An der Evangelischen Fachschule für Sonderpädagogik wurde der Safer Internet Day zum Anlass genommen, Schüler über Belästigung im Internet zu informieren. Foto: Leonie Schüler

Angehende Erzieher haben gelernt, wie sie Kinder auf Cybermobbing vorbereiten können. Im Kindergarten spielt das Internet noch keine Rolle, ab der vierten Grundschulklasse wird es jedoch mehr und mehr Bestandteil im Alltag der Kinder.

Botnang - Seit fünf Jahren veranstaltet die Europäische Union jeweils in der zweiten Februarwoche den Aktionstag „Safer Internet Day“. Weltweit wird an diesem Tag daran erinnert, der Sicherheit im Internet mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auch die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Stuttgart mit Sitz in Botnang hat diesen Tag zum Anlass genommen, um rund 80 Schüler in dem Thema Cybermobbing zu schulen. Bei einem Workshop lernten die angehenden Erzieher vergangene Woche, wie Belästigungen oder Beleidigungen im Internet vorgebeugt werden kann und wie beim Bekanntwerden eines Falles verfahren werden sollte.

Cybermobbing wird zum Problem

„Das Thema nimmt an Brisanz zu“, sagt die Dozentin Regine Laun. „Mit dem Workshop wollen wir die Erzieher medienkompetent machen, damit sie das später an die Kinder weitergeben können.“ Im Kindergartenalter spiele das Internet freilich noch kaum eine Rolle, trotzdem sei die Vorbereitung wichtig. „Wir haben die Verantwortung, schon in der Prävention etwas zu machen“, sagt die Medienpädagogin. Und zwar, indem Kinder gestärkt würden, Selbstbewusstsein erlangten und lernten, mit Konflikten umzugehen. Etwa ab der vierten Grundschulklasse würde das Internet dann mehr und mehr Bestandteil im Alltag der Kinder.

Das Besondere an Cybermobbing im Vergleich zu Mobbing ist laut dem stellvertretenden Schulleiter Dietmar Böhm, dass das Opfer kein Gegenüber aus Fleisch und Blut habe, gegen den es sich wehren könne. Über anonyme Spitznamen trauten sich Täter weit mehr als von Angesicht zu Angesicht. „Ein Unterschied ist auch, dass man kaum noch einen Schutzraum hat. Denn auch zu Hause kann man noch über den Computer oder das Handy weiter mit den Beleidigungen konfrontiert werden“, sagt der Medienpädagoge.

„Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“

Um die Botnanger Schüler für das Thema zu sensibilisieren, wurde ihnen vergangene Woche zunächst ein Film gezeigt, anhand dessen sie sich in ein Opfer von Cybermobbing hineinversetzen konnten. Anschließend erfuhren sie, wie sie im Hort- oder Kindergartenalltag damit umgehen können. „Wir sollten sehr aufmerksam sein und beobachten, ob ein Kind plötzlich sein Verhalten ändert und zum Beispiel ängstlich wird oder sich zurückzieht“, sagt Annika Richter, die im zweiten Ausbildungsjahr ist. Damit sich ein Kind traue, sich gegenüber dem Erzieher zu öffnen, sei eine vertrauensvolle Beziehung wichtig. Im nächsten Schritt gehe es dann darum, das Gespräch mit den Tätern zu suchen und sie dazu zu bewegen, sich in das Opfer hineinzuversetzen. Auch die Eltern und gegebenenfalls Fachleute vom Jugendamt oder auch der Polizei müssten dann einbezogen werden. „Cybermobbing kann auch strafrechtliche Konsequenzen haben. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“, betont Dietmar Böhm.

Um Kinder und Jugendliche an das Internet heranzuführen, sei die Begleitung seitens der Eltern unabdingbar, so der Medienpädagoge. Er empfiehlt, dass in der Familie eine Art Internetvertrag abgeschlossen wird, der vorgibt, wie viel im Netz gesurft werden darf und auf welchen Seiten. „Das schafft bei den Kindern ein Bewusstsein“, sagt Böhm. Er räumt allerdings ein, dass dies viel Diskussion erfordere, da die Heranwachsenden gerne die Grenzen austesteten. „Das ist anstrengend.“ Um Kindern und Jugendlichen einen gesunden Umgang mit Medien zu vermitteln, müssten Eltern gute Vorbilder sein und ihrem Nachwuchs aufzeigen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, sich zu beschäftigen.