Hier sollen die Göppinger Apostelhöfe entstehen. Foto: StZ

Der Kreis Göppingen von Juni bis Dezember: Der kürzeste Maientagsumzug aller Zeiten zieht durch die Hohenstaufenstadt – und andere denkwürdige Ereignisse durch den Stauferkreis.

1. Juni: Kassenkampf im Albverein. Im Bad Ditzenbacher Ortsverein des Schwäbischen Albvereins stellt sich die Frage, ob für die Sanierung der Hiltenburghütte genug Geld in der Vereinskasse ist – und wenn Nein, warum nicht. Kurz danach beschäftigen sich die Gerichte mit schwarzen Kassen bei den Wandervögeln.

13. Juni: Ein Maientag mit „historischer Dimension“. Nach der wetterbedingten Absage des Festzugs – der ersten seit dreieinhalb Jahrzehnten – entwickelt sich in der Hohenstaufenstadt eine improvisierte Dynamik: Der Musikverein Hohenstaufen und die Partnerkapelle aus dem schweizerischen Hägendorf-Ricken halten spontan ein Konzert ab, und nach der Rede des Oberbürgermeisters geht es zu einem weiteren Platzkonzert in die Poststraße. Dort endet der kürzeste Maientagsumzug aller Zeiten.

21. Juni: Eine letzte Finte vor dem Urteilsspruch. Das Ulmer Landgericht verurteilt die Mutter des getöteten vierjährigen Raphael aus Geislingen und ihren früheren Lebensgefährten zu je fünf Jahren Haft. Zuvor ist ein in letzter Minute aufgetauchtes, angebliches früheres Tagebuch der Frau als Beweismittel abgelehnt worden.

1. Juli: Der nächste Zug im Bahnhofsquartier. Die Kreissparkasse investiert rund 20 Millionen Euro, um auch die Nachbarschaft ihrer Zentrale aufzuwerten. Dazu sollen zwischen der Gartenstraße und der Geislinger Straße in dem Zentrum Untere Marktstraße titulierten Entwicklungsgebiet Geschäftsflächen, Büros und Eigentumswohnungen entstehen. Außerdem will die Stadt den Bahnhofsvorplatz autofrei machen und dort eine Tiefgarage bauen.

5. Juli: Outlet-Pläne machen dem IHK-Chef Sorgen. Die Geislinger Fabrikverkäufe, die der Ulmer Mutschlergruppe gehören, dürfen neuerdings auch Schuhe und Bekleidung ins Sortiment aufnehmen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) warnt nun vehement vor einer schleichenden Abwärtsentwicklung des Einzelhandels in Geislingen, wo die Geschäftsleute angesichts leer stehender Läden in der Fußgängerzone und im Sonnecenter um Kunden bangen.

13. Juli: Experimentieren ist ausdrücklich erwünscht. 100 Kinder der Grundschule Holzheim nehmen die Ausstellung „Hands on. Ukiyo Camera Systems“ in der Göppinger Kunsthalle in Beschlag. Der Künstler Georg Winter und die Verantwortlichen der Kunsthalle freuen sich darüber, dass aus einfachen Dingen Spiele entstehen.

26. Juli: Die Stadt hat sich verkalkuliert. Das Ausschreibungsergebnis für den Bau der Göppinger Bahnhofstiefgarage liegt 42 Prozent über den veranschlagten Kosten. Der Gemeinderat stimmt neuen Verhandlungen mit den drei günstigsten Baufirmen zu.

29. Juli: Eine Absage an Gewalt und Provokation. In Geislingen unterzeichnen Vertreter aller neun türkischen Vereine eine Anti-Gewalt-Erklärung. Das Sechspunktepapier hat der Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer formuliert vor dem Hintergrund zunehmender Konflikte und verbaler Auseinandersetzungen zwischen Erdogan-Kritikern und Erdogan-Anhängern in Geislingen nach dem Putschversuch in der Türkei. Und in Göppingen wendet sich der Oberbürgermeister Guido Till aus Anlass des von privater Seite organisierten Festivals Take Care & Respect gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Antisemitismus.

3. August: Jugendliche beklagen Generalverdacht. Die Heranwachsenden in Rechberghausen fordern mehr Mitspracherechte in ihren Belangen, einen Jugendraum und weniger Polizeikontrollen. Bei einem vom Kreisjugendring moderierten Jugendforum haben die Jugendlichen ihrem Ärger Luft gemacht. Derweil greifen Sicherheitskräfte verstärkt durch wegen Drogendelikten und Vandalismus in der Schurwaldgemeinde.

10. August: Bundesgerichtshof hebt Neonazi-Urteil auf. Das Verfahren gegen vier mutmaßliche Rädelsführer der Autonomen Nationalisten wird vor einer Staatsschutzkammer des Landgerichts neu aufgerollt. Zwei Verurteilte hatten gegen die gegen sie verhängten Haftstrafen wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung Revision eingelegt. Die beiden anderen Männer waren mit Bewährungsstrafen davongekommen und sollen sich aus der Szene zurückgezogen haben.

24. August: Verschönerung beginnt mit Radikalkur. Die geplanten Göppinger Apostelhöfe, für die die städtische Wohnbaugesellschaft 20 Millionen Euro in die Hand nehmen will, sollen dem Quartier zwischen den Fußgängerzonen in der Markt- und der Bleichstraße frisches Leben einhauchen. Der erste Schritt in die Zukunft waren großflächige Abrissarbeiten, die neue Stadtansichten schaffen.

31. August: Kleiner Katheter mit großer Wirkung. Seit sechs Jahren werden in der Klinik Christophsbad nach Schlaganfällen mittels einer sogenannten Thrombektomie Gerinnsel aus größeren Hirngefäßen entfernt. Vielen Patienten kann mit dieser Behandlung eine dauerhafte Behinderung erspart werden.

15. September: 61-Jähriger stirbt beim Absturz eines Ultraleichtflugzeugs. Ein erfahrener Pilot ist auf dem Fluggelände Nortel bei Gruibingen beim Landeanflug nach links abgekippt und aus 15 Meter Höhe mit seinem Fluggerät auf eine Wiese aufgeschlagen.

19. September: Die Hauptstadt der Windkraft im Land. Der größte Windpark in Baden-Württemberg ist im Wald bei Lauterstein nach einjähriger Bauzeit von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und dem Umweltminister Franz Untersteller eingeweiht worden. Die 16 Windräder sollen 34 000 Haushalte mit Strom versorgen.

20. September: Glückwünsche und Abschiedsschmerz. Die Göppinger Sozialbürgermeisterin Gabriele Zull ist zur Oberbürgermeisterin von Fellbach gewählt worden. Die parteilose Juristin erhielt auf Anhieb 61,2 Prozent der Stimmen.

10. Oktober: Zeitzeugin erinnert an Folgen von Rassismus. Mit einem vielfältigen Programm begleitet die Stadt Göppingen eine Wanderausstellung über das Schicksal des jüdischen Mädchens Anne Frank. Bei der Eröffnung in der Stadtkirche war die KZ-Überlebende Inge Auerbach aus Jebenhausen der Ehrengast.

14. Oktober: Wärme wird unter dem Schulhof gespeichert. Der Komplettumbau des auch ökologisch runderneuerten Geislinger Michelberggymnasiums ist beendet. Die Kosten steigen auf derzeit 19,6 Millionen Euro.

12. November: Zull-Nachfolge: Oberbürgermeister erleidet Schlappe. Der lange Streit in Göppingen über die Ausschreibung der Sozialbürgermeisterstelle ist entschieden: Der Gemeinderat schreibt sie wie gehabt als Erste- Bürgermeister-Stelle aus. Damit ist Oberbürgermeister Tills Plan vereitelt, den Baubürgermeister zum Ersten Bürgermeister zu machen.

13. Dezember: Volle Härte für den Mörder von Donzdorf. Das Landgericht Ulm verurteilt den 37-Jährigen, der in einer Donzdorfer Metzgerei seine schwangere frühere Lebensgefährtin erstach, zu lebenslanger Haft. Die Traumatisierung der drei Kinder des Paares, die alles mit ansahen, verschärft die Strafe noch.

23. Dezember: Der Traum von einer gerechten Welt. Zum 90. Geburtstag Erhard Epplers bereitet die Evangelische Akademie Bad Boll eine Tagung vor.