Bei der Abschlussveranstaltung in der Volksbank Feuerbach überreichte Joachim Arendt (5.v.l.) drei Schecks für soziale Projekte. Foto: Georg Friedel

Ein heimatgeschichtliches Projekt wird selbst zur Erfolgsgeschichte. Der Initiator und Projektleiter Joachim Arendt unterstützt mit dem Erlös drei soziale Einrichtungen im Stadtbezirk Feuerbach.

Feuerbach - Joachim Arendt schüttelte an diesem Abend in der Volksbank Feuerbach viele Hände und hörte lobende Worte. Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle war am vergangenen Mittwoch extra aus dem Stuttgarter Rathaus in die Räume des Kreditinstituts gekommen. Die Stadt könne stolz sein auf so „aktive, geschichtsbewusste Bürger“ wie Arendt, denn er halte die Erinnerung an die örtliche Geschichte lebendig. Die Bezirksvorsteherin Andrea Klöber schilderte die Etappen und Ergebnisse der mehrjährigen akribischen Recherche. Sie hob auch das Engagement der gesamten Gruppe von Historikern hervor – wie beispielsweise die Arbeitsgemeinschaft „Erlebbare Stadtgeschichte“ von Jutta Sailer-Paysan und ihrem Mann Moritz Paysan. Joachim Arendt habe eine „sehr fundierte Zusammenfassung der Feuerbacher Objektgeschichte“ vorgelegt, sagte die Vorsitzende des Bürgervereins Feuerbach, Ruth Maier.

Die Historie örtlicher Bauwerke wurde aufgearbeitet

Vermutlich ist Arendt, der seit 1965 in Feuerbach lebt und sich selbst als „Feuerbacher mit Migrationshintergrund“ bezeichnet, in den vergangenen fünf Jahren weit tiefer in die Ortsgeschichte eingetaucht als die große Mehrheit der gebürtigen Feuerbacher Bürger zeit ihres Lebens. Ausgangspunkt seines Engagements war die 2011 gestartete Initiative „Zukunftsforum Feuerbach“. Arendt entwickelte in diesem Rahmen das Projekt „Begehbares Feuerbacher Gedächtnis“(BFG), das aus drei Teilen besteht. Der in Stettin geborene und in Düsseldorf aufgewachsene Ingenieur und Historiker konzentrierte sich bei seiner Arbeit in erster Linie darauf, die Historie lokaler Bauwerke aufzuarbeiten. „Die Projekt-Recherche und Bearbeitung fokussierte sich zunächst auf 250 Feuerbacher Objekte, deren Bedeutung und Geschichte aufgrund einer Vereinbarung mit Günther Röder mit vielen Bildern und umfangreichen Texten auf dem Internet-Portal www.feuerbach.de veröffentlicht werden konnte“, berichtete Arendt in der Volksbank. Dieses Portal ist inzwischen auch im Stuttgarter Stadtarchiv vorhanden.

Parallel dazu entstanden Informationstafeln für örtliche Gebäude und andere Objekte. Dieses Projekt realisierte Arendt mit Hilfe von Sponsoren. „Aus den finanziellen Überschüssen der Tafel-Produktion konnte die erste Ausgabe meines BFG-Buches bezahlt werden“, sagte Arendt. Er dankte den vielen Unterstützern des Projektes, allen voran Walter Rieker für sein umfangreiches Bildarchiv sowie dem inzwischen verstorbenen Karl Müller. Inzwischen seien 3000 Exemplare des Buches weggegangen – teils durch Verkauf, teils durch Verschenken, teils aber auch durch Diebstahl von Ansichtsexemplaren an verschiedenen Orten. „Dabei habe ich die Hoffnung, dass die gestohlenen Bücher auch gelesen werden“, sagte Arendt bei der Abschlussveranstaltung mit einem Augenzwinkern.

Soziale Projekte werden finanziell gefördert

Insgesamt sei aber durch den Verkauf des Buches ein nicht unerheblicher Betrag auf dem Projektkonto gelandet: „Da dieses Geld durch Feuerbacher Privatspenden und Verkaufserlöse eingenommen wurde, möchte ich es hier und heute wieder an Feuerbach zurückgeben.“ Seine Wahl sei auf drei Projekte, die Kinder und Jugendliche innerhalb sozialer Einrichtungen in Feuerbach fördern, gefallen, betonte der Projektleiter (siehe auch Info-Kasten). Nach dem Festakt wurden jeweils 2000-Euro-Schecks an das Christliche Jugenddorfwerk Stuttgart (CJD), das Bhz und die evangelische Kirchengemeinde als Träger des Waldheims Lindental überreicht.

Zum Abschluss des lokalhistorischen Projektes wollte Arendt noch eine Bitte loswerden: „Derzeit haben wir nur noch 1000 Buch-Exemplare am Lager. Werden diese Restbestände verkauft, so können wir anderen gemeinnützigen und sozialen Einrichtungen ebenfalls eine finanzielle Förderung zukommen lassen.“

Spenden für lokale soziale Projekte

Projekt 1: Weltentdeckerraum
Mitte 2012 wurde im neuen Wohnquartier „Feuerbacher Balkon“ die Kita des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschland (CJD) eröffnet. Mit dem Spendengeld soll dort ein neuer Raum für die Kinder eingerichtet werden, der ganz im Zeichen des Forschens und Entdeckens steht. Lupen, Mikroskope, Pipetten, Reagenzgläser sowie ein Leuchttisch und Materialien zum Experimentieren sollen angeschafft werden.

Projekt 2: Neues Karussell
Im Waldheim der evangelischen Kirchengemeinde im Lindental werden jeden Sommer rund 500 Kinder von etwa 110 ehrenamtlichen Kräften betreut. Eines der Lieblingsspielgeräte der Kinder ist ein kleines Karussell auf dem Außengelände. Es ist in die Jahre gekommen und soll mit Hilfe des Spendengeldes erneuert werden.

Projekt 3: Inklusion im Alltag
Das Bhz Stuttgart betreibt inklusive Wohnprojekte im Föhrichhof und im Quartier „Feuerbacher Balkon“. Mit der Spende soll ein kooperatives Projekt an drei Feuerbacher Schulen in den Mittel- und Oberstufen initiiert werden. Geplant sei, dass die Bewohner mit Handicaps in verschiedene Schulklassen gehen und dort unter anderem auch den Unterricht mitgestalten: „Im Gegenzug laden wir die Klassen zu uns in die Wohnprojekte ein“, sagt Teamleiterin Katharina Wetzer.