Sami Khedira Foto: dpa

Sami Khedira über seine Eingliederung bei Real Madrid und den VfB aus der Ferne.

Stuttgart/Madrid - Von Trainer José Mourinho kommt erste Kritik, doch Sami Khedira (23) ist überzeugt, dass er sich bei Real Madrid durchsetzen wird. "Alle erwarten das Höchste von dir, aber ich bin ja zu Real gegangen, um eine Führungsrolle zu übernehmen", sagt der Ex-VfB-Profi.

Sami Khedira, Bundestrainer Joachim Löw sagt über das erste Wiedersehen mit Ihnen seit Ihrem Wechsel zu Real, Sie machten einen glücklichen Eindruck. Hat er Recht?

Absolut. Ich bin froh und stolz, dass ich bei einem Weltclub wie Real spielen darf.

Hatten Sie anfangs keine Manschetten vor den großen Namen Ihrer neuen Kollegen?

Selbst wenn - die Mitspieler machen es einem leicht. Real ist ein relativ unproblematisches Team. Wir lachen viel. Da ist keiner, der den Superstar heraushängt.

Trainer José Mourinho hat Sie kritisiert. Mesut Özil und Sie hätten Verständigungsprobleme. "Beide beherrschen nicht einmal das Englische", sagt er, "ihre Teilhabe am sozialen Leben des Kaders ist gleich Null. Es ist schwer, sie zu integrieren."

(Schmunzelt) Ich widerspreche dem Trainer natürlich nicht. Ich bin jetzt zwei, drei Wochen da. Mein Englisch ist so gut, dass ich alle taktischen Anweisungen hundertprozentig verstehe. Teilweise verstehe ich es sogar schon auf Spanisch. Aber natürlich will und muss ich die Sprache schnell lernen. Ich nehme jetzt drei mal pro Woche privaten Spanisch-Unterricht.

Wie war Ihre Aufnahme in der Mannschaft?

Bei Real muss jeder Neuzugang eine Rede halten. Wir waren alle gemeinsam essen, da habe ich auf Deutsch ein paar Worte gesagt.

Und keiner hat Sie verstanden?

Die Spieler haben mir mit großen Augen zugehört. Und dann haben sie Beifall geklatscht. Es kann also nicht so schlecht gewesen sein, was ich gesagt habe.

"Der VfB hat viele gute Spieler abgegeben"

Wenn Deutsch nicht ausreicht - wer hilft Ihnen dann?

Xabi Alonso spricht perfekt Englisch. Diarra, der mein direkter Konkurrent im Mittelfeld ist, hat mir schon die Eigenheiten des spanischen Fußballs erläutert. Das ist das Bemerkenswerte: Unsere Mannschaft ist mit Weltstars gespickt, aber das Menschliche geht nicht verloren. Auch ein Cristiano Ronaldo hat mir schon Tipps gegeben.

Beim Ligaauftakt saßen Sie erst mal auf der Ersatzbank. Waren Sie enttäuscht?

Nein. Im Fußball entscheiden Kleinigkeiten, und solange die Sprache nicht hundertprozentig funktioniert, ist es für den Trainer ein Risiko, mich zu bringen. Immerhin hat er mich eingewechselt, um mehr Druck auf den Gegner auszuüben. Aber grundsätzlich bin ich zu Real gegangen, um eine Führungsrolle zu übernehmen.

Verfolgen Sie den VfB jetzt aus der Ferne?

Wir spielen ja meist sonntags, und dann häufig mitten in der Nacht. Also habe ich viel Zeit für die Bundesliga. Und einige Ergebnisse überraschen mich. Da gewinnt Gladbach 6:3 in Leverkusen, ich dachte erst an einen Schreibfehler im Videotext.

Bestürzt Sie der Fehlstart des VfB?

Das hat ja fast schon etwas Klassisches. Der VfB hat viele gute Spieler abgegeben, dabei waren wir eh eine junge Truppe. Das ist enorm schwer aufzufangen. Ich habe mit Trainer Christian Gross gesprochen. Er ist sehr klar und zielstrebig, aber das ist ein Prozess, der dauert. Vielleicht muss der VfB zwei, drei Jahre kleinere Brötchen backen.

Konkret?

Vielleicht darf man nicht an einen internationalen Platz denken, sondern muss solide etwas Neues aufbauen.