In den vergangenen Jahren wurde um die Zukunft der traditionellen Hocketse gerungen. Nun gibt es einen Plan, der allerdings nicht ganz neu ist. Foto: Archiv Regine Warth

Die Zukunft des Schimmelhüttenfests galt zwei Jahre lang als ungewiss. Nun machen die Degerlocher Wengerter einen Vorschlag, der das Fest retten könnte. Er stand schon 2013 im Raum, wurde aber damals von den Weinbauern abgelehnt.

Degerloch - Kein Kommentar, die Wengerter gehen in Deckung. Der Vorsitzende der Degerlocher Weinbauern, Thomas Wolfrum, lässt sich kein Wort entlocken über einen Antrag, den sein Verein an die Stadt gestellt hat. Er enthält eine Lösung, wie das Schimmelhüttenfest künftig Sicherheitsrichtlinien der Verwaltung entsprechen kann, ohne umzuziehen.

Vor zwei Jahren hatte die Stadt bemängelt, dass das Fest entlang des Degerlocher Schimmelhüttenwegs riskant sei. Angesichts der Bestuhlung auf dem Weg bleibe nicht genug Platz für eine Rettungsgasse, kritisierte die Verwaltung. Ein städtischer Mitarbeiter, der das Fest im Jahr zuvor besucht hatte, hatte dies festgestellt und seinen Vorgesetzten angezeigt. Die Stadt hatte darauf angekündigt zu kontrollieren, ob es 2013 wie 2012 und all die Jahre davor die als gefährlich erachtete Bestuhlung auf dem Schimmelhüttenweg geben würde.

Das Fest wurde abgesagt

Die Reaktion der Wengerter kam dann prompt und deutlich: Sie sagten das traditionelle Fest ab, weil sie keine Möglichkeit sahen, den Vorgaben der Stadt zu entsprechen und Sanktionen entgehen wollten. Jetzt haben sie etwas ganz Einfaches vorgeschlagen: Ein Krankenwagen soll die ganze Zeit während der Hocketse am Ort des Geschehens bereitstehen. Im Notfall kann er einen Verunglückten aufnehmen und sich dann auf den Weg zu einer der Kliniken in der Innenstadt machen.

Auch wenn die Wengerter selbst nichts verlauten lassen, bestätigen Branddirektion und Amt für öffentliche Ordnung, dass es den Antrag der Degerlocher Weinbauern gibt. Sie lassen sogar deutlich erkennen, dass er die kritischen Punkte aus dem Weg räumt und das Fest künftig ohne Sorge am gewohnten Ort gefeiert werden kann. „Die Knackpunkte haben sich aus Sicht der Brandschützer damit erledigt“, sagt Frank Knödler, der Leiter der Stuttgarter Branddirektion. Ralf Maier-Geißer ist beim Amt für öffentliche Ordnung für Veranstaltungen zuständig. Auch für ihn scheint das Thema Schimmelhüttenhocketse mit dem Vorschlag der Wengerter ein gutes Ende gefunden zu haben. „Der Antrag liegt uns vor, und die Probleme fallen aus unserer Sicht weg“, sagt er.

Kunath-Scheffold lobt Lösung

Die Degerlocher Bezirkschefin Brigitte Kunath-Scheffold war dagegen noch nicht darüber informiert, dass es einen neuen Antrag der Wengerter zum Schimmelhüttenfest gibt. Auch sie spricht von einer „guten Lösung.“ Etwas erstaunt zeigt sie sich aber, dass die Wengerter damit einen Vorschlag aufnehmen, der bereits vor zwei Jahren im Raum stand. „Das hätten sie auch schon damals haben können“, sagt sie.

Die Weinbauern diskutierten bereits 2013 mit der Stadt über Wege, wie das Fest im Einklang mit den Vorschriften gefeiert werden könnte. Auch über das dauerhafte Aufstellen eines Krankenwagens sei gesprochen worden, sagt Brigitte Kunath-Scheffold. „Die Wengerter haben es damals aber nicht gewollt“, sagt Kunath-Scheffold. Frank Knödler erklärt ebenfalls, dass der nun von den Wengertern aufgenommene Vorschlag schon 2013 im Gespräch war. „Das wurde damals rundweg abgelehnt, weil damit Kosten für die Veranstalter verbunden gewesen wären“, sagt er. Ohnehin seien die Gespräche 2013 von den Degerlocher Weinbauern nur wenig sachlich geführt worden. Aus den Reihen der Wengerter hieß es dagegen bereits 2013, die Vertreter der Stadt hätten sich während der Aussprache stur verhalten. Zwei Jahre später wird nun plötzlich eine Lösung präsentiert, die es schon viel früher hätte geben können. Zumindest im Moment gibt es keine Erklärung dafür, warum ein Konflikt nun beigelegt scheint, in dem die Fronten 2013 noch unauflösbar schienen.