Die Hunderennsaison 2012 in Sachsenheim ist noch nicht gefährdet. Danach droht der Rennbahn wegen eines Gewerbegebiets das Aus. Foto: dpa

Schwäbischer Albverein und Nabu sprechen sich gegen die Erweiterung des Gewerbegebiets aus.

Sachsenheim - Porsche und schnelle Windhunde, die um die Wette rennen – das passt für die internationale Federation des Hundesports zusammen. Porsche soll deshalb die Rennbahn in Sachsenheim retten. Das Oval ist von der Erweiterung eines Gewerbegebiets bedroht.

„Haltet inne. Macht eine Denkpause.“ Diesen Aufruf richtet der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) an den Zweckverband des Gewerbegebiets Eichwald bei Sachsenheim, Kreis Ludwigsburg. Dort haben schon in den neunziger Jahren die Städte Bietigheim-Bissingen und Sachsenheim und deren Nachbarkommunen Sersheim und Oberriexingen eine 99 Hektar große Fläche zugewiesen bekommen, um sie gemeinsam für das Gewerbe zu erschließen. Der Plan hat sich mittlerweile in eine Erfolgsgeschichte verwandelt. Angesiedelt haben sich unter anderem Weltfirmen wie Porsche (Logistikzentrum) oder die Großspedition Winkels. Die Firmen spülen kräftig Gewerbesteuer in die Kassen der Mitglieder des Zweckverbands. Ein Beispiel: Das kleine Oberriexingen mit seinen 3000 Einwohnern erhält von den Betrieben auf der eigenen Gemarkung rund 350.000 Euro Gewerbesteuer, vom Zweckverband sind es dagegen über 500.000 Euro.

Mittlerweile wehrt sich der Verein gegen das Aus mit einer Unterschriftensammlung

Angesichts solcher Zahlen ist es kein Wunder, dass die Kommunen über einen zweiten Abschnitt des Gewerbeparks nachdenken, nachdem der erste Teil (58 Hektar) nahezu voll bebaut ist. Gegen den Plan, weitere 20 Hektar des ehemaligen Stützpunkts der US-Army zu erschließen, gibt es allerdings erheblichen Widerstand. In erster Linie kommt er von den Mitgliedern und dem Vorstand des Windhunde-Rennsportvereins Solitude (WRSV). Der Verein unterhält auf dem zweiten Abschnitt des Gewerbegebiets seit 1961 eine Hunderennbahn. Eine Aufsiedlung mit Unternehmen würde das Ende der international anerkannten Rennbahn bedeuten.

So weit muss es allerdings nicht kommen. Mittlerweile wehrt sich der Verein gegen das Aus mit einer Unterschriftensammlung. „Mehrere 100 Menschen aus dem Hunderennsport, aber auch aus der Nachbarschaft der Anlage haben den Aufruf zur Rettung bereits unterschrieben“, berichtet der WRSV-Vorsitzende  Helmut Rischer. Und auch die nationalen und internationalen Verbände dieser Sportart lassen die Schwaben nicht im Stich. So weist der Präsident der Windhunde-Rennkommission, der Wuppertaler Martin Haas, den Zweckverband Eichwald darauf hin, dass der Verein die Stadt Sachsenheim durch seine Veranstaltungen in ganz Europa bekannt gemacht habe. Die Mitglieder hätten aus dem ehemaligen Militärgelände ein Mekka für den Hunderennsport in ganz Europa gemacht. Haas fordert den Zweckverband dazu auf, nach Wegen zu suchen, die Rennbahn in Sachsenheim zu erhalten.

Porsche könnte sich mit einem Engagement als Tierschützer profilieren

Er selbst hat schon eine Idee und möchte die Firma Porsche ins Rettungsboot holen. Der Sportwagenbauer könnte sich in den Augen von Haas mit einem Engagement als Tierschützer profilieren und gleichzeitig mit den schnellsten Hunden der Welt werben. Windhunde, so der internationale Leiter der Rennkommission, brauchen Rennbahnen, um ihren Bewegungsdrang ausleben zu können. Die Anlage in Sachsenheim gewährleiste diesen praktizierten Tierschutz in der Mitte von Baden-Württemberg. Porsche will sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu den Vorschlägen von Martin Haas nicht äußern.

Nicht nur die Hundesportler, sondern auch die Naturschutzorganisationen in der Nachbarschaft der Rennbahn sprechen sich für deren Erhalt und gegen die Erweiterung des Gewerbegebiets aus. „In Sachsenheim wurde in den letzten Jahren sehr viel Fläche zugebaut. Jetzt ist es an der Zeit, einmal innezuhalten“, fordert der Sachsenheimer Nabu-Sprecher Martin Buck. Der Zweckverband und seine Mitglieder sollten fünf bis zehn Jahre lang beobachten, wie sich die seitherige Zersiedlung der Landschaft auswirkt, anstatt schnell weiterzubauen. Die weitere Nutzung des Gewerbegebiets Eichwald sollte für Buck deshalb späteren Generationen vorbehalten bleiben. Und wie weit geht der Nabu, um seine Forderungen durchzusetzen? Der Verband werde sich im Rahmen der Anhörungsmöglichkeiten äußern, meint Buck. An einen Gang vors Gericht sei zurzeit nicht gedacht.

Ähnlich äußert sich auch der Naturschutzwart des Schwäbischen Albvereins, Helmut Mager. Eine Erweiterung des Gewerbeparks verträgt sich nach Ansicht des Albvereins nicht mit dem benachbarten Naturdenkmal Alte Landesbahn. Da sei ihm der Hunderennverein schon lieber.

Eine wichtige Weichenstellung wie es mit dem WRSV in Sachsenheim weitergeht, fällt am 17 Juli. Dann will der Zweckverband die weiteren Schritte entscheiden. WRSV-Chef Rischer hofft, dass der Verband dann auch Vorschläge für mögliche Ausweichflächen für die Hundesportler vorstellt und gleichzeitig Finanzierungsmöglichkeiten für eine neue Rennbahn macht.