Sabine Reith zieht ihre Kraft aus der Familie. Foto: Eveline Blohmer

Sabine Reith ist das neue Gesicht an der Spitze des Plieninger Bürgervereins. Den Vorsitz hat die Zahnärztin übernommen, weil sich ansonsten niemand gefunden hätte. Aber auch aus einer inneren Motivation, die sie schon ihr Leben lang begleitet.

Plieningen - Stuttgarter Motivation. Dieses Wort muss bei einer Beschreibung Sabine Reiths an erster Stelle stehen. Sie benutzt es, um zu erklären, warum sie den Vorsitz des Bürgervereins Plieningen übernommen hat. Obwohl sie das für die Vita nicht gebraucht hätte, wie sie sagt. Nun hat sie ihn seit etwa zwei Monaten inne, hat die ersten Veranstaltungen als Vorsitzende absolviert, weitere geplant, Profis für die Gestaltung der Webseite, des Logos und des Briefkopfes engagiert und sich vergangene Woche im Bezirksbeirat offiziell vorgestellt. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

„Mir geht es wirklich gut! Ich habe richtig Spaß – das hätte ich anfangs nicht gedacht“, sagt Sabine Reith. Sie sitzt im Büro in der Zahnarztpraxis, die sie gemeinsam mit ihrem Mann betreibt, einen vollen halber Arbeitstag hinter, einen gefüllten halben vor sich. Erst vorhin habe wieder eine Freundin gefragt, warum sie denn das Amt übernommen habe. Es hat sich niemand sonst gefunden, sagt die 53-Jährige, die selbst 20 Jahre lang im Ausschuss und zuletzt Kassenprüferin des Vereins war – aber nach eigenem Bekenntnis nie bei einer Veranstaltung. Zwar habe er über viele Jahre für die Generation im Rentenalter sehr gut funktioniert, sei aber eben für die jüngere und mittlere Generation uninteressant gewesen. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, den Verein zu leiten wie eine Firma und zukunftsfit zu machen.

Sie hat es gar nicht bewusst angestrebt

So ist das mit der intrinsischen Motivation der Sabine Reith: Sie kann sich auch auf etwas richten, das die Wahl-Plieningerin gar nicht bewusst angestrebt hatte. So war es zumindest auch bei ihrem beruflichen Werdegang. „Das ist eine witzige Geschichte“, beginnt sie und erzählt dann, wie sie mit ihrer Mutter damals zu Hause in Bad Wildbad im Schwarzwald Wäsche aufhängte und ihr erklärte, was ihr künftiger Beruf alles beinhalten müsse. „Da bleibt nur noch Zahnarzt“, habe die Mutter gesagt, „und ich sagte: ,Ja, okay‘.“ Der eigentliche Grund, warum sie nicht in erster Linie Ärztin habe werden wollen, war laut der mittleren dreier Schwestern ohnehin, dass die jüngere später Ärztin sein wollte. Eigentlich kein Grund, sagt Reith, denn sie und ihre Schwestern hätten sich immer schon gut verstanden.

Wenn Sabine Reith über ihre Familie spricht, den Vater, der „ein ganz Kluger“ sei, die Mutter, die „auch so eine innere Motivation hat“, die Schwestern, ihren Mann Thilo Reith, ihre beiden „bildschönen“ erwachsenen Kinder, wird klar, woher sie ihre Kraft nimmt. Und sie sagt es selbst: „Wir haben bisher keine Fehlschläge erlitten.“ Wobei Fehlschläge im Falle der Reiths absolut nicht mit Schicksalsschlägen gleichzusetzen sind. Letztere gab es durchaus. Aber sie haben sie gemeistert.

Das Rezept ihrer Beziehung ist simpel

Im vergangenen Jahr haben die Reiths Silberhochzeit gefeiert, zusammen sind sie aber seit dem ersten Semester in Tübingen. Und mehr zusammen geht fast kaum, denn seit 1992 arbeiten sie auch noch gemeinsam in ihrer Plieninger Praxis. Das Rezept, dass ihre Beziehung trotzdem funktioniert, ist simpel: „Wir verstehen uns wirklich super“, sagt Sabine Reith.

Trotzdem sei sie überrascht gewesen, als ihr Mann, der Sprecher der FDP im Plieninger Bezirksbeirat ist, gesagt hat, sie habe seine volle Unterstützung, wenn sie den Vorsitz des Bürgervereins übernimmt. Zumal das Paar auch so schon nicht unterbeschäftigt war. Hinzu kommt, dass mit Sabine Reith eine Frau den örtlichen Bürgerverein leitet, die bei ihrem ersten Besuch im Bezirk nicht auf Anhieb begeistert war. Sie hätte es gerne etwas urbaner gehabt. Aber dann hat wohl wieder Sabine Reiths innere Motivation zugeschlagen.