Ferdinand Eppli im Tresorraum Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Weil Einbrüche und das Filialsterben der Banken zunehmen, wächst der Bedarf an sicheren Schließfächern. Zwei Unternehmer stoßen daher in eine Marktlücke.

Stuttgart - Böse Jungs müssen die folgenden zwei Sätze aus der Lektüre ausklammern: Seit Beginn des Jahres lagern unterm Marktplatz große Schätze. Bargeld, Schmuck, Gold und Edles. Von nun an darf jeder weiterlesen. Die Chance, in diese Schatzkammer wie im Gangsterfilm unerlaubt reinzuspazieren und sich zu bedienen, ist gleich null. Ferdinand Eppli, vom gleichnamigen Auktionshaus, hat im Keller des Gebäudes mit der Hausnummer 6 ein schwäbisches Fort Knox gebaut. Eppli nennt seine Hollywood-reife Neuerfindung Safelounge. Wie der Name schon sagt, verbindet der 20 Quadratmeter große Tresorraum Sicherheit mit Exklusivität.

Die Idee dazu kam von den Kunden des Auktionshauses. Immer wieder wurde der Senior, Franz Eppli, und Junior Ferdinand von den Kunden gefragt: „Habt ihr eigentlich keine Schließfächer?“ Die Antwort lautete stets: Haben wir schon, aber die sind alle voll.“ Seit Januar heißt es: „Klar haben wir. 1300 Stück in sieben Größen in einem Hochsicherheitstresorraum.“ Je nach Größe muss der Kunde zwischen 27 und 50 Euro im Monat anlegen, um seine Wertsachen zu deponieren. Eine Grundversicherung für Werte bis 5000 Euro inklusive.

Alles ist videoüberwacht

Doch diese Versicherung kann man sich eigentlich sparen. Nicht unbedingt wegen der ersten Hürde in die Schatzkammer. Die Glastür im Treppenhaus, die sich mit einer goldenen Codekarte öffnen lässt, wäre für einen Bösewicht kein Problem. Obwohl alle weiteren Schritte nach dieser Tür Video überwacht sind. Was reichen Menschen ein tatsächliches Gefühl der Sicherheit gibt, sieht man erst später. Ein Sinnbild dieser Sicherheit zeigt sich aber schon im Treppenhaus beim Anblick eines Ölgemäldes mit Namen „Der treue Wächter“. Der Wächter ist braver Hund mit spitzen Ohren, der ein tiefschlafendes Baby behütet.

„So muss man sich unsere Safelounge vorstellen“, sagt Ferdinand Eppli. Hier sei alles so gut aufgehoben, wie in Abrahams Schoß. Bevor er die Raffinessen und Standards seines Tresors präsentiert, macht er jedoch das, was seine Kunden vor dem Sesam-Öffne-Dich tun. Er verweilt bei einem Café auf einem seiner schwarzen Retro-Sesseln. Und er führt den Clou dieser Lounge vor: ein 15 000 Euro teures japanisches Klosett, das per Fernbedienung aus dem jeder Toilettengang ein Erlebnis macht. „Die Safelounge soll wie ein Ruhepol und ein exklusiver Club sein“, sagt Eppli Junior und schreitet zur eigentlichen Tat.

Seine goldene Codekarte inklusive eines fünfstelligen Pins öffnen die erste Pforte zur Schatzkammer. Gleichzeitig wird das Schließfach mit der Nummer 1127 aktiviert, das nun nur mit einem von zwei existierenden Schlüsseln zu öffnen ist. „Wenn der Kunde diese Schlüssel verliert, wird es teuer“, sagt Ferdinand Eppli, „dann müssen wir das Fach mit Gewalt öffnen.“ Bei seiner Demo gleitet sein Schlüssel jedoch mühelos ins Loch und entriegelt so das Edelstahltürchen, hinter dem die Kassette liegt.

Der Bedarf an solchen Kassetten ist offenbar groß. „In Stuttgart gibt es viele wohlhabende Menschen“, sagt Ferdinand Eppli. Sie alle leiden unter dem Filialsterben der Banken. Und unter den stark gestiegenen Risiken, dass man Opfer eines Einbruchs wird. Was also tun, wenn die Bank lange Wartelisten für ein Schließfach hat? „Wir bieten jetzt die Alternative“, sagt Eppli Junior. Eine Alternative mit Vorteilen. Denn im Gegensatz zu einer Bank müssen private Dienstleister auf diesem Sektor den Namen des Kunden nicht an Behörden weiter geben. „Und wer seinen Schmuck nur kurz am Wochenende ausführen will, wird an den Öffnungszeiten der Bank scheitern“, sagt Ferdinand Eppli. Seine Safelounge ist dagegen von Montag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Filialsterben der Banken

Um sich jedoch mit den Banken in Sachen Sicherheit messen zu können, hat er eine halbe Million Euro in den Keller am Marktplatz investiert, der wie alle anderen Kellerräume nicht mit der Bunkeranlage unter dem Kopfsteinpflaster verbunden ist. „Das hier ist ein Raum im Raum“, sagt er, „die Wände, der Boden und die Decke ist aus 30 Zentimeter dickem Stahlbeton. Der ganze Raum wiegt 70 Tonnen.“ Früher hätte man ein Meter dicke Wände gebraucht, um den gleichen Sicherheitsstandard zu gewährleisten.

Auch die rot lackierte Tresortür ist Faszinosum. Nicht nur, weil sie nur von zwei Menschen in einem Atemzug und nur während der Öffnungszeiten mit einem achtstelligen Code zu öffnen ist. An der Tresortür der Essener Geldschrankfabrik „zerschellt jeder Bohrer“, behauptet Ferdinand Eppli. Selbst wenn einer am Nachbargebäude den Bohrer an der Wand ansetzt, schrillen dank eines Körperschallmelders bei einem Sicherheitsunternehmen und der Polizei die Alarmglocken. Ferdinand Epplis Botschaft an alle guten und bösen Jungs lautet daher: „Hier ist es fast undenkbar, dass etwas passiert.“