Die feinen Härchen des Eichenprozessionsspinners sind das Problem. Sie enthalten das Eiweiß Thaumetopein, dieses löst die Hautausschläge beim Menschen aus. Foto: dpa-Zentralbild

In Sillenbuch sind 27 vom Prozessionsspinner befallene Eichen gemeldet worden, in Degerloch ein paar weitere. In beiden Bezirken – aber auch in Birkach und Plieningen – hat eine Spezialfirma etliche Bäume vorsorglich mit einem Insektizid besprüht.

Filder - Der Eichenhain ist für die unangenehmen Raupen ein Paradies. Viele der Eichen in dem Riedenberger Naturschutzgebiet stehen an einem Südwesthang und damit im Warmen. „Das ist kein schlechtes Habitat für den Eichenprozessionsspinner“, sagt Hagen Dilling, der Leiter des Stuttgarter Forstamts. Wer zurzeit durch den Eichenhain spaziert, sollte die Augen offen halten. „Vorsicht ist geboten“, sagt Dilling. Leider komme es immer wieder vor, dass die Leute aus Neugier in den Gespinsten herumstochern oder sie gar mit heim nehmen. Eine schlechte Idee: „Es würde ja auch keiner nackig durch ein Brennnesselfeld laufen.“

Die Härchen lösen Juckreiz aus

Die schwarzgrünen Raupen mit den langen weißen Haaren sehen hübsch aus, flauschig und exotisch. Aber wie so oft im Tierreich sind die schillerndsten Exemplare die giftigsten und gefährlichsten. Beim Eichenprozessionsspinner sind es die feinen Härchen, die dem Menschen Probleme bereiten können. Sie enthalten das Eiweiß Thaumetopein und lösen Hautausschläge aus. „Und zwar deutlich intensiver als Brennnesseln“, sagt Dilling. „Man muss daher den Kontakt meiden, so weit man kann.“

Auch dieses Jahr hat die Stadt wieder eine Spezialfirma beauftragt, um den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. Rund 2200 Eichen im Stadtgebiet sind präventiv mit einem Mittel besprüht worden. Mit 912 gespritzten Bäumen an Straßen, auf Spielplätzen und an Schulen sind die Filderbezirke überproportional vertreten. In Birkach sind 41 Eichen vorsorglich behandelt worden, 21 davon an der Grundschule Birkach, in Plieningen waren es 90. In beiden Bezirken ist der Spinner bisher nicht gesichtet worden. Anderes gilt für Degerloch und Sillenbuch. In Sillenbuch sind 230 Eichen präventiv gespritzt worden, allein 60 auf dem Ostfilderfriedhof und 75 rund um den Sillenbucher Markt. Bei Letzterem seien nun 27 befallene Eichen gemeldet worden. Die Raupen und ihre Gespinste sollen baldmöglichst weggesaugt werden. In Degerloch sind in diesem Jahr 136 behandelt worden, Eichenprozessionsspinner seien auf ein paar der Bäume auf dem Neuen Friedhof und an der Haltestelle „Peregrinastraße“ gesichtet worden.

Niemöl gegen Schädlinge

Das Mittel, das im Zeitraum von Ende April bis Mitte Mai in die Kronen der Eichen gesprüht wurde, ist Neemöl beziehungsweise Niemöl. Das ist ein natürliches Insektizid, das aus den Samen des Niembaums gewonnen wird. Dieser wächst in tropischen Gefilden. Das Öl wird als wässrige Lösung auf die Krone gesprüht, sodass möglichst alle Blätter benetzt werden. „Die Raupe frisst diese, und es bekommt ihr nicht“, erklärt Dilling. Das Insektizid wirke nur auf die Sorte Schmetterlingsraupen, die zu diesem Zeitpunkt dort fressen. „Andere Tiere, die auf den Eichen leben, sind nicht betroffen.“ Denn die Sprühlösung verliere durch Sonneneinstrahlung mit der Zeit an Wirksamkeit. „Die Entwicklung der Raupen ist an die Entwicklung der Eichen gekoppelt“, sagt er. Die Schädlinge schlüpfen aus ihren Eiern, sobald die Bäume austreiben, denn das Grün dient ihnen als Nahrung. „Wenn das Eichenblatt so groß ist wie ein Zwei-Euro-Stück, dann ist der optimale Zeitpunkt zum Sprühen“, sagt Dilling.

Manch Eichenprozessionsspinner entwickelt sich aber trotz dieser Behandlung. Aktuell sind die Mitarbeiter der vom Forstamt beauftragten Firma daher in ihren Schutzanzügen unterwegs, um dennoch aufgetretene Nester mit einem Sauger zu entfernen. In den vergangenen Jahren habe man zwischen 120 und 600 Gespinste entfernen müssen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. „Wir werden den Eichenprozessionsspinner nicht ausrotten, das werden wir nicht mehr erleben“, sagt Dilling. „Er wird ein Dauerbegleiter. Wir müssen uns auf dieses Tier einstellen, und die Bevölkerung muss lernen, damit umzugehen.“ Denn gegen befallene Eichen im Wald kann die Stadt nichts ausrichten. Die Bäume müssten vom Hubschrauber aus besprüht werden, doch das ist unmöglich, da ein Mindestabstand von 200 Metern zu Häusern gehalten werden muss.

Nützliche Tipps:

Wer mit den Härchen des Eichenprozessionsspinners in Kontakt gekommen ist, sollte schnell die Kleider wechseln, duschen sowie Haare und Kleider waschen. Gegen den Juckreiz helfen Mittel, die man bei Insektenstichen verwendet. Sollte es zu stärkeren allergischen Reaktionen kommen, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.
Hinweise auf befallene Eichen können beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt unter Telefon 21 68 89 13 geben werden