Saeed Kakavand kocht gern für sich und seine Freunde. Foto: Peter Buchholtz

Der junge Iraner ist vor wenigen Wochen in den Westen gezogen, seine Mutter hatte bei der Renovierung geholfen. Der 24-Jährige hatte kaum Zeit, sich gemütlich einzurichten. Er war mit Prüfungen, Videodrehs und der Organisation von Veranstaltungen ziemlich beschäftigt.

S-West - eit fünf Jahren lebt Saeed Kakavand in Deutschland. Seine Eltern haben kürzlich eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Stuttgarter Westen gekauft. Der junge Iraner ist dort vor wenigen Wochen eingezogen, seine Mutter hatte bei der Renovierung geholfen. Die Räume wirken noch recht steril. An den Wänden hängen keine Bilder, das Salatbesteck ist noch verpackt. Der 24-Jährige hatte kaum Zeit, sich gemütlich einzurichten. Er war mit Prüfungen, Videodrehs und der Organisation von Veranstaltungen ziemlich beschäftigt.

Saeed Kakavand studiert Mobile Medien an der Hochschule der Medien (HdM) in Vaihingen und ist dort auch im Senat tätig. Im Stuttgarter Nacht- und Kulturleben haben viele den freundlichen jungen Mann mit der Kamera schon einmal gesehen. Ende 2014 produzierte er beispielsweise eine zehnteilige Videoserie über die alternative Einkaufsmeile Fluxus.

Eltern besuchen ihn in Deutschland

Saeed Kakavand ist, ebenso wie seine zwei älteren Schwestern, zum Studieren aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Seine Eltern, die beide in den USA studiert haben, leben in Teheran. „Meine Eltern kommen mindestens zweimal im Jahr nach Deutschland, um uns zu besuchen“, sagt Saeed Kakavand. Inzwischen bezeichnet er Deutschland als seine Heimat, doch er tat sich schwer damit, den Iran zu verlassen: „Ich hatte das Gefühl, dass mein Vater mich bei sich haben wollte.“

Als es nach der Präsidentschaftswahl 2009 zu Demonstrationen mit vielen Toten und Verletzten kam, plädierte auch sein Vater dafür, dass sein Sohn nach Deutschland geht. Da ihm der Militärdienst drohte, konnte Saeed Kakavand seine Eltern zunächst nicht im Iran besuchen. Als er nach zwei Jahren erstmals wieder in seine Heimatstadt kam, merkte er, dass er kaum etwas verpasst hatte „außer vielleicht Mamas Essen“. So wurden seine Besuche kürzer – seine Liebe zu Stuttgart umso größer.

Das mag auch damit zusammenhängen, dass sich seine Wohnsituation verbessert hat. In einer WG in Esslingen war der 24-Jährige zunächst nicht besonders glücklich. Kurz darauf fand er eine Ein-Zimmer-Wohnung am Eugensplatz. „Kochen hat dort leider nicht so viel Spaß gemacht, weil die ganze Wohnung dann tagelang nach Essen gerochen hat“, sagt er. Dafür kommt er in seiner neuen Küche voll auf seine Kosten. Die Einmachgläser mit Gewürzen wurden von seiner Mutter handbeschrieben – auf Persisch, versteht sich. Auch dass er das Bad nicht mehr mit anderen teilen muss, gehört zu den Dingen, die er nicht mehr missen möchte: „Da muss ich nicht die Haare der Mitbewohner wegputzen, sondern putze das, was ich selbst dreckig mache.“

Manchmal einsam

Sich selbst beschreibt Kakavand als sauber und rücksichtsvoll. Vielleicht sogar zu rücksichtsvoll, wie er findet. Er würde es kaum übers Herz bringen, seinen Mitbewohner darauf hinzuweisen, dass er sich durch seine Lautstärke gestört fühle. Der Student hat gern seine Ruhe, lädt aber regelmäßig Freunde zu sich ein. Die Stille sei eine der wenigen Nachteile, die das Alleinleben mit sich bringe: „Man fühlt sich auf jeden Fall manchmal einsam.“ Er könne sich auch gut vorstellen, mit Freunden zusammenzuwohnen, „bisher haben wir leider nie gleichzeitig gesucht“.

Im Sommer fliegt Saeed Kakavand wieder nach Teheran. Nach der Bachelorarbeit hat er Zeit, seine Eltern und alte Freunde zu besuchen, die ihm „natürlich auch oft fehlen“. Wie lange er dann dort bleibt, weiß er noch nicht.