Mimi Erl und Susi Klotz versorgten den Stadtbezirk mit Flyern. Foto: Kathrin Wesely

Am Samstag finden im Westen die ersten privaten Hinterhofflohmärkte statt. Gut 60 Hofgemeinschaften haben sich zusammengefunden, und auch ein paar Einrichtungen wie das Eltern-Kind-Zentrum und die Diakonissenanstalt beteiligen sich.

S-West - In den vergangenen Wochen kamen täglich Leute ins Vogelsangatelier spaziert, die Flohmarkt machen wollen. „Alte und Junge, dicke Männer, dünne Frauen und umgekehrt. Das ist nicht ein bestimmter Schlag Leute“, beschreibt Susi Klotz vom Atelier das Klientel. In dem kleinen Fachgeschäft für kunsthandwerkliche Gebrauchs- und Ziergegenstände stapeln sich nämlich die Broschüren und Poster für den Hinterhofflohmarkt, der am kommenden Samstag erstmals und privat im Stuttgarter Westen veranstaltet wird. Wer gemeinsam mit anderen Anwohnern eines Innenhofes einen Stand aufbauen wollte, brauchte sich gegen 15 Euro Gebühr bloß anzumelden. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist total okay“, urteilt Klotz, die mit den vier übrigen Geschäftsinhabern ihrerseits einen Stand aufbauen wird.

Gut 60 Hofgemeinschaften haben sich zusammengefunden, und auch ein paar Einrichtungen wie das Eltern-Kind-Zentrum und die Diakonissenanstalt beteiligen sich am Flohmarkt. Am Mittwoch wird der Plan mit der Übersicht über alle teilnehmenden Höfe letztmals aktualisiert und zum Herunterladen ins Netz gestellt (www.hofflohmaerkte-stuttgart.de). Der Organisator René Götz, von dem das Konzept stammt und der seit Jahren Hofflohmärkte in München organisiert, ist überrascht, wie gut seine Idee in Stuttgart ankommt. Auf Anhieb haben sich vier Innenstadtteile eingeklinkt, „und im nächsten Jahr wollen auch Heslach, Degerloch, Möhringen, Feuerbach und Vaihingen Hofflohmärkte veranstalten“. Allerdings funktioniert das Konzept nicht überall. In Frankfurt etwa hätten sich nicht genug Interessenten gefunden, berichtet Götz.

Die Leute vom Vogelsangatelier, die für die Organisation der „Schätze des Westens“ verantwortlich sind, freuen sich auf Samstag: „Endlich mal eine Veranstaltung, die man nicht selbst machen muss, und der Umsatz ist auch völlig egal. Es geht bloß darum, Spaß zu haben und Leute zu treffen. Bestimmt hocken wir abends noch im Hof und trinken was“, sagt Klotz. Ihre Atelier-Kollegin Mimi Erl bedauert nur, „dass ich selber wohl kaum dazu kommen werde, in anderen Höfen herumzutingeln“. Dabei sei sie so neugierig. „Hier im Laden haben ja so unterschiedliche Leute nach Flyern gefragt. Eine distinguierte, ältere Dame, die gar nicht nach Flohmarkt aussah, oder eine sehr junge, modebewusste Frau, ein richtiger Hüpfer. Nur Hippster waren keine da. Nicht einer“, sagt konstatiert Erl zufrieden. Derzeit gehen Hipster nicht auf den Flohmarkt, weil es hip ist, nichts zu besitzen und in leeren Wohnungen auf seine Existenz zurückgeworfen zu sein. Insofern haben sie nichts zu bieten und wollen auch nichts haben. Momentan ist Leihen angezeigt.