Die Konservatorin Kati Bott bestückt eine Vitrine mit goldenen Kleiderspangen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Rund 2600 Jahre alte Schmuckstücke sind ab 21. November im Ehrenhof des Neuen Schlosses zu sehen. Sie stammen aus dem Grab einer Keltenfürstin, die 583 vor Christus nahe der Heuneburg im Kreis Sigmaringen bestattet wurde. Der Fund gilt landesweit als bedeutendster seit 35 Jahren.

Stuttgart - Bis zur Eröffnung der Ausstellung „Das Geheimnis der Keltenfürstin“ an diesem Freitag bestücken Restauratoren die Vitrinen im unspektakulären Container im Ehrenhof des Neuen Schlosses mit Grabbeigaben. Goldene Kleiderspangen, aufwendig verzierte Goldkugeln eines Brust-Colliers und goldene Ohrringe, aber auch mit Bernstein besetzte Kleiderspangen und der bronzene Kopfschutz eines Pferdes zählen dazu.

Die Funde aus dem Grab in einer Donau-Aue bei Bettenbühl, 2,7 Kilometer entfernt vom frühkeltischen Fürstensitz Heuneburg, sind eine archäologische Sensation. „Der Goldschmied hat sein Metier in Italien oder auf der iberischen Halbinsel gelernt. Wahrscheinlich ist er über die Alpen gekommen, hat eine Werkstatt eröffnet und junge Kelten ausgebildet“, sagt Professor Dirk Krausse. Die keltische Kunst, sagt der Experte, sei in der damaligen Frühzeit nicht bedeutend gewesen: „Sie war ornamental, ohne figürliche Darstellungen. Die jungen Leute, die der Goldschmied angelernt hatte, brachten dann mit neuen Techniken eigene Mythen ein, aus denen später der elegante keltische Stil mit Fabelwesen und floralen Elementen entstanden ist.“ Man stehe hier „vor der Initialzündung einer neuen Kunstepoche“.

Die Fürstin, die den Goldschmuck trug, war bei ihrer Bestattung nicht jünger als 30 und nicht älter als 40 Jahre alt. Ob das Kind, das in ihrer Nähe unter einem von langer Feldarbeit eingeebneten Grabhügel bestattet war, eine nahe Verwandte war, ist gegenwärtig nicht festzustellen. Dirk Krausse: „Wir haben quasi nur die Zähne, und diese haben so gut wie keine DNS. Vielleicht lässt sich in Zukunft, mit feineren Messmethoden als heute eine DNA-Analyse durchführen.“

Gefunden haben die Archäologen die Fürstin in einem steinernen Schacht, in dem eine 4,60 Meter lange, 3,60 Meter breite und 1,20 bis 1,30 Meter hohe Grabkammer aus Tannenholz eingelassen war. Weil das Holz gut erhalten blieb, war die Datierung auf 583 vor Christus einfach. Die Untersuchung an Ort und Stelle hätte wegen der Bewachung und des beheizbaren Zelts, unter dem man hätte arbeiten müssen, hohe Kosten mit sich gebracht. Am 18. Dezember 2010 wurde die mit Erde gefüllte Kammer deshalb als Block nach Ludwigsburg-Grünbühl verfrachtet.

Dort machten sich die Wissenschaftler mit moderner Technik über den mit Erde gefüllten Block her. Dennoch birgt die Grabkammer noch einige Geheimnisse. Dazu zählt eine mysteriöse Frau, die nahe der Fürstin begraben wurde. Unklar ist auch, warum der Schädel der Fürstin an einer Seite des Grabes, ihr Unterkiefer und ein Goldohrring jedoch an einer anderen lag. Möglicherweise war die Tote mehr als eine Fürstin. Dirk Krausse: „Weit ältere Werkzeuge der Steinzeit aus Feuerstein im Grab deuten darauf hin, dass sie vielleicht zauberkundig war.“ Nach weiteren Untersuchungen wisse man möglicherweise mehr. Die Arbeiten seien voraussichtlich im Jahre 2018 beendet.

Wo liegt der Unterschied zum vor 35 Jahren entdeckten Fürstengrab von Hochdorf? „Das Fürstengrab ist rund 50 Jahre jünger, die Grabbeigaben, darunter der Wagen und die Liege sind größer. „Im älteren Fürstinnengrab sind die Funde kleiner, aber feiner“, sagt Dirk Krausse. Diese belegten die Einflüsse Südeuropas schon in frühkeltischer Zeit. Vor dem Fund sei der einzige Hinweis darauf die Lehmziegelmauer um die Heuneburg gewesen, einer Handelsdrehscheibe für Bernstein aus Nordeuropa und Korallen aus Südeuropa.

Die Ausstellung „Das Geheimnis der Keltenfürstin“ vom 21. November bis 14. Dezember ist täglich von 10 bis 17 Uhr, donnerstags von 10 bis 19 Uhr, zu sehen. Der Eintritt ist frei.