Wiebke von Wietersheim vom Stadtplanungsamt nimmt die Anregungen der Bürger zum Sanierungsgebiet auf. Foto: Christoph Kutzer

Die Bürger haben ihre Anliegen in die vorbereitenden Untersuchungen zum Sanierungebiet Kaltental eingebracht. Dabei geht es ihnen nicht nur um die Themen Verkehr und Nahversorgung.

Kaltental - Draußen brütet die Hitze über der Stadt. Im Gemeindesaal der Kaltentaler Thomaskirche ist es angenehm kühl. Das kommt den zahlreichen Anwesenden entgegen, die sich am Donnerstagabend an der zweiten Öffentlichkeitsveranstaltung der vorbereitenden Untersuchungen für ein mögliches Sanierungsgebiet Stuttgart-31 beteiligen.

Auch wenn diesmal, anders als beim ersten Treffen im Dezember, keine zusätzlichen Sitzplätze benötigt werden – das Interesse ist nach wie vor groß. Dafür sprechen auch die Zahlen, die Kristin Seifert von der Steg Stadtentwicklung GmbH präsentiert. Die Bürgerbeteiligung per Fragebogen ist abgeschlossen. 36 Prozent der Eigentümer und 24 Prozent der Haushalte haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, Wünsche und Kritik zu äußern.

Seifert nennt diese Quote „im Vergleich zufriedenstellend bis gut“. Die Qualität der vorliegenden Daten sei ausgezeichnet, fügt sie hinzu. Abgerundet wird das Bild durch eine separate Kinderbefragung, die ein Novum im Beteiligungsprozess darstellt, und eine Online-Erhebung, an der sich immerhin 93 Personen beteiligt haben.

Bürger bringen viele Ideen ein

Die Ergebnisse sind wenig überraschend: Während die Kaltentaler die Lage ihres Stadtteils nahe des Waldes und der Natur zu schätzen wissen, sehen sie die Verkehrssituation mehrheitlich kritisch. Lärmbelastung, Tempoüberschreitungen im Ortskern und Parkplatzprobleme liegen auf der Liste kritischer Punkte ganz weit vorn. Hinzu kommt die faktische Teilung der beiden Kaltentaler Hügel durch die Böblinger Straße und die kaum überquerbare Straßenbahntrasse. Unterschiedlich fällt die Einschätzung der Nahversorgung aus: Etliche Anwohner sind offenbar mit den Einkaufsmöglichkeiten zufrieden. Weit größer ist aber die Zahl derer, die einen Verbesserungsbedarf sehen.

Soweit die Bestandsaufnahme. Der Steg-Mitarbeiter Tilman Sperle hat die verschiedenen Ansatzpunkte für eine mögliche Sanierung auf Karten des Sanierungsterrains festgehalten. Plätze mit suboptimaler Aufenthaltsqualität oder ungenutzte Grundstücke – besonders unübersichtliche Kreuzungen und Gebiete, die stark unter Fremdparkern zu leiden haben – sind farblich entsprechend markiert. Die Vielfalt der Ideen springt regelrecht ins Auge.

Die Stadt will die Vorschläge soweit es geht berücksichtigen

Die Veranstaltung dient dem Zweck, die bereits erfassten Punkte in Diskussionen in Kleingruppen zu ergänzen und Prioritäten zu setzen. Menschentrauben bilden sich um die bereitstehenden Stellwände. Anregungen werden gesammelt, einzelne Punkte diskutiert. Anhand der vorbereiteten Karten geht es schnell ins Detail: Wäre ein Kreisverkehr am Ortseingang bustauglich? Wie könnte die Fläche rund um die Haltestelle Kaltental ansprechender gestaltet werden, und sollte der Friedhof nicht ebenfalls Teil des Sanierungsgebiets sein?

Unterschiedliche Auffassungen herrschen über die Zukunft des AWS-Geländes an der Böblinger Straße: Eine Nutzung für die Nahversorgung wäre denkbar. Favorisiert wird allerdings die Einrichtung eines Jugendtreffs auf dem Areal. Die Gespräche mit den Experten von Steg und Stadt über die Bedeutung von bezahlbarem Wohnraum oder die Verbesserung der Anbindung an den ÖPNV sind so anregend, dass der Bezirksvorsteher Raiko Grieb, der den Abend moderiert, zunächst Mühe hat, alle wieder im Plenum zu versammeln.

„Das war eine ganz wichtige Runde für uns“, fasst Altraut Schiller vom Amt für Stadtplanung ihren Eindruck zusammen. „Wir kommen ja immer mit einem Blick von außen her. Heute haben wir nochmals ihre Sichtweise wahrgenommen und praktische Hinweise erhalten, die wir in unseren Antrag einarbeiten werden.“ – „Es ist wichtig, das zu berücksichtigen, was an originären Ideen und Anmerkungen direkt aus dem Stadtteil kommt“, ergänzt ihre Kollegin Wiebke von Wietersheim. „In dieser Hinsicht waren die Gespräche heute sehr ergiebig.“ Nun gilt es, die Pläne für ein mögliches Sanierungsgebiet mit den zuständigen Ämtern abzustimmen. Am 19. September soll der Antrag im Bezirksbeirat Süd vorgestellt werden.