Andreas Eberle und Christiane Lerch freuen sich, dass es wieder losgeht. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Stuttgarter Sternwarte auf der Uhlandshöhe ist im November 2015 durch ein vorsätzlich gelegtes Feuer stark beschädigt worden. Spätestens im Herbst soll die Sanierung nach dem Brand abgeschlossen sein.

Stuttgart - Das Teleskop ist wieder betriebsbereit. Mit dem Wiedereinbau warten wir aber, bis die Bauarbeiten komplett abgeschlossen sind“, sagt Andreas Eberle. Der Vorsitzende des 1920 gegründeten Vereins Schwäbische Sternwarteist guter Dinge, dass der Einbau des Teleskops im August, spätestens aber im September erfolgen kann. Das optische Instrument zum Beobachten von Himmelskörpern ist – wie Teile des Gebäudes – bei einem vorsätzlich gelegten Brand im November 2015 stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei der Firma Zeiss in Jena wurde das optische Präzisionsinstrument wieder auf Vordermann gebracht. „Es wurde komplett auseinandergenommen, alles – auch das kleinste Zahnrad – wurde gereinigt und anschließend wieder zusammengebaut“, berichtet Andreas Eberle. Mit anderen Mitgliedern des Vereins hat er sich vor wenigen Wochen in Jena selbst ein Bild davon gemacht, wie das Teleskop instandgesetzt wurde. „Ich bin ganz zuversichtlich, dass alles wieder richtig funktioniert“, sagt Eberle nach der rund 90 000 Euro teuren Generalüberholung des Teleskops. „Allerdings wird sich das letztendlich erst im Betrieb zeigen.“

Spätestens im Herbst soll es wieder losgehen

Der reguläre Betrieb der Sternwarte Uhlandshöhe soll spätestens im Herbst wieder aufgenommen werden. Bei der Stuttgartnacht im Oktober wird die Sternwarte dennoch nicht geöffnet haben. Der Verein nimmt zwar an der Stuttgartnacht teil, allerdings mit mobilen Teleskopen abseits der Sternwarte. Die Verantwortlichen wollen vermeiden, dass der Verein – falls es zu Verzögerungen bei den Sanierungsarbeiten kommt – unnötig unter Zugzwang gerät. Denn bei den Stuttgarter Hobbyastronomen gilt das Motto: Gut Ding will Weile haben.

Seit einiger Zeit haben Astronomiebegeisterte bereits wieder die Möglichkeit, die Außenteleskope zu nutzen. Auch diese standen zur Beobachtung von Himmelskörpern längere Zeit nicht zu Verfügung, „obwohl sie durch den Brand nicht in Mitleidenschaft gezogen waren“, erklärt Eberle. Da aber die zum Betrieb nötige Infrastruktur nicht mehr gegeben war, blieben die Außenteleskope längere Zeit ungenutzt. Inzwischen gibt es an Freitag- und Samstagabenden wieder die Möglichkeit, die Sterne ins Visier zu nehmen. Sonntags gibt es zudem Sonnenführungen.

Rund 350 000 bis 380 000 Euro, so schätzt Eberle, wird die Sanierung der Sternwarte am Ende gekostet haben. Gut 300 000 Euro erhält der Verein zur Beseitigung der durch den Brand entstandenen Schäden von Versicherungen. Weitere bis zu 80 000 Euro investiert der Verein, um die Sternwarte im Zuge der Brandsanierung auch zu modernisieren. „Die letzte größere Modernisierung war in den 1970er-Jahren“, sagt Eberle. Auch wurde die Gunst der Stunde genutzt, die Weichen für die seit langem angedachte Erweiterung der Sternwarte zu stellen. Hatte der Verein nach dem Brand darüber nachgedacht, eine solche gleich mit zu realisieren, so wurde diese Idee wieder verworfen. Aus finanziellen Gründen und aus Zeitgründen, wie Eberle verdeutlicht.

Eine Erweiterung ist bereits geplant

Die angestrebte Erweiterung der Sternwarte schlage mit einem siebenstelligen Betrag zu Buche. „Außerdem wird die Erweiterung baulich sicher zwei bis drei Jahre dauern“, glaubt Eberle. Schließlich will der Verein die 1922 in Betrieb genommene Sternwarte nicht nur barrierefrei zugänglich machen. Es sollen auch Räume für die Geschäftsstelle, Lagerflächen für historische Dokumente, eine kleine Werkstatt und Toiletten neben einem weiteren Raum für moderne Beobachtungsinstrumente entstehen. „Denn auch instrumententechnisch hat sich in den vergangenen Jahren einiges weiterentwickelt“, sagt Eberle. Man müsse daher auch technisch wieder etwas aufrüsten. Schließlich gehöre die Sternwarte in der Landeshauptstadt, „wenn man die Historie betrachtet“, so Eberle, mit ihren vielfältigen Aktivitäten zu den bundesweit ganz großen. Dies, obwohl die Sternwarte Uhlandshöhe – rein räumlich gesehen – eher winzig sei. Die Finanzierung des anstehenden Mammutprojekts soll weitgehend über Spenden und Fördergelder erfolgen. Erste Ideen und Konzepte gebe es bereits.

Jährlich rund 200 Veranstaltungen hat der 97 Jahre alte Verein laut Eberle vor dem Brand ehrenamtlich gestemmt. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten soll es daher auch mit Vollgas weitergehen. Schließlich wolle man die Menschen für die Astronomie begeistern. Und dafür seien nach der Sanierung zumindest die Rahmenbedingungen wieder gegeben. Wie lange es dauern wird, bis die Erweiterungspläne realisiert werden können, vermag der Vorsitzende der Schwäbischen Sternwarte nicht zu sagen. „Unser Ziel ist aber, dass es schnell mit dem nächsten Projekt weitergeht.“ Man wolle aber eine „kurze Verschnaufpause“ einlegen, um die ehrenamtlichen Mitstreiter nicht zu überfordern.