntelang stark hierarchisch geführt. Hier gilt es nun, neue, breitere Führungsstrukturen zu etablieren. Gerade im Fall Schlecker darf man nicht davon ausgehen, dass die bisherige Unternehmensführung alleine alle Änderungen selbst vollziehen kann.

Sondern?
Eine neue Kultur können wir bei Schlecker nur schaffen, indem wir uns Wissen einkaufen. Wir brauchen ergänzend gute Leute auch in der zweiten und dritten Ebene. Wir brauchen Menschen, die bereits eine Erfolgsgeschichte im Handel aufweisen können und tolle Ideen mitbringen. Um dieses Wissen einzukaufen und im Management Korrekturen vorzunehmen, sind in unserem Restrukturierungsplan auch Investitionen vorgesehen.