Anna Ruza (links) und Tina von Bloh haben den Markt organisiert. Foto: Ina Schäfer

Mit einem gewöhnlichen Flohmarkt hat der Markt namens „Madame Oberspeziell“ kaum etwas gemein. Wer bei der Indoor-Veranstaltung des Kulturvereins Outer Rim seine Vintage-Schätze verkaufen möchte, zahlt etwa keine Standgebühr wie andernorts üblich, sondern backt einen Kuchen.

S-West - Mit einem gewöhnlichen Flohmarkt hat der Markt namens „Madame Oberspeziell“ kaum etwas gemein. Wer bei der Indoor-Veranstaltung des Kulturvereins Outer Rim seine Vintage-Schätze verkaufen möchte, zahlt etwa keine Standgebühr wie andernorts üblich, sondern backt einen Kuchen.

Nihal hat Schokomuffins gebacken, die im ersten Stock an der Bebelstraße 70, gegen eine Spende verspeist werden dürfen. Die 23-Jährige verkauft derweil im Untergeschoss Vernachlässigtes aus ihren Schränken: Klamotten, Schuhe, Gürtel und Schmuck. Genauso wie ihre Standnachbarinnen Inga und Lisa verkauft sie zum ersten Mal beim Mini-Indoor-Flohmarkt. Mini ist der Markt tatsächlich, kaum mehr als vier Stände passen in die Räumlichkeiten, doch umso spezieller ist tatsächlich die angebotene Ware. „Ich habe so viel im Schrank, was eigentlich noch schön ist, das ich aber kaum trage“, sagt Lisa.

Der Flohmarkt wird an diesem Sonntagnachmittag schon zum zweiten Mal veranstaltet. Organisiert haben das Ganze wie schon im November die beiden Outer-Rim-Mitglieder Tina von Bloh und Anna Ruza. Eigentlich geht es beim Verein nicht um Konsum, sondern um Kunst und Kulturvermittlung. Der Verein hat zum Beispiel das Festival „Kunst im Club“ im Zollamt in Bad Cannstatt veranstaltet und organisiert monatlich wechselnde Ausstellungen samt Vernissagen und Finissagen in den Vereinsräumen. „Mit dem Flohmarkt möchten wir uns öffnen für Leute, die nicht unbedingt in Galerien gehen oder ihren Sonntagnachmittag bei Ausstellungen verbringen“, sagt Anna Ruza. Crossover ist hier das Stichwort. Zwischen alten Krokoleder-Handtaschen aus Omas Kleiderschrank, ein paar Leo-Tretern und Stoffhandschuhen, hängen die großformatigen Bilder von Patrick Sela. Der Künstler, der hauptberuflich als Polizist arbeitet, zeigt derzeit seine Werke unter dem Titel „Eifriges Leben der Farbe“. Die Bilder zeigen Tiere und Menschen in farbenfroher Manier, wie schon der Titel der Ausstellung verrät. Seine Bilder sind noch bis Ende Januar im Outer Rim zu sehen.

Beim Indoor-Flohmarkt soll also beides verbunden werden: Kunst und Konsum. „Durch den Markt kommen auch Menschen, die sonst keine Ausstellungen besuchen, in den Genuss von Kunst“, sagt Anna Ruzo. Kunstwerke von anderen Mitgliedern des Vereins in einem großen Regal sind an diesem Tag erhältlich, darunter Populärgrafik und Arbeiten von Anna Ruzo. Die 29-jährige Kunsttherapeutin bietet im Vereinsheim zusammen mit Lena Moskwa und Juliane Dorothea Kretzer Workshops, Kunsttherapie und Beratung an. Als Künstlerin widmet sie sich hauptsächlich der Malerei und schafft Illustrationen.

Auch ihre Kollegin Tina von Bloh verkauft an diesem Tag an einem kleinen Stand Selbstgemachtes. Unter dem Label „Mademoiselle Fingerhut“ kreiert sie bunte, selbst genähte Täschchen, Kirschkernkissen und Kissenhüllen. Die 27-Jährige gibt neben ihrer Arbeit als Jugend- und Heimerzieherin Nähkurse für Kinder und Erwachsene. Natürlich gibt es von beiden auch einiges Ausrangiertes aus dem heimischen Klamottenfundus. Das Publikum beim Indoor-Flohmarkt ist gut gemischt. „Anfangs waren viele Familien da, auch ältere Damen, die hier im Stadtteil wohnen“, sagt Tina von Bloh.

Die Flohmarkt-Reihe soll fortgesetzt werden. Wann genau der nächste stattfinden wird, steht noch nicht fest. „Irgendwann, wenn die Sonne wieder scheint“, sagt Anna Ruzo und lacht.