Glücklich in Stuttgart: Der neue Chef der Stuttgarter Schauspielbühnen, Axel Preuß Foto: Sabine Haymann

Gerade noch Schauspieldirektor am Staatstheater Karlsruhe, demnächst Intendant am Alten Schauspielhaus und der Komödie im Marquardt in Stuttgart: Axel Preuß wird von Sommer 2018 an neuer Chef der traditionsreichen Schauspielbühnen. Und will das treue Publikum mit einigen neuen Ideen überzeugen.

Stuttgart - Es ist eine durchaus selbstbewusste Entscheidung, die Andreas Hausmann als Vorsitzender des Trägervereins der Schauspielbühnen in Stuttgart am Freitag der Presse verkündete: Neuer Intendant am Alten Schauspielhaus und an der Komödie im Marquardt wird von der Spielzeit 2018/19 an Axel Preuß, derzeit noch Schauspieldirektor am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Er tritt damit die Nachfolge von Manfred Langner an, der zu Beginn des Jahres mitgeteilt hatte, die Schauspielbühnen verlassen zu wollen und inzwischen zum Intendanten an das Theater Trier berufen wurde.

Mit Preuß bedient sich der Schauspielbühnen-Verein nun ganz explizit in der Dramaturgen- und Spartenchefetage der großen deutschen Häuser. Der gebürtige Hamburger, Jahrgang 1962, hat im Lauf seiner Berufslaufbahn eng mit dem Theaterleiter Peter Spuhler zusammengearbeitet: Preuß war von 2002 bis 2005 dessen Chefdramaturg am Landestheater Tübingen und von 2005 bis 2009 Schauspieldirektor und stellvertretender Intendant am Theater Heidelberg. In dieser Zeit verantwortete er dort auch den Heidelberger Stückemarkt, ein bundesweit angesehenes Festival junger Autoren und zeitgenössischer Dramatik. Von 2010 bis 2016 war Preuß Chefdramaturg und Stellvertretender Generalintendant am Staatstheater in Braunschweig.

Spuhler, inzwischen Generalintendant in Karlsruhe, berief Axel Preuß gerade erst vor einem Jahr als Nachfolger von Jan Linders zum Direktor der Schauspielsparte. Dass sein langjähriger Kombattant nun so schnell schon wieder gen Stuttgart weiterziehen darf, muss mithin auch seinen Segen gefunden haben – und spricht dafür, dass Preuß, der Stadt- und Staatstheatermann, an den ganz speziellen Bedingungen seines künftigen Hauses offenbar besonderes Gefallen gefunden hat.

Theater muss weiblicher und vielfältiger werden, findet der neue Chef

Die Schauspielbühnen Stuttgart mit ihren beiden Traditionshäusern Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt sind ja ganz sicher kein einfaches Pflaster. Vorstandschef Andreas Hausmann versicherte, dass sich an den ökonomischen und spieltechnischen Voraussetzungen nichts ändern wird: Preuß muss hier vom Repertoire- zum Ensuite-Spielplan umsteigen, und ihm wird auch kein festes Ensemble zur Verfügung stehen. „Mich reizt aber ungemein die klare Positionierung des Hauses in Stuttgart“, bekundete er am Freitag nach seiner Berufung. Er habe die hochkarätige Arbeit seiner beiden Vorgänger Carl Philip von Maldeghem und Manfred Langner intensiv verfolgt und sehe sich in deren Tradition. „Auf der Bühne in der Kleinen Königsstraße wird es auch in Zukunft eine Mischung aus Klassikern, Stücken der Moderne und Aktuellem, Zeitgenössischem geben. Und im Marquardt bieten wir intelligenten, edelsten Boulevard“. Auch das Musical (Preuß sprach von „Singspiel“) werde weiter gepflegt, zudem in der Komödie das Schwäbische („Ich habe als Nordlicht keine Probleme damit. Meine ersten Theatererfahrungen stammen aus dem Ohnsorg“).

Also klares Signal an das Stammpublikum: vor allem herzliche Einladung, bei der Stange zu bleiben. Und doch lässt aufhorchen, wenn Preuß ankündigt, sich beim Spielplan für die erste Saison vorrangig mit dem künftigen Staatsschauspiel-Intendanten Burkhard C. Kosminski und Brigitte Dethier, der engagierten Chefin des Jungen Ensembles Stuttgart, absprechen zu wollen. Ebenfalls interessant: Der neue Intendant betont, ein Theater müsse heute „divers“ sein, also der gesellschaftlichen Vielfalt Rechnung tragen. „Sehr wichtig ist mir auch, künftig mehr Regisseurinnen am Haus zu haben.“ Man ahnt, dass sich hier jemand mit einigen frischen Ideen der 13-köpfigen Findungskommission (darunter Vertreter des Stuttgarter Gemeinderates) vorgestellt hat. Und sein Konzept hat offenbar restlos überzeugt. Der Vereinsvorsitzende Andreas Hausmann betonte, unter 35 Bewerbern sei die Wahl zum Schluss einstimmig auf Preuß gefallen.