Während des 24 Millionen teuren Umbaus im Stuttgarter Schauspielhaus wird neben dem Foyer und dem Zuschauerraum auch die Bühne saniert. Schauen Sie sich in unserer Bildergalerie die Sanierungsarbeiten an. Foto: dpa

Intendant Weber will im Februar 2012 Schauspielhaus wieder bespielen – Verzögerung möglich.

Stuttgart - Ein optimistisches „Wir hoffen“ und ein vielsagender Blick, in dem man auch Skepsis zu erkennen meinte, war bisher die Antwort auf die Frage, ob das Schauspielhaus nun wie geplant wiedereröffnet wird. Am 17. Februar 2012 soll sich am Eckensee erstmals wieder der Vorhang heben – zu Hasko Webers Inszenierung von „Don Karlos“. Am Montag haben die Proben begonnen, der Intendant eilte außerdem zu diversen Besprechungen für andere Inszenierungen, die im Februar an den Start gehen sollen.

Unterbrochen wurde die künstlerische Arbeit von unangenehmen Neuigkeiten, die der Intendant am Nachmittag zu verkünden hatte und die sich salopp gesagt mit „außen hui, innen noch ziemlich pfui“ zusammenfassen lassen. Es gibt noch immer erhebliche bauliche Mängel, die Arbeitssituation ist einigermaßen desaströs.

Eröffnung zum Saisonbeginn scheiterte bereits

Neu ist die Situation nicht. Auch die Eröffnung im Februar ist bereits ein Plan B. Eigentlich sollte das Staatsschauspiel pünktlich zum Saisonbeginn im Herbst 2011 wiedereröffnet werden, doch dann zeichnete es sich ab, dass der Termin nicht zu halten war . Weber hatte zur Eröffnung eine Doppelpremiere geplant, eine weitere Theaterpremiere sowie eine Ballettpremiere sollten zwei Wochen später folgen. Daraus wurde nichts. Das Theater konnte zwar noch länger als geplant in der Interimsspielstätte bleiben, Premieren mussten aber verschoben werden; eine geplante Produktion mit René Pollesch fiel der Umdisponierungen wegen aus.

Hasko Weber sprang selbst ein mit zusätzlicher Produktion, er brachte eine von Kritik wie Publikum gefeierte Inszenierung von Hans Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ in der Werkhalle der Niederlassung Türlenstraße zur Premiere.

Im Dezember sollte es nun erste technische Proben im Schauspielhaus geben, denn die komplette Steuerungstechnik und viele Anlagen sind neu. Hasko Weber: „Deshalb gibt es Vorschriften für die Inbetriebnahme, und viele Mitarbeiter müssen sich qualifizieren und sich mit der Bedienung vertraut machen. Außerdem wird der gesamte Theaterraum anders zu handhaben sein. Akustik und Sichtverhältnisse sind neu, so dass unsere alltägliche Erfahrung mit Proben und später auch den Inszenierungen neu wachsen muss. Die Proben für die ersten Premieren brauchen daher auch mehr Zeit und Aufmerksamkeit als gewohnt.“

Ensemble muss raus aus Alternativquartier

Das Ensemble ist bis einschließlich Silvester in der Niederlassung Türlenstraße zu erleben, regulär weiterbespielt werden die Spielorte Nord und das Kammertheater. Für Januar geplant ist der Auszug aus der Türlenstraße zurück ins Schauspielhaus.

In der Türlenstraße kann das Ensemble im Fall einer weiteren Eröffnungs-Verschiebung nicht bleiben. Das Haus ist bereits anderweitig vermietet. Was also tun? In einem Gespräch mit unserer Zeitung hatte Hasko Weber im Juni 2011 bereits von einem Plan C und Plan D gesprochen, wenn der Februartermin nicht zu halten wäre: „Wir müssten wohl ins Nord gehen und die Probebühnen zu Spielstätten machen und für diese Zeit neue Probebühnen suchen. Die haben wir auch schon gesucht, eventuell wäre das Depot infrage gekommen. Wir haben auch schon die Termine geprüft, denn es ist ja wichtig, die Termine und Titel zu halten, weil man sonst Verträge canceln muss, und das ist teuer.“

Zusätzliche Ausfallkosten nicht absehbar

Die Frage, wer das bezahlt, hatte Weber im Juni so beantwortet: „Betriebskosten und Einnahmeverluste für die Interimsverlängerung belaufen sich auf eine sechsstellige Zahl. Im Moment sieht es so aus, dass wir diese Summe selbst erwirtschaften müssen.“

Ob zusätzliche Ausfallkosten auf das Haus zukommen werden, ist noch nicht abzusehen. Fakt ist, dass die Proben zu den Premieren im Februar begonnen haben, der aus Berlin angereiste Gastregisseur Sebastian Hartmann hat seine Arbeit aufgenommen. Und auch zumindest dies ist sicher: Hasko Weber wird in den nächsten Wochen zwischen Baustelle und Probebühne pendeln müssen.