Michelle hat auf der Bühne der Schwabenlandhalle keine Berührungsängste. Foto: Michael Käfer

Die Sängerin und DSDS-Jurorin Michelle begeistert gut 1000 Zuschauer in der Schwabenlandhalle in Fellbach.

Fellbach - Von den Höhen und vor allem den Tiefen des Lebens hat Sängerin Michelle wenig ausgelassen. Teilweise bei einer Pflegefamilie aufgewachsen, erzielte sie auf der Bühne schon früh erste Erfolge und landete 1993 mit ihrer Debütsingle in der Hitparade. Es folgten ein Schlaganfall, Depressionen, ein Schwächeanfall auf der Bühne samt abgebrochener Tournee, der kurzzeitige Rückzug aus dem Showgeschäft und die Privatinsolvenz. Inzwischen ist sie aber längst wieder präsent. 27 Stationen umfasst ihre derzeitige Tournee, den Auftritt am Mittwochabend in der Schwabenlandhalle wollten sich gut 1000 Menschen nicht entgehen lassen.

Ihre Lebenserfahrungen spiegeln sich in Michelles Liedern wider

Ihre Lebenserfahrungen spiegeln sich in Michelles Liedern wider. Von Eifersucht („Du und die, das geht nie“), Hoffnung („Träume haben Flügel“) und immer wieder von der Liebe, die jeder finden kann, handeln ihre Texte. Während des Lieds „Kleine Prinzessin“, dürfen zwei Mädchen aus dem Publikum neben Michelle auf dem Sofa Platz nehmen, denn schließlich geht es darin um das Glück mit dem Nachwuchs.

Dass die auch als Jurorin der Show „Deutschland sucht den Superstar“ an der Seite von Dieter Bohlen zu neuer Bekanntheit gekommene Powerfrau aus Villingen-Schwenningen den überaus intensiven Kontakt mit ihren Anhängern nicht scheut, zeigte sich unmittelbar vor der Pause. Ausgerechnet zum Titel „Idiot“, das aus der Feder ihres ehemaligen Lebensgefährten Matthias Reim stammt, suchte sie sich einen – bitteschön textsicheren – Mitsänger aus dem Publikum. Mit dem baumlangen Patrick aus Eningen unter Achalm landete die nur 1,54 Meter große Blondine einen Volltreffer. Der 44-Jährige war mit seiner „Familie“ in den Hölderlinsaal gekommen. Die entpuppte sich nach der Einladung auf die Bühne jedoch als Männer-Sextett mit beachtlichen Entertainerqualitäten. „Macht, was ihr wollt, nur angezogen lassen“, rief Michelle leicht verunsichert ihren sieben neuen Begleitern zu und es war klar, dass sie damit sich selbst meinte. Die allesamt im Michelle-Fan-Shirt angetretenen Jungs von der Schwäbischen Alb legten dermaßen los, dass Michelle kaum noch selber singen musste. Zum Erstaunen aller protestierte Michelle noch nicht einmal, als sie buchstäblich auf den Arm genommen wurde.

Eine kleine Überraschung gab es vom Publikum

Eine kleine Überraschung gab es danach vom Publikum. Per Handzettel in etwas holprigem Deutsch, hatte der offizielle Michelle-Fanclub die Zuschauer zum Mitsingen eines Ständchens anlässlich des 45. Geburtstags der als Tanja Hewer geborenen Sängerin aufgefordert. Ein Schlückchen Sekt später bewies Michelle – sie wurde von einer überzeugenden sechsköpfigen Band begleitet – dass sie auch außerhalb ihrer musikalischen Kernkompetenz bestehen kann. Beim Neue-Deutsche-Welle-Medley pendelte sie zwischen Geier Sturzflug („Bruttosozialprodukt“) und Peter Schilling („Major Tom“).

Auf der mit Europaletten und Obstkisten rustikal dekorierten Bühne in der Schwabenlandhalle ging ein Schild mit der Aufschrift: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen“ fast unter. Zumindest das Aufstehen haben die Fans von Michelle verinnerlicht. Ovationen im Stehen gab es, trotz einiger Schwächen der Lautsprecher, nicht erst nach den Zugaben. „Eine tolle Show“ fasste Erich Ehrlich aus Rommelshausen den zweieinhalbstündigen Musikabend zusammen und dürfte damit fast allen Besuchern aus der Seele gesprochen haben.