Schach-Weltmeister Magnus Carlsen Foto: dpa

Der Norweger Magnus Carlsen hat nur ein Ziel: Er will seine WM-Titel im Blitz- und im Schnellschach in Berlin verteidigen

Berlin - Der norwegische Weltmeister Magnus Carlsen ist da, sein Langzeit-Rivale, der Inder „Vishy“ Anand ebenfalls. Auch der russsische Ex-Weltmeister Vladimir Kramnik ist dabei, wenn ab diesem Samstag bis zum kommenden Mittwoch in Berlin die Weltmeister im Schnell- und Blitzschach ermittelt werden. Das Treffen der 200 Spitzenspieler aus aller Welt ist eine der wichtigsten Schachveranstaltungen, die jemals auf deutschem Boden stattgefunden haben.

Blitzschach – das ist das ganze Schachleben in einer Nussschale. All die emotionalen Achterbahnfahrten, die während einer vier- oder fünfstündigen Partie im klassischen Schach die Spieler erschüttern, sind zusammengedrängt auf den Zeitraum von je drei Minuten, die jeder Spieler zur Verfügung hat. Der ultimative Test für Turbodenker: Wer zu lange grübelt verliert durch Überschreiten der Zeit. Blitzschach ist nicht nur die bei Amateurspielern beliebteste Schachform, sie ist auch für die Champs eine Probe aufs Genie. Wer die besteht, ist in aller Regel auch im klassischen Schach spitze. Kein Wunder, dass Magnus Carlsen (24) zurzeit der König aller Klassen in der Schachwelt ist. In Dubai sicherte er sich 2014 die Titel im Blitz- und im Schnellschach, wo mit 15 Minuten Bedenkzeit gespielt wird. Im klassischen Schach ist er ohnehin das Maß aller Dinge.

Carlsen kann auch Blindschach

Carlsen kann sogar noch eine andere „Disziplin“. Gerade hat er in Wien eine Schauveranstaltung im Blindschach gegen fünf Gegner gleichzeitig absolviert und 3:2 gewonnen. Der geschlauchte Weltmeister freute sich hinterher aber auf das Turnier in Deutschland. „In Berlin wird alles einfacher. Ich werde nur gegen einen Gegner gleichzeitig spielen und das Brett sehen können.“

Gespannt ist man in der Schachwelt auf den Auftritt des französischen Großmeisters Maxim Vachier-Lagrave. „MVL“ gilt in der Szene als Schwergewicht und Medaillenanwärter. Zum Favoritenkreis zählt auch der russische Zeitnot-Junkie Alexander Grischuk, dessen Kreativität auflebt, wenn nur noch Sekunden der wertvollen Bedenkzeit übrig geblieben sind. Außerdem ist Weltcup-Sieger Sergey Karjakin (Russland) für einen Podiumsplatz gut. Der deutsche Nationalspieler Georg Meier wird versuchen, in die Phalanx der Spitzengroßmeister vorzudringen. Das wird schwer. Allerdings konnte Meier bei der Vorgänger-WM in Dubai Carlsen an den Rand einer Niederlage bringen. Ausgelobt ist ein Preisfonds von 400 000 US-Dollar (355 000 Euro).

Die WM wurde am gestrigen Freitag eröffnet. Im Berliner Kino „International“ wurde den Stars der 64-Felder-Welt der rote Teppich ausgerollt. Gezeigt wurde als Premiere der Hollywoodfilm „Pawn sacrifice“ (Bauernopfer) mit Tobey Maguire in der Hauptrolle. Gespielt wird in den Sälen der Bolle-Meierei in Alt-Moabit. Schachfans können die WM live im Internet auf ChessBombo oder playchess.com verfolgen.