Der VCD entwickelte Ideen zur Umgestaltung des Bismarckplatzes. Foto: Kathrin wesely

In die Diskussion um die Neugestaltung des Bismarckplatzes hat sich die Radfahrerlobby eingeschaltet und ein eigenes Konzept präsentiert: Eine große Verkehrsinsel und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer sollen die Verkehrsprobleme auf dem Bismarckplatz lindern.

S-West - In die Diskussion um die Neugestaltung des Bismarckplatzes hat sich die Radfahrerlobby eingeschaltet und ein eigenes Konzept präsentiert: Eine große Verkehrsinsel und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer sollen die Verkehrsprobleme auf dem Bismarckplatz lindern. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates präsentierte der Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) seine Vorschläge. Jörg Dittmann und Christoph Link stellten klar, dass sie mit ihren Plänen nicht in Konkurrenz treten wollten zum bald beginnenden Prozess der Bürgerbeteiligung in Sachen Sanierungsgebiet Stuttgart 28.

Link skizzierte zunächst die verkehrliche Situation am Bismarckplatz: Dieser werde von der Schwabstraße regelrecht durchschnitten. Die Straße bilde die Hauptverbindung zwischen dem Süden und dem Westen. „Neben den normalen Fahrstreifen, teilweise mit Linksabbiegespuren, ist kein Platz, um Parkplätze, Radwege und gleichzeitig beidseitig großzügige Gehwege anzulegen.“ An der Straße liegen zahlreiche Geschäfte, öffentliche Einrichtungen und Haltestellen, weshalb hier viele Fußgänger unterwegs seien. Das Überqueren der Straße an den Ampeln sei mit langen Wartezeiten verbunden, Gehwege seien mitunter nicht durchgängig und „auch die diagonale Querung des Platzes im Zuge der Bismarckstraße ist für Fußgänger und Radfahrer nicht möglich“, heißt es in der Vorlage des VCD für die Sitzung.

Da für Radwege entlang der Schwabstraße kaum Platz ist, schlägt der VCD für den Abschnitt zwischen Rotebühlstraße und Bebelstraße eine Begrenzung auf Tempo 30 vor. Radfahrer könnten in einer ersten Variante auf der Fahrbahn mitfahren, in einer zweiten Variante erhielten sie einen eigenen Radstreifen. Auf dem Platz selbst empfiehlt der VCD einen Mittelstreifen. „Im Einmündungsbereich Bismarckstraße wird der Mittelstreifen unterbrochen zugunsten einer kurzen Linksabbiegespur.“ Die Bushaltestellen würden an die Vogelsangstraße verlegt. Die Busbuchten entfielen, da der Bus auf der Fahrbahn halten würde. Die Autos müssten dann immer hinter dem Bus warten, wenn Leute ein- und aussteigen. Dieser Vorschlag löste bei einigen Bezirksbeiräten leises, ungläubiges Gelächter aus.

Zudem hat sich der VDC Gedanken zum weiteren Verlauf der Schwabstraße und insbesondere zum Schwabtunnel gemacht. Auch für den Tunnel empfehlen die Radfreunde Tempo 30. Ihr Wunschziel aber sei, die 118 Jahre alte Röhre langfristig für den Autoverkehr zu sperren.

Die Bezirksbeiräte lauschten den Vorschlägen mit Interesse, betonten aber durchweg, dass sie diese lediglich als Diskussionsbeitrag betrachteten. Mehrfach wurde moniert, dass die Verkehrsstatistiken, die der VCD zugrundegelegt habe, laienhaft und nicht belastbar seien. Die CDU wandte zudem ein, dass die Schwabstraße für Radler nicht die einzig mögliche Streckenverbindung in den Süden sei. Die SPD zeigte großes Interesse am Thema Tempo 30. Vor der Sommerpause hatte die Fraktion ihrerseits in der Schwabstraße auf Höhe des Hölderlinplatzes ein Tempolimit vorgeschlagen. Wenig Anklang fanden die VCD-Ideen bei der FDP. „Mir lief es kalt den Rücken runter, als sie davon sprachen, dass Parkstreifen zugunsten eines Radwegs wegfallen“, sagte Maximilian Mayer.

Jörg Dittmann und Christoph Link hatten offenbar mit Gegenwind gerechnet. Sie wollen ihre Vorschläge nun bei der Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Bismarckplatzes einbringen. Dass ihre Pläne einige unerfreuliche Aspekte für Autofahrer enthalten, sei nicht nur eine lästige Nebenwirkung, sondern gewünschter Effekt, erklärte Dittmann: „Es ist erklärtes Ziel der Stadt, den Autoverkehr um 20 Prozent zu reduzieren. Da müssen halt mal ein paar Parkplätze oder eine Durchfahrt wegfallen.“ Schließlich wollten alle Lärm und Luftverschmutzung in der Stadt verringern.