Behnam Ahmadzadeh zeigt das Loch im Heizungsrohr. Foto: Eva Funke

In Wohnungen des Immobilienkonzerns Vonovia in Stuttgart ist die Heizung defekt. Marode Heizungsrohre verursachen Wasserschäden und die Mieter sitzen in kalten und nassen Wohnungen. Der Mieterverein rät zur Klage.

S-Nord - Der Winter rückt näher, hat sich auch schon mit kühlen Temperaturen angekündigt. Wie schön, wenn man dann ein warmes Zuhause hat. Doch bei Marianne Ruppelt im Stuttgarter Norden ist die Laune auf dem Gefrierpunkt: Die Rentnerin sitzt in ihrer Wohnung im Viergiebelweg in Pulli und Daunenweste auf dem Sofa und fröstelt trotzdem. Es hat gerade mal 18 Grad im Wohnzimmer, denn die Heizung ist defekt und zwar bereits seit fünf Wochen. Außerdem haben sich an der Decke Wasserflecken gebildet.

„Telefonisch habe ich niemanden erreicht. Deshalb habe ich mich mehrfach per E-Mail an den Vermieter, den Immobilienkonzern Vonovia, gewendet und mich über die defekte Heizung und den Wasserschaden beschwert“, sagt die 74-Jährige und ärgert sich über die Antwort des Konzerns: „Bei uns sollen Sie sich als Mieter wohl fühlen, daher nehmen wir Ihr Anliegen natürlich sehr ernst“, schreibt das Unternehmen und versichert, es seien sämtliche Maßnahmen eingeleitet worden, um den Mangel zu beheben. Wann die Arbeiten zum Abschluss kommen, lasse sich aber leider nicht sagen.

Immer nur provisorisch repariert

Tatsächlich waren im Oktober Handwerker im Dachgeschoss des Gebäudes – in der Wohnung von Behnam Ahmadzadeh. Der 54-Jährige wohnt direkt über der Rentnerin, und in seiner Wohnung ist wie in einer weiteren Wohnung im Haus ebenfalls die Heizung ausgefallen. „Die Handwerker haben im Wohnzimmer den Boden aufgerissen und festgestellt, dass das Heizungsrohr leckt“, berichtet Ahmadzadeh, und Ruppelt ergänzt: „Sie sagten, sie hätten den Auftrag, den Defekt für 500 Euro in Ordnung zu bringen, dieser Betrag aber für die Reparatur nicht reiche.“ Seither hat Ahmadzadehs in seiner Wohnung eine Baustelle, die ruht: „Die Handwerker haben den Boden offengelassen und sind wieder abgezogen. Das war’s.“

Das Problem mit der defekten Heizung zieht sich laut Marianne Ruppelt bereits seit 15 Jahren hin. In dem Sechs-Familien-Haus, das ursprünglich im Besitz der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Baden-Württemberg war (die seit Anfang 2007 als LBBW Immobilien GmbH firmiert), dann an die Patrizia Immobilien AG verkauft wurde und sich nun im Besitz des Immobilienkonzerns Vonovia befindet, seien immer wieder Schäden an der Heizung aufgetreten. Und immer sei nur provisorisch repariert worden, erinnert sie sich.

Auch der Mieterverein kennt das Problem: Dort hat sich nicht nur Ahmdzadeh hingewandt. Der Mietervertretung liegt ein weiterer vergleichbarer Fall im Stuttgarter Norden vor, wo Vonovia etwa 1800 Wohnungen besitzt. In einem siebenstöckigen Gebäude des Konzerns in der Störzachstraße ist es laut Mieterverein in sechs Stockwerken zu Wasserschäden wegen maroder Heizungsrohre gekommen. Ein Mieter klagt, dass seine Archivschränke im Keller durch Wasseraustritt ruiniert worden seien. „Vonovia weiß seit vergangenem Frühjahr Bescheid. Und vor einigen Wochen wurde die Heizung abgestellt. Mehr ist nicht passiert“, sagt Angelika Brautmeier.

Mieterverein rät auf Beseitigung der Mängel zu klagen

Die Geschäftsführerin des Mietervereins vermutet hinter der Vorgehensweise Kalkül: „Häufig wird nicht oder unfachmännisch repariert, um Kosten zu sparen“, sagt sie. Auch wegen ständiger Mieterhöhungen und der Abrechnung des sogenannten Umlageausfallwagnisses gehen Klagen von Vonovia-Mietern bei Brautmeier ein. Das Umlageausfallwagnis ist eine Gebühr , das die Vermieter preisgebundener Sozialwohnungen wegen eventuellen Ausfalls bei der Deckung von Betriebskosten erheben können. „Das müssen die Mieter preisungebundener Wohnungen nicht bezahlen“, stellt Brautmeier fest. Den Mietern der Wohnungen mit defekter Heizung rät sie, auf Beseitigung der Mängel zu klagen, falls sich Vonovia noch länger nicht rührt.

Auf Nachfrage bedauert der Immobilienkonzern mit Sitz in Düsseldorf die „Unannehmlichkeiten“ und versichert: „Wir versuchen, das schnellstmöglich zu erledigen.“ Noch nicht passiert sei das, weil sich die Reparatur schwieriger gestalte und die Küche im Dachgeschoss ausgebaut werden muss. Den drei Mietern in der Viergiebelweg hat das Unternehmen mittlerweile Heizlüfter vor die Tür stellen lassen und ihnen eine Mietminderung von 30 Prozent zugestanden. Marianne Ruppelt und ihrem Nachbarn reicht das nicht: „Mit den Lüftern kann man das Bad heizen, aber nicht die Wohnung“, sagt sie und will dem Rat des Mietervereins folgen, falls der Vermieter seiner Verpflichtung nicht nachkommt und endlich repariert.