Leise, flott und sauber: Mit einem schnellen Elektrofahrrad schwimmt man im Stadtverkehr mühelos mit. Foto: Stromer

Im Stab von OB Fritz Kuhn schätzt man die schnelle Version der E-Bikes und hofft, dass sich der Trend aus der Schweiz auch hier durchsetzt. Bei den Eidgenossen nutzen immer Berufspendler so genannte S-Pedelecs.

Im Stab von OB Fritz Kuhn schätzt man die schnelle Version der E-Bikes und hofft, dass sich der Trend aus der Schweiz auch hier durchsetzt. Bei den Eidgenossen nutzen immer Berufspendler so genannte S-Pedelecs.

Stuttgart - Es gibt viele Gründe, aufs Rad zu steigen. Es kostet fast nix, ist gesund und man nimmt die Welt mit anderen Augen wahr. Intensiver als im Bus oder im Auto. Das ändert sich nur im Stau. Da hat der Autofahrer alle Zeit der Welt, sich umzuschauen. Vor allem Pendler kennen dieses Gefühl.

Wer täglich nach Stuttgart, Deutschlands Stau-Hauptstadt, mit dem Auto zu Arbeit fährt, muss Geduld mitbringen. 820 000 Fahrzeuge (Stand 2012) überqueren täglich die Gemarkungsgrenze von Stuttgart. Immer mehr greifen daher zum Rad. Sie fahren am Stau vorbei und müssen keinen Parkplatz suchen. Das Umweltbundesamt behauptet sogar, dass Radler auf Strecken bis zu neun Kilometern im Stadtverkehr schneller sind als Autofahrer.

Auf der Kurzstrecke lohnt sich der Ritt auf dem Drahtesel allemal. Aber die meisten Pendler sind laut dem statistischen Landesamt im Schnitt 25,5 Kilometer zwischen Wohn- und Arbeitsort unterwegs. Da wird der Weg zum Job zur Herausforderung. Man könnte auch sagen: Für einen, der die Stuttgarter Halbhöhen erklimmen oder das Aichtal durchqueren muss, wird die Sache eher unmöglich. Selbst mit einem normalen E-Bike, das die Tretkraft bis 25 k/mh (250 Watt Leistung) unterstützt, kann es anstrengend und zweitraubend werden.

Ein Beispiel: Ein geübter Radfahrer braucht für die Strecke von Walddorfhäslach ins Pressehaus nach Möhringen (etwa 25 Kilometer) mit dem Pedelec knapp eine Stunde. Mit dem Auto (ohne Stau auf der B 27) ist die gleiche Strecke in 15 Minuten zu schaffen. Man muss also ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein haben oder sportlich sein, wenn man täglich mit dem (Elektro-)Rad pendelt.

Für die meisten Pendler ist daher selbst das E-Bike keine echte Alternative zum Auto oder zu öffentlichen Verkehrsmittel. Eine ähnliche Situation findet man in der Schweiz.

Lösung der urbanen Verkehrsproblematik?

Die Berg- und Talfahrten stressen jeden Pendler. Doch dort setzt sich ein neuer Trend durch. Immer mehr Eidgenossen pendeln mit so genannten S-Pedelecs, die eine Kraftunterstützung bis 45 k/mh (300 bis 500 Watt ) bieten. Das Paradestück dieser schnellen Pedelecs kommt aus der Schmiede der Firma Stromer in Oberwangen bei Bern. Dort ist man überzeugt, die Lösung der urbanen Verkehrsproblematik gefunden zu haben.

Das neuste Produkt, das ST 2 (5690 Euro), vereine alles, was ein Pendler brauche: Reichweite (150 km), Kraft und Schnelligkeit (35 Newton-Meter Drehmoment), Komfort (alle Kabel, Licht, Motor und der Akku (814 Wattstunden) sind integriert und Sicherheit (elektronische Wegfahrsperre). „Mit bis zu 45km/h bringt der Cityflitzer seinen Piloten schnell ans Ziel“, sagen die Entwickler.

Eine Testfahrt ins Berner Hinterland belegt das, zeigt aber auch: Knapp 50 k/mh fordern den Radfahrer und andere Verkehrsteilnehmer heraus. Kaum einer schätzt die Geschwindigkeit dieser Räder richtig ein. Aber: Die Pendelstrecke zur Arbeit wäre mit so einem Flitzer bedeutend schneller zu schaffen. Für die durchschnittlich 25,5 Kilometer lange Pendelstrecke bräuchte man etwa 45 Minuten. Diese Aussicht könnte mehr dazu bewegen, am Stau vorbeizufahren.

Auch für Günter Stürmer, der im Stab von Oberbürgermeister Fritz Kuhn für Mobilität zuständig ist, hat diese Pendler-Variante durchaus Charme: „Für jeden, der aus dem Umland kommt, könnte so ein schnelles Rad eine echte Alternative sein.“ Sein Chef, OB Kuhn sei auch schon darauf aufmerksam geworden. Nicht zuletzt weil Stürmer diese „schnellen Dinger liebt“: „Wer einmal so ein S-Pedelec gefahren ist, will kein anderes mehr.“ Ob sich dieser Trend wie bei den Schweizern auch in Stuttgart durchsetze, kann Günter Stürmer nicht abschätzen.

Mindesten 3000 Euro muss man investieren

Georg Zeppin, Fachmann von der Zeitschrift „Elektro-Rad“ meint dazu: „Diese Räder könnten eine Alternative darstellen. Vielleicht können die S-Pedelecs unsere urbanen Mobilitätsprobleme vereinfachen, ob sie sich lösen lassen, wird die Zeit zeigen. Zunächst sind diese Fahrräder auf jeden Fall in der Lage, einen Radfahrer zügig von a nach B zu transportieren, ohne dass diese schweißnass ankommt.“ Wer täglich längere Strecken zurücklege, sei mit einem S-Pedelec am besten beraten. Dafür müsse man mindestens 3000 Euro anlegen.

Laut Zeppin ist das S-Pedelec noch aus einem anderen Grund eine Alternative zum Auto: „Die Unterhaltskosten des Rades sind gering: Die notwendige Zulassungsplakette kostet pro Jahr rund 60 Euro zuzüglich Stromkosten. Dazu kommt eine Inspektion pro Jahr für etwa 50 Euro.“

Fazit des Experten: „Das Pedelec eignet sich ideal zum Pendeln.“