Ein beeindruckendes Gebäude mit bedeutendem Inhalt in hervorstechender Lage: Die Villa Domnick auf der Filderhöhe über Nürtingen. Foto: Michael Steinert

Die Villa Domnick feiert ihren 50. Geburtstag. Das Wohnhaus und Museum von Ottomar Domnick steht wegen seiner hervorragenden Bedeutung für die Kunst- und Kulturgeschichte des Landes unter besonderem Schutz.

Nürtingen - Im Oktober 1967 haben Greta und Ottomar Domnick, ein Stuttgarter Ärzteehepaar, ihre neu errichtete Villa auf der Oberensinger Höhe bei Nürtingen mit einer großen Feier eingeweiht. 50 Jahre später beherbergt das bereits im Jahr 1982 wegen seiner hervorragenden Bedeutung für die Kunst- und Kulturgeschichte des Landes unter besonderen Schutz gestellte Anwesen erneut eine Festgesellschaft. Am Freitag, 20. Oktober, wird der 50. Geburtstag der als Gesamtkunstwerk der Moderne gewürdigten Villa gebührend gefeiert. Gebührend heißt unter anderem mit einer Performance der Architekturstudierenden der Kunstakademie Stuttgart.

Deutlich mehr Besucher

Seit Januar betreut die Kulturwissenschaftlerin Vera Romeu die Sammlung Domnick – im Auftrag der Staatlichen Schlösser und Gärten, unter deren Fittiche die zugehörige Stiftung zu Beginn des Jahres geschlüpft ist. Mit einem Staatsbetrieb im Rücken, der im Auftrag des Landes mehr als 60 Monumente verwaltet, hat sie innerhalb weniger Monate der Anlage auf der Oberensinger Höhe neues Leben eingehaucht. Schon jetzt ist absehbar, dass die zuvor knapp unter der 2000er-Marke pendelnden Besucherzahlen sich aufs Jahr gesehen nahezu verdoppeln werden. Der Blick in das Gästebuch macht zudem Hoffnung, dass sich das neu entfachte Publikumsinteresse nicht als Strohfeuer erweist. Nicht nur, dass aus jedem Eintrag nach dem Motto „Tolles Haus, toller Abend, tolle Gastgeber“ unverhohlene Begeisterung spricht: In den wenigsten Fällen fehlt der mit der E-Mail-Adresse versehene Hinweis, doch bitte künftig regelmäßig den Newsletter mit dem neuen Programm zugeschickt zu bekommen.

Kunst- und kulturinteressiertes Ärztepaar

„Das Haus braucht die junge Generation und die lokale Verwurzelung, sonst stirbt es“, sagt Vera Romeu. Sie will den Besuchern in Zukunft nicht nur das weit über die Region hinaus wirkende Gesamtkunstwerk der Moderne nahebringen, sondern auch die schillernde Person des Hausherrn. Der Stuttgarter Nervenarzt, der gemeinsam mit seiner Frau eine eigene Klinik betrieben hat, hielt Vorträge, verlegte Bücher, förderte Künstler, sammelte Kunst, spielte Violoncello und produzierte nebenher noch vielfach ausgezeichnete Dokumentar- und Spielfilme. Und er war ein Autonarr, in dessen Fuhrpark sich neben dem jeweils neuesten Mercedes-Sportwagen auch verschiedene Jaguar- und Porschemodelle fanden. Sportwagen, denen Domnick gerne und ausgiebig Auslauf gewährte. „Der muaß g’fahra sei wia d’Sau“, bringt es Vera Romeu ganz unwissenschaftlich auf den Punkt. In Sigmaringen zuhause und in Paris großgeworden, weiß sie um die Entfernung, die dazwischen liegt. Und Domnick habe in einem Brief an einen Freund beredt Klage darüber geführt, dass die Strecke unter fünf Stunden nicht machbar sei.

Freund und Architekt Paul Stohrer

Die Autoleidenschaft hat ihn auch mit seinem Freund Paul Stohrer verbunden. Der Stuttgarter Architekt, auf dessen Reißbrett auch das neue Stuttgarter Rathaus entstanden war, konzipierte für das Ehepaar Domnick auf 1000 Quadratmetern Grundfläche ein Wohnhaus, das gleichzeitig Museum und ein Museum, das gleichzeitig Wohnhaus war. „Stohrer hat das Gebäude um die von Domnick erworbenen Bilder herum entworfen“, sagt Vera Romeu. Eingebettet in die Landschaft und im Dialog mit dem im Jahr 1977 für die Domnicksche Skulpturensammlung angelegten Garten bildet der strenge Betonbau ein in sich stimmiges Gesamtkunstwerk. Im Innern setzen nicht nur die Werke von Willi Baumeister, Max Ackermann, Fritz Winter und Hans Hartung die Akzente, sondern auch ausgesuchte Designmöbel und der weiße Steinway-Flügel.

Zu der am Freitag, 20. Oktober, um 18 Uhr beginnenden Feier gibt es noch Restkarten. Sie können direkt bei der Sammlung Domnick, Telefon 0 70 22/5 14 14, oder per E-Mail unter stiftung@domnick.de reserviert werden.

Hier lesen Sie: Arzt und Kunstförderer – Wer war Ottomar Domnick?.