T-800 aus den ‚Terminator“-Filmen“: Eine emotionslose Killermaschine mit lebendem Gewebe über dem stählernen Skelett. Foto: AP/Sony Pictures Foto:  

„Terminator“, „Matrix“, „I, Robot“ – alles nur Science Fiction? Schon bald könnten intelligente Maschinen eigenständig Menschen töten. Bis dahin ist es technologisch nur ein kleiner Schritt.

Stuttgart - 2014 – „Judgement Day“. Tag des Jüngsten Gerichts. Der Atomkrieg beginnt am 25. Juli exakt um 18.18 Uhr. Skynet, eine künstliche Intelligenz, die Sicherheitssysteme kontrollieren und schützen soll, führt den atomaren Erstschlag gegen die Menschheit aus. Danach übernehmen intelligente Maschinen die Macht auf der Erde und beginnen den Krieg gegen ihre Schöpfer. Den Überlebenden bleibt nur die Wahl, den Maschinen als Arbeitssklaven zu dienen oder sich der Rebellion anzuschließen.

„Terminator“-Filme: Sieht so die Zukunft aus?

So sieht die Apokalypse in den fünf Filmen der „Terminator“-Reihe aus. Der Endzeit-Thriller ist Fiktion. Und doch weist er auf einen epochalen Umbruch in der Kriegsführung hin, der längst im Gange ist: Roboter revolutionieren die militärischen Konflikte des 21. Jahrhunderts. Sie werden auf den Schlachtfeldern der Zukunft immer wichtiger. Die stählernen Krieger gewinnen für die Militärs immer größere Bedeutung.

Ungeachtet der technischen Schwierigkeiten, Systeme mit künstlicher Intelligenz und Moralkodex zu entwickeln, geht das US-Verteidigungsministerium davon aus, dass die globale Rüstungsdynamik innerhalb der nächsten 30 Jahre autonom feuernde Roboter notwendig macht.

„Viele Entwicklungen sind heute schon Alltag“

„Die technologische Entwicklung unbemannter Systeme verläuft extrem dynamisch und rasant“, erklärt Niklas Schörnig, Militärexperte der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). „Viele Entwicklungen, die noch vor wenigen Jahren in den Bereich der Fiktion verbannt wurden, sind heute schon Alltag.“ Über den Schlachtfeldern der Zukunft könnten neben unbemannten Aufklärungsflugzeugen kleinere, bewaffnete und weitgehend autonom agierende Drohnen schweben, die miteinander vernetzt als Schwarm operierten.

Herrschaft der Maschinen

Wie brisant die Lage ist, zeigt ein Appell von führenden Wissenschaftler und Technologie-Experten, die vor der Entwicklung selbstständiger Kampfroboter für den Krieg warnen. Intelligente Drohnen, die anhand definierter Kriterien eigenständig Menschen töten können, seien möglicherweise schon in wenigen Jahren verfügbar, heißt es in einem offenen Brief von Ende Juni. Das Schreiben ist unterzeichnet von dem Astrophysiker Stephen Hawking, Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Sprachwissenschaftler Noam Chomsky und US-Unternehmers und Erfinders Elon Musk.

„Künstliche Intelligenz ist an einem Punkt angelangt, an dem der Einsatz solcher Systeme innerhalb weniger Jahre, nicht Jahrzehnte, möglich sein wird“, schreiben die Forscher. Ein Wettrüsten bei Computer-gesteuerten Kriegswaffen müsse verhindert werden. Die autonomen Waffensysteme könnten leicht in die Hände von Terroristen und Diktatoren fallen, warnen die Robotik-Forscher. Roboter, die nach bestimmten Kriterien Menschen zur Tötung aussuchen könnten, eigneten sich für gezielte Mordanschläge und ethnische Säuberungen.

USA und Israel sind führend auf dem Gebiet der Militär-Robotik

Kampfroboter sind unbemannte, ferngelenkte oder semiautonome (teilselbstständige) Systeme, die zur Beobachtung, Aufklärung, Minenräumung und Bekämpfung militärischer Ziele dienen. 1971 unternahmen die USA erste erfolgreiche Tests mit bewaffneten Drohnen, doch erst 2001 kamen sie in Afghanistan zum Einsatz. Die US-Streitkräfte verfügen heute über das größte und modernste Arsenal an Robotern, darunter ferngesteuerte Flugobjekte und Bodenfahrzeuge, die mit automatischen Waffen oder Raketen ausgestattet sind.

Anders als menschliche Soldaten kennen Roboter keine Furcht, werden niemals müde, kämpfen ohne Skrupel und Angst vor dem eigenen Exitus. Der amerikanische Politologe Peter W. Singer, einer der führenden Experten auf dem Gebiet der automatisierten Kriegsführung, ist überzeugt: Das 5000 Jahre alte Monopol des Menschen, im Krieg zu kämpfen, bricht zusammen. Künftige Kriege werden von Maschinen bestimmt. „Wenn die Menschen Krieg als etwas ansehen, das sie nichts kostet, sind sie eher bereit, ihn zu führen.“

Für Militärs ist die Vision eines Krieges ohne Verluste an eigenen Truppen verlockend: Maschinen können beliebig eingesetzt und ersetzt werden, ohne dass sich in der Heimat beim Anblick von Leichensäcken öffentlicher Protest regt. Friedensforscher wie Noel Sharkey, Experte für künstliche Intelligenz und Robotik an der Universität Sheffield, und Jürgen Altmann, Physiker an der TU Dortmund fürchten, dass der wachsende Roboter-Einsatz das internationale Menschenrecht unterminiert, neue Kriege heraufbeschwören und ein neuer Rüstungswettlauf angeheizt werden könnte.

Roboter-Ethik: Dürfen Maschinen autonom töten?

Es gibt viele offene Fragen: Wie autonom dürfen Roboter agieren? Sollen sie eigenständig über Leben und Tod entscheiden? Wer trägt die Verantwortung, wenn Zivilisten ums Leben kommen? Um zu verhindern, dass Roboter Unschuldige attackieren, müssten sie nach moralischen Grundsätzen handeln. Mit einer solchen Roboter-Ethik betritt die Wissenschaft Neuland. Maschinen kennen keine Gefühle, kein Gewissen, keine Werte.

Im Science-Fiction-Film „I, Robot“ (2004) wird sie thematisiert – frei nach dem gleichnamigen Buch des russisch-amerikanischen Science-Fiction-Autors Isaac Asimov (1920-1992) „Ich, der Robot“. Darin entwirft er die nach ihm benannten Asimovschen Robotergesetze. Damit sich kein Roboter jemals gegen einen Menschen auflehnen kann, muss jedes Maschinenwesen die drei Gesetze der Robotik einhalten: 1. Ein Roboter darf keinem Menschen schaden oder durch Untätigkeit einen Schaden an Menschen zulassen. 2. Ein Roboter muss jeden von einem Menschen gegebenen Befehl ausführen, aber nur, wenn dabei das erste Gesetz nicht gebrochen wird. 3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz bewahren, es sei denn, dies spricht gegen das erste oder zweite Gesetz.

Futuristische Visionen

Ähnlich wie in den Terminator“-Streifen steht auch in der „Matrix“-Filmtrilogie die Menschheit vor dem Aus. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verloren die Menschen den Krieg gegen von ihnen erschaffenen Maschinen. Die Roboter nutzen seitdem Menschen zur Energiegewinnung und entwickeln eine Computersimulation – die Matrix, mit deren Hilfe sie die Menschen kontrollieren.

Eine futuristische Vision, so unrealistisch ist, dass nur Hollywood darauf kommen kann. Andererseits entwickelt der technologische Fortschritt häufig eine Eigendynamik, die nicht mehr zu steuern ist. Die Gefahr ist, dass Künstliche Intelligenz so viel Autonomie erlangen könnte, dass sie der Menschheit mehr schadet als nützt, ist durchaus realistisch.

Info: Stählerne Maultiere und Drohnen-Insekten

Das US-Militär verfügt über das größte und modernste Arsenal an Robotern, darunter Bodenfahrzeuge wie der Talon Swords oder die Weiterentwicklung Maars, die mit automatischen Waffen oder Raketen ausgestattet werden können. In diesem wurde ein geländegängiger Roboter namens LS3 getestet, der aussieht und sich bewegt wie ein gepanzertes Maultier. Er soll Soldaten als Lastesel dienen und kann bis zu 200 Kilogramm tragen.

Laufroboter wie Spot, der so groß ist wie ein Rottweiler, soll zur Aufklärung in gefährlichen Gelände eingesetzt werden. Systeme wie „Locust“ und „Coyote“ sind Mini-Drohnen, die wie ein Schwarm Heuschrecken über Gegner herfallen und sie autonom bekämpfen sollen.

MQ-1 Predator ist eine ferngesteuerte Drohne. Seit 1995 eingesetzt gilt sie als erster Vertreter der UAV (Unmanned Air Vehicle - unbemannte Flugkörper) und ist wichtiger Bestandteil der taktischen Luftraumaufklärung der US-Streitkräfte.

Neben den USA setzt vor allem Israel auf die Robotik-Technologie. „Zur Zeit sehen wir nicht, dass Roboter den menschlichen Faktor ersetzen können. Wir sehen Roboter als einen Unterstützungsfaktor an“, sagt der isarelische Generalmajor Eyal Ben Reuven.