Auf der Brache hinter der Markthalle sollen Wohnungen gebaut werden. Foto: Kathrin Wesely

Die SSB wird das Gelände am Vogelsang hinter Markthalle verkaufen. Darauf sollen 40 Wohnungen entstehen, wovon 20 Prozent von der Stadt gefördert werden sollen.

S-West - Die matschige Brache hinter der Markthalle am Vogelsang ist seit Jahr und Tag ein Ärgernis: Das etwa 800 Quadratmeter große Gelände hätte längst mit Wohnungen bebaut werden sollen, die im Westen so dringend benötigt werden. Planungsrechtlich hatte die Stadt dafür bereits vor mehr als zehn Jahren den Weg geebnet. Doch die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), ein städtisches Tochterunternehmen, kam nicht in die Gänge, andere Projekte wurden vorgezogen. Alles Drängen und Nachfragen von Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle sowie von Gemeinde- und Bezirksbeiräten bei den SSB halfen nichts: „Ein Ärgernis“, wie Möhrle vor einigen Monaten noch konstatierte.

Sorge um soziale Mischung

Doch nun kommt offenbar Bewegung in die Sache. Bereits im Sommer haben die SSB beschlossen, das Gelände an einen Bauträger oder an eine Genossenschaft zu veräußern, anstatt es selbst zu bebauen. Neu ist, dass dabei das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (Sim, siehe „Fördermodell“) Anwendung findet, wie Möhrle in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates berichtete. Demnach sind 20 Prozent der entstehenden Geschossflächen für geförderten Wohnbau reserviert. Genau dies hatten die Bezirksbeiräte im Herbst gefordert. Zu wenig, befanden SPD und die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung. Die SPD forderte, dass alle 40 neuen Wohnungen gefördert werden sollten. Der Antrag fand keine Mehrheit. Das Gros des Gremiums befürchtet, dass dies der sozialen Mischung am Vogelsang nicht bekäme.

In den vergangenen Monaten nun hat die SSB AG Angebote von Bauträgern und Genossenschaften eingeholt. In ihrer Aufsichtsratssitzung Ende März will sie entscheiden, wer den Zuschlag erhält, berichtete Möhrle. Die Stadt habe zugesagt, der SSB einen Ausgleich für den geförderten Wohnungsbau zu bezahlen. Denn wegen Sim werden die SSB beim Verkauf des Grundstücks den Preis senken müssen.

Freiwillige Förderung

Möhrle geht davon aus, dass der Käufer zügig bauen wird: „Momentan ist nichts lukrativer, als Wohnraum zu bauen.“ Voraussichtlich entstehen auf dem Gelände etwa 40 neue Wohnungen. Es werde nach bestehendem Bebauungsplan gebaut, „sodass eine Frischluftschneise frei gehalten wird“, teilte der Bezirksvorsteher mit. Von der aktuellen Entwicklung zeigt er sich positiv überrascht: „Es ist beachtenswert, dass beim Depot das Innenentwicklungsmodell verwirklicht wird, obwohl es dafür keine rechtliche Vorgabe gegeben hat. Das tut dem Westen gut.“

Dass nach all den Jahren Bewegung in die Sache kommt, ist wohl einerseits dem finanziellen Interesse der SSB am Verkauf geschuldet, andererseits dürfte der politische Druck, der nicht nur aus dem Stadtbezirk selbst kam, eine erhebliche Rolle gespielt haben. So hatte im Herbst auch die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus im Gemeinderat der Stuttgarter Straßenbahnen AG und dem städtischen Finanzreferat Untätigkeit im Zusammenhang mit dem SSB-Gelände Vogelsang vorgeworfen.