Foto: Leserfotograf Burgholzkaefer

Künftig fährt die U15 bis nach Stammheim - riesiger Besucherandrang bei Einweihungsparty.

Stuttgart - Vier Jahre lang haben die Bürger von Zuffenhausen und Stammheim auf ihren Anschluss an die Linie U 15 gewartet. Am Samstag feierten sie die Eröffnung der Strecke. Das Begleitprogramm der Bürgervereine mit Umzug, Live-Musik und Bewirtung unterhielt 15 000 Gäste.

Als Stuttgarts Finanzbürgermeister Michael Föll bei der Jungfernfahrt der Stadtbahnlinie U 15 am Samstag gegen 12Uhr in der Endstation Stammheim einrollt, genießt er das Bad in einer begeisterten Menge. In den Stunden zuvor hat der Umzug der örtlichen Vereine mit 800 Teilnehmern die Bevölkerung auf die Beine gebracht, und jetzt heizen die schrägen Klänge der First Guggen Band die Stimmung an. Vier Jahre lang haben sich die Bewohner mit einem provisorischen Buspendelverkehr ins Stadtzentrum begnügen müssen, jetzt beginnt die neue Ära geregelter Fahrverhältnisse auf der rund drei Kilometer langen und insgesamt 105 Millionen Euro teuren Strecke. "Es ist ein großartiger Empfang heute, der dem emotionalen Abschied von der Straßenbahn vor vier Jahren ähnelt", sagt Föll. Die Stammheimer wüssten offenbar moderne Infrastruktur zu schätzen. Dies belege auch ihre hohe Zustimmung zum Bahnprojekt Stuttgart 21 bei der Volksbefragung. Die nächsten städtebaulichen Schritte in Stammheim seien die Neugestaltung der Quartiere Freihofstraße und der Asperger Straße.

Die Einfahrt der U 15 wird zur Feuertaufe

Sichtlich gerührt von der emotionalen Wucht des Augenblicks ist Martin Hechinger. Der Vorsitzende des Bürgervereins Stammheim hat in der Bürgerschaft und im Gemeinderat seit 14 Jahren für die Streckenverlängerung geworben. Als Dankeschön hatte sein Verein den Bauarbeitern sogar eine Hocketse mit den Bürgern organisiert. "Die U15 ist wesentlich für unsere Lebensqualität vom Kind bis zum Greis", sagt er. Die Feierstimmung tröstet die Stammheimer bestens darüber hinweg, dass sie an diesem Tag im zeitlichen Ablauf der Feier die zweite Geige spielen.

Festauftakt war um 11 Uhr an der Haltestelle Zuffenhausen Rathaus. "Wenn nicht jetzt, wann dann, wenn nicht hier, wo dann?", intoniert der Chor Urbanissimo, als sich die ersten beiden Züge gegen 11 Uhr der Station Zuffenhausen Rathaus nähern. Durch Feuerwerksfontänen und das rhythmische Klatschen begeisterter Zuschauer, die, dicht an dicht gedrängt, die Umgebung säumen, gerät die Einfahrt der gelben Triebwagen in die Station regelrecht zur Feuertaufe. In seiner Ansprache dankt SSB-Vorstandssprecher Wolfgang Arnold den Anwohnern der Trasse für ihre Geduld, der Stadt Stuttgart für ihre gute Kooperation und Bund und Land für die Zuschüsse, die das Projekt erst ermöglicht hätten. "Wir haben den Beweis erbracht, dass Kostenpläne eingehalten werden, wenn sich alle am Projekt Beteiligten mit ihrer Kompetenz einbringen", sagt Arnold. Internationale Weihen erhielt das Projekt durch Marie Richard, die ehemalige Bürgermeisterin von Zuffenhausens französischer Partnergemeinde La Ferté sous Jouarre. Sie wurde von den SSB für die abergläubischen Bergarbeiter als Tunnel-Patin gewonnen und ist eigens zur Eröffnung angereist, um Arnold "im Namen unseres Departements und der deutsch-französischen Freundschaft" eine Goldmedaille zu überreichen.

Anschließend macht sich der Tross der Großkopfeten mit Stuttgarts Finanzbürgermeister Michael Föll zu den Triebwagen der U15 auf. Dort warten 18 Kinder vom örtlichen Kinderhaus Girasole, die später das Theaterstück "Henriette Bimmelbahn" des Kinderbuchautors James Krüss aufführen. "Komm, steig mit uns ein, komm, wir wollen losfahren", singen sie und taufen den Zug mit Wasser aus kleinen Plastikgießkännchen. Dass man am Eröffnungstag sozusagen auf der Schwäb'schen Eisenbahn fährt, zeigt die Ansage der Haltestellen: "Wenn ihr zom Bürgermeischter von Zuffahause wellad, no miaßt ihr do aussteiga."

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