Zwei SSB-Busse am Hauptbahnhof: Die Verkehrsbetriebe fühlen sich technisch gut aufgestellt, der Umwelthilfe genügt die Flotte angesichts der Luftwerte in Stuttgart nicht Foto: Achim Zweygarth

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG ist im Visier von Umweltschützern. Die Deutsche Umwelthilfe hält die Busse der SSB für Problemfälle und fordert Nachbesserung. Das Unternehmen will das nicht auf sich sitzen lassen.

Stuttgart - Jürgen Resch feuerte eine volle Breitseite ab, als er in der SWR-Radiosendung „Leute heute“ zum VW-Abgasskandal und zu verwandten Themen befragt wurde. Selbst relativ neue Omnibusse, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, hätten eine miserable Abgasreinigung, mit der die gesundheitsschädlichen Stickoxide (NOx) „eben nicht oder kaum rausgefiltert werden“. Das sei „gerade auch in Stuttgart“ der Fall, wo mit dem Neckartor der „schmutzigste Platz Deutschlands“ liege. Auch ohne ausdrückliche Nennung der SSB musste fast jedem Hörer klar gewesen sein, gegen wen sich das richtete: gegen die SSB, die in Stuttgart den Linienverkehr betreiben. Sie protestieren nun energisch. Nicht nur, weil am Neckartor „keine SSB-Buslinie verläuft“.

Die Position der Umwelthilfe

Nach Reschs Auffassung hat das Übel seinen Ursprung darin, dass die Motoren und Abgasbehandlungsanlagen selbst der neuesten Busse auf einen Betrieb wie in einem Lkw ausgelegt sind. Eingesetzt würden sie aber ganz anders. Wegen des ständigen Anfahrens und Haltens springe die NOx-Stickoxid-Reinigungsanlage, auch SCR genannt, nicht an. Die Abgase würden nicht so heiß wie bei einem Lkw, der größere Last auf längeren Strecken befördere. Daher werde beim Bus das Harnstoffmittel AdBlue nicht in die Abgase eingespritzt. So bleibe es bei hohen NOx-Konzentrationen. „Da müsste eine Nachheizung eingebaut werden“, meint Resch. Die Emissionen im Realbetrieb stünden – zumindest bei den Fahrzeugen unterhalb der Euro-6-Norm – nicht im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben. „Die Stuttgarter wollen aber partout die Flotte nicht nachrüsten, obwohl das viel bringt“, sagt Resch. Das sei nicht nur wegen der Stickoxide notwendig. In dem ins Umland ausstrahlenden Verkehr würden immer noch Fahrzeuge ohne Rußpartikelfilter eingesetzt, sagt Resch.

Axel Friedrich, technischer Berater der Umwelthilfe, sagte, eigentlich sollte die SSB keinen Bus ohne Partikelfilter mehr haben. Und auch die Nachrüstung im Sinne einer NOx-Reduzierung sei für jeweils 3000 bis 4000 Euro möglich. Man wolle aber gar nicht, dass die SSB die Kosten tragen. Sie sollen es bei den Busherstellern einfordern. Glaubhaft seien die SSB in Sachen NOx-Behandlung, wenn sie auf den Tisch legen, wie viel AdBlue-Harnstoffmittel sie einsetzen. Das hätten die SSB bisher nie verraten, kritisiert Friedrich. Mit ihrer Kritik an den SSB knüpft die Umwelthilfe an Vorwürfe vor zehn Jahren an. Schon damals hatte sie den Fuhrpark der SSB bemängelt. Und wie damals widersprechen die SSB auch jetzt.

Die Position der SSB

Laut Technik-Vorstand Wolfgang Arnold und Markus Wiedemann, Leiter der SSB-Fahrzeugwerkstätten, beschafft das Unternehmen schon seit 2007 Busse mit dem Abgasstandard EEV, der eine Verbesserung gegenüber Euro 5 darstellte. Sie verfügen nicht nur über einen Partikelfilter, sondern auch über NOx-Reduzierung. Diese Technik hätten inzwischen 165 von 255 Bussen. Ohne Partikelfilter habe man im Grunde nur noch Dieselhybridbusse, die mehr als die Hälfte ihrer Einsätze elektrisch absolvieren und 45 Prozent weniger NOx ausstoßen als die EEV-Busse. Daneben gebe es vier Brennstoffzellenbusse und 36 Fahrzeuge der Euro-Norm 3 mit geschlossenen Partikelfiltern. Letztere könnte man theoretisch noch mit einer NOx-Reduzierung nachrüsten. Das bringe aber nur zwei bis drei Prozent Entlastung und koste 10 000 bis 20 000 Euro. Dieses Geld stecke man lieber in die Neuanschaffung von modernsten Euro-6-Bussen, von denen man inzwischen 30 habe. Busse, die rund zwölf Jahre Laufzeit haben, könne man aber nicht nach wenigen Jahren ausmustern.

Dass die NOx-Reinigung bei den damit ausgerüsteten Fahrzeugen wirke, habe man seit 2009 mit Messtouren nachgewiesen. Das müsse auch die Umwelthilfe mal zur Kenntnis nehmen. Die eingesetzte Menge von AdBlue erheben die SSB nicht, behauptet Wiedemann.