In seiner Freizeit fabriziert Dieter Merkle Gsälz und Honig. Foto: Kathrin Wesely

Das Feuerseefest wartet mit einem Food Market auf, den Privatleute bestücken. Dafür werden Frauen und Kerle wie Dieter Merkle gesucht, der imkert und Obst einkocht.

S-West - Beim Feuerseefest vom 17. bis zum 20. September geht es in diesem Jahr ans Eingemachte. Und dafür suchen die Veranstalter noch talentierte Frauen und Kerle wie Dieter Merkle, der für sein Leben gerne Früchte einkocht. Der Psychologe und Stücklebesitzer ist zwar Autodidakt in Sachen Gsälz, Sirup, Most, Fruchtspeck, Schnaps und Honig, hat es aber im Laufe intensiver Feld- und Ackerstudien zu einer erstaunlichen Sachkompetenz gebracht, die empirisch überprüfen kann, wer beim Feuerseefest seine Produkte kostet.

Denn die Herbstsause rund um den See und die Johanneskirche wird am 20. September durch einen Food Market angereichert, wie sie derzeit en vogue sind. Allerdings will man sich nicht mit der üblichen Präsentationen der ortsansässigen Gastroszene begnügen, sondern auch jene hinterm Ofen hervorlocken, die wunderbar im Verborgenen kochen. „Wir wollen, dass hier Privatleute, die beispielsweise ein interessantes Rezept für Quittengelee haben oder für Rhabarbersirup, ihren Stand aufbauen“, erläutert Johannes Zeller vom Organisationsteam.

Dieter Merkle setzt auf alte, unverfälschte Rezepturen: „Ich habe mir im GV-Gebrauchtwarenladen in der Silberburgstraße ein Einmachkochbuch aus den 1920er Jahren gekauft. Die neuen Rezepte sind mir nämlich meistens zu überkandidelt. Die Himbeermarmelade braucht keinen Zimt und der Honig keinen Holundersirup, damit er besser schmeckt.“ Vor gut zehn Jahren hat Merkle, der eine Praxis im Stuttgarter Westen führt, ein Haus samt Garten und einen 1,2 Hektar großen Acker bei Sigmaringen gekauft. „Da hatte ich dann das Zeug aus dem Garten und musste etwas damit anfangen.“ Merkle experimentierte mit den Früchten, und eines der überzeugendsten Resultate war etwas, das er „Pemmikan“ nennt und aus Asterix kennt. Ursprünglich handelte es sich dabei um eine nahrhafte und haltbare Mischung aus Dörrfleisch und Fett, die Indianer in Nordamerika als Proviant und Notration mit sich führten. Merkle macht so was aus Obst. Im Grunde ist es eine Art Quittenspeck oder „Suchtmittel“, wie Merkle sagt. Daneben fabriziert er Honig von Stuttgarter und Sigmaringer Bienen.

Johannes Zeller hat noch eine Reihe weiterer Privatköche am Wickel wie die Dame von der Pop-Up-Bakery, eine Marmeladenspezialistin, einen Freund mit Stückle in Italien, der Pilze einlegt und Pesto braut, die Jungs einer Mikro-Brauerei sowie einen leidenschaftlichen Wurstmacher. Er selbst will auch etwas zum Food Market beitragen, wenngleich er es nicht selbst gekocht hat: „Ich habe bei uns im Keller Gläser mit eingemachter guter Luise entdeckt, Jahrgang 1960. Die sind älter als ich!“ Zeller will die antiken Birnen als „Raritäten“ auf dem Markt anbieten. Natürlich hat er schon ein Glas geöffnet und vorgekostet: „Geschmacklich akzeptabel, nur die Konsistenz lässt zu wünschen übrig: Die Früchte zerfallen einem im Mund. Ist wahrscheinlich eher was für Liebhaber.“

Der Fantasie schieben die Veranstalter offensichtlich keine Riegel vor. Der Food Market soll ein Erlebnis werden und neben den mittlerweile eingespielten „Nettigkeiten“ wie Hosenboje, Slackline, Gastronomie, Bühnenprogramm und Dekumo (Verkaufsplattform für Design, Kunst und Mode) am Freitag und Samstag, 18. und 19. September, als Nachtmarkt stattfinden, berichtet Zeller. „Wir suchen Stuttgarter, Westler, Nachbarn, die sich jetzt dran machen und Marmelade und Obst einkochen. Unser Aufruf lautet: Produziert Erdbeermarmelade, Quittengelee, Rhabarbersirup oder was Euch sonst noch einfällt!“ Auf dem Food Market könne es verkauft oder getauscht werden.