Für diese Serie hat Sabine Staib Blumentöpfe in den Fokus genommen. Foto: Reiff

Der Garten hat es Sabine Staib als Motiv angetan. Stunden ihres Lebens hat die Sillenbucherin bereits damit verbracht, verschiedene Situationen, oft kleine Zufälligkeiten, mit dem Pinsel auf Papier zu bringen. Derzeit stellt sie im Clara-Zetkin-Haus aus.

Sillenbuch - Sabine Staib malt in erster Linie für sich selbst. Umso mehr berührt es die Künstlerin aus Sillenbuch, wenn sie Freunde besucht und eines ihrer Bilder an deren Wand entdeckt. „Dass sie sich das jahrelang anschauen können“, sagt sie. Auch wenn es nicht ihr Hauptziel ist: Staib freut sich, wenn ihre Werke anderen gefallen. Derzeit gibt es eine gute Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen. Denn Sabine Staib stellt noch bis zum 16. Oktober im Clara-Zetkin-Haus in Sillenbuch aus, die Überschrift lautet „Im Garten“.

Der Pinsel fängt Paradiese ein

Im Garten sitzen, die Blumen genießen, den Sträuchern beim Wuchern zusehen und die blühenden Apfelbäume betrachten; zarte Blütenblättchen wiegen sich im Wind. Für die Künstlerin Sabine Staib ist der Garten eine Glücksinsel, wie sie sagt. „Im Garten ist man immer geschützt. Dort versucht man, sich Paradiese zu schaffen.“ Mit den Bildern, die sie derzeit im Clara-Zetkin-Haus in Sillenbuch zeigt, fängt Staib solche besonderen Situationen ein. Mit Bleistift, Kohle, Acrylfarben und Tusche stellt sie kleine Gartenereignisse dar, mal mehr, mal weniger abstrakt.

In einer Serie hat Staib eine außer Kontrolle geratene Hecke gezeichnet. Wild wuchernde blaue Kreidezeichnungen. Manchmal hat sie den Strich im Nachhinein mit einem dicken, nassen Pinsel verwischt. Warum die Hecke, die auf einem Exponat in ein strukturiertes Muster aufgeht, ausgerechnet blau ist? „Das weiß ich nicht. Ich finde, Blau hat einfach viele schöne Abstufungen“, sagt die Künstlerin, als sie auf die Serie an der gelben Wand des Clara-Zetkin-Hauses blickt.

Die Toskana mit Kohle und Bleistift

An den Wänden des Sillenbucher Waldheims hat Staib verschiedene Serien arrangiert. Meistens entstehen diese Serien innerhalb eines Tages. Danach interessiere sie sich nicht mehr für die Situation, sagt sie. Am besten gefallen ihr die Zeichnungen von Juni 2014. Sie zeigen Sträucher in der Toskana, kontrastreich gezeichnet mit Kohle und Bleistift. Es sind kleine Zufälligkeiten, Details, die ihr auffallen: Zum Beispiel das Licht, das beinahe senkrecht auf die Sträucher fiel und einen Schatten unter den Pflanzen auf den Boden malte. „Meine Bilder sind immer ganz stark an den Ort gebunden, an dem ich gerade bin“, sagt Staib.

Früher, in jungen Jahren, ist sie mit ihrer Familie regelmäßig zum Zeichnen in die Provence gefahren. Dann hat sich jeder ein Plätzchen gesucht und losgelegt. Am Abend haben sie die Bilder gesammelt, aufgehängt und darüber gesprochen. „Das war natürlich schön, weil sie sich farblich ähnelten und doch viele verschiedene Motive zeigten“, erinnert sich die Sillenbucherin. So gesellig das damals war, heutzutage fährt Staib am liebsten allein in den Malurlaub. Tagelang dasitzen und malen, das mache sonst keiner mit, sagt sie und lacht.

Ihr Geheimrezept: „Man darf nicht daran denken, dass es etwas werden muss“, sagt sie. Ihr Vorteil sei, dass mit der Kunst kein Geld verdienen muss. Staib ist Architektin, übte diese Tätigkeit aber nur phasenweise aus, wie sie erzählt. Ihr Mann, ebenfalls ein Architekt, hat die Familienkasse hauptsächlich gefüllt. Sie springt ein, wenn im Büro viel los ist. Ihre große Liebe ist und bleibt die Kunst, sie begleitet sie durchs Leben. Auch während des Studiums in Straßburg, Wien und Darmstadt.

Manche Bilder sortiert sie sofort aus

Um Exponate für eine Ausstellung auszuwählen, bittet die Künstlerin Familie und Freunde um deren Einschätzung. Viele Bilder sortiert sie gleich nach dem Malen aus. „Ich werfe sie zwar nicht weg, aber ich sehe sie mir auch nicht mehr an.“

Die meisten Bilder der Sillenbucher Ausstellung hat Staib aus einer Serie blühender Apfelbäume verkauft. „Besonders unter jüngeren Leuten scheinen sie beliebt zu sein.“ Die Künstlerin vermutet, es liegt an ihrer modernen Wirkung. Die Stämme flächig in kräftigem Rot und Blau als einfachen, schnellen Abklatsch von zugeschnittenen Papierstreifen. Darum ranken filigrane Blüten aus dickerem Pinselstrich oder feiner Tusche. Und die Situation, die in Staibs Augen hinter den Apfelbäumen steckt? Von Menschenhand zurechtgestutzt sehen die Obstbäume ganz verschieden aus – als streckten manche die Äste wie Arme nach oben oder fielen beinahe um, weil sie so schiefgewachsen sind.

Ausstellung:

„Im Garten“ ist noch bis zu Sonntag, 16. Oktober, im Clara-Zetkin-Haus, Gorch-Fock-Straße 26, zu sehen.