Die SRC-Teams sind auf vielen Plätzen zuhause – und das nicht nur in Stuttgart. Foto: Eibner

Einerseits sind die Degerlocher Rugby-Spieler im Glück: Ihr Platz an der Hohen Eiche wird saniert. Gleichzeitig ist dies die Zerreißprobe. Denn die Mannschaften müssen an vielen verschiedenen Orten trainieren.

Hoffeld - Der Stuttgarter Rugby-Club (SRC) steht aktuell vor Herausforderungen der ganz besonderen Art – allerdings nicht in rein sportlicher Hinsicht. Vielmehr ist die Sanierung der eigentlichen Heimstätte des vor 80 Jahren gegründeten Degerlocher Klubs der Grund: das Stadion an der Hohen Eiche. Neben einer neuen Laufbahn wird dort auch ein neues Rasenspielfeld eingebaut.

Verein hofft, dass es das Abenteuer übersteht

Das ist prinzipiell eine gute Sache. Doch dadurch sind die fünf Teams des Vereins gezwungen, für den Rest des Jahres ihre Trainingseinheiten und ebenso auch die Heimspiele an anderer Stelle zu absolvieren. „Wir hoffen sehr, dass wir dieses Abenteuer finanziell überstehen und uns nicht zusätzlich auch noch Mitglieder abspringen“, sagt die SRC-Vorsitzende Sabine Missbach, die seit drei Jahren die Geschicke des mehr als 200 Mitglieder starken Vereins lenkt.

Jammern möchte Sabine Missbach jedoch nicht. Vielmehr freut sie sich, dass nach langen Anlaufschwierigkeiten nun endlich Bewegung in diese Angelegenheit, sprich in die Sanierung, gekommen ist. Denn die Laufbahn im Stadion an der Hohe Eiche, die hauptsächlich von den Mitgliedern des LAC Degerloch genutzt wird, war schon seit Jahren marode. Mehr noch: Sie wurde von den Leichtathleten angesichts von tiefen Löchern auf der sich immer mehr ablösenden Tartan-Oberfläche beinahe schon gefürchtet. „Und zudem spendiert uns ja die Stadt auch noch eine neue Rasenspielfläche“, sagt die 41-Jährige, „das ist auch sehr gut“.

Es ergeben sich individuelle Probleme

Sorgen bereiten ihr die individuellen Probleme, die sich für ihren Verein durch die seit zwei Monaten laufenden Umbauarbeiten ergeben haben. Denn: „Wir sind momentan quasi in alle Winde zerstreut“, sagt Missbach. Insgesamt fünf Mannschaften – drei Aktiven- sowie zwei Nachwuchsteams – gehen in dieser Saison in den SRC-Trikots an den Start. Das Frauenteam hat seinen Unterschlupf bei den Stuttgart Scorpions gefunden und darf auf deren tus-1-Platz auf der Waldau trainieren. Dort werden sie in der neuen Bundesligasaison, die am Samstag, 13. September, mit dem Auftritt gegen die SG Rhein/Main (14.30 Uhr) beginnt, und auch für den Rest des Jahres ihre Heimspiele austragen.

Ungleich verzwickter ist die Situation bei den SRC-Männern, die zunächst auf der Bezirkssportanlage an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt ihre ersten Trainingseinheiten vor dem Saisonstart absolviert haben und seit Kurzem an der Schlotwiese in Zuffenhausen beheimatet sind.

Trainingsstätte fehlt es an Duschen und Umkleiden

Dort freilich fehlt den starken Männern abgesehen von einem Rasenplatz die weitere Infrastruktur, um sich vernünftig auf die Duelle in der zweiten Bundesliga Süd vorzubereiten. Denn: Umkleidekabinen mit Duschen gibt es dort nicht und ebenso wenig eine Flutlichtanlage. Teilweise trainieren die Amateursportler im Halbdunklen – ehe sie in ihren verschwitzten und verdreckten Klamotten in die Autos steigen, um daheim zu duschen. Sabine Missbach hat diese Problematik den Verantwortlichen des Stuttgarter Sportamts bereits eindringlich geschildert. „Wir befinden uns momentan in guten Gesprächen“, sagt sie dazu. Doch wie lange es dauern wird, bis die Stadt diese denkbar ungünstige Situation verbessern wird, kann sie nicht absehen.

Ihre Heimpartien tragen die SRC-Recken allerdings nicht in Zuffenhausen, sondern auf der Anlage des Erstligisten TV Pforzheim aus. Der deutsche Rugby-Vizemeister hat ihnen angeboten, sein Rugbystadion im Stadtbezirk Eutingen im Rahmen seiner eigenen Bundesliga-Heimauftritte mitzubenutzen. „Für dieses Entgegenkommen sind wir den Kollegen aus Pforzheim sehr dankbar“, sagt Missbach. Doch auch diese Maßnahme kostet den Stuttgarter RC zusätzliches Geld. Denn abgesehen von den fehlenden Einnahmen, die der Klub bei seinen Erst- und Zweitliga-Heimspielen an der Hohen Eiche generieren würde, müssen die Degerlocher nun auch noch für die Benutzung des fremden Terrains bezahlen.

Die Jüngsten trainieren in Nürtingen

Doch da gibt es auch noch eine andere Sache, die ihr Kopfzerbrechen bereitet: Die jüngsten Rugbyspieler ihres Vereins haben ihre sportliche Interimsheimat inzwischen noch weiter entfernt von der Hohen Eiche bezogen: und zwar in Nürtingen im Kreis Esslingen. Was nicht nur für die Nachwuchsakteure, sondern vor allem auch für deren Eltern eine zusätzliche Belastung bedeutet, die deshalb noch weitere Wege als sonst mit dem Auto in Kauf nehmen müssen. „Hoffentlich werden uns deshalb nicht auch noch Mitglieder abspringen“, sagt Sabine Missbach.