Bisher waren nur Drogenspritzen vor der Jakobschule und auf dem Schulweg gefunden worden – jetzt verlagert sich das Geschehen auf das Schulgelände. Foto: Gombold

Bisher waren nur Drogenspritzen vor der Jakobschule und auf dem Schulweg gefunden worden – jetzt verlagert sich das Geschehen auf das Schulgelände. Süchtige nutzen das Gelände der Jakobschule offenbat, um am Abend und in der Nacht ihre Drogen zu konsumieren. Eltern fühlen sich von der Stadtverwaltung sowie der Kommunalpolitik betrogen und fordern Antworten von OB Fritz Kuhn.

S-Mitte - Trotz eines runden Tisches hat sich an der Situation in und um die Jakobschule nichts verändert. Im Gegenteil. Waren zuletzt nur Drogenspritzen auf dem Schulweg oder vor der Schule gefunden worden, so ist nun auch das Schulgelände selbst betroffen. Das berichten Eltern und Elternvertreter der Jakobschule. „Seit dem Runden Tisch zum Thema Sicherheit und Sauberkeit der Schulwege am 17. Juli ist seitens der Stadtverwaltung und der Schulverwaltung nichts weiter passiert“, sagt Nadine Gombold. „Es wurde auf beiden Sitzungen bestätigt, dass die Entwicklung zum Drogenknotenpunkt im Leonhardsviertel seit Jahren bekannt ist, aber das Budget zur Beseitigung und Prävention fehlt.“

Der Mutter und anderen Eltern reicht der Ausdruck des Bedauerns seitens der Politik nicht mehr aus. Daher haben sie sich direkt und schriftlich an Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) gewandt – bisher ohne Antwort zu bekommen. „Man muss etwas dagegen tun“, sagt Nadine Gombold. „Gäbe es die Probleme in anderen Gebieten wie etwa an der Fuchsrainschule wäre das Thema schon lange angegangen und erledigt. Hier wird klare Klientelpolitik betrieben.“ Spitz fragt sie daher: „Sind die Kinder der Jakobschule weniger wert als Kinder anderer Schulen?“

Die Hotline ist alles andere als ein heißer Draht

Auch der Lösungsvorschlag der Stadt, per einer Hotline den Vollzugsdienst bei einem Spritzenfund zu alarmieren, funktioniert nur bedingt. Als Nadine Gombold die 216-91 90 0 angewählt hatte, hätten „der Mitarbeiter von der Zentrale, der an diesem Tag Dienst hatte, nichts von der Vereinbarung gewusst und war auch nicht sehr begeistert, dass man Versprechen abgibt, die sie aus Personalsicht gar nicht stemmen könne. Er meinte ganz offen, dass es beispielsweise an dem Tag unseres Telefonats gar unmöglich sei, vorbei zu kommen.“

Auch bei der Abfallwirtschaft (AWS) klemmt es offenbar beim Personal oder der Finanzierung, mutmaßt die Mutter: „Die AWS hatte uns beim Runden Tisch gesagt, sie unternehme nichts mehr ohne Gegenfinanzierung.“

Um ihren Argumenten Nachdruck zu verleihen, haben die Eltern nun begonnen, die Spritzenfunde zu dokumentieren. Zum Beispiel am 7. September. An diesem Tag sei eine Spritze im Sand des schuleigenen Spielplatzes der Jakobschule gefunden worden, als ein Kind mit der Handfläche drauf gefallen sei. „Zum Glück war die Kappe auf der Nadel“, sagt Nadine Gombold. Schon am darauffolgenden Tag wurde erneut eine Spritze gefunden. Dieses Mal wählten die Eltern die Hotline der statt an. Ergebnis laut der Eltern: „Es kam keiner vorbei.“

Zeugen beobachten Junkies auf dem Schulgelände

Anwohner und Geschäftsleute im Quartier sind über diese Berichte nicht verwundert. Die Betreiber eines benachbarten Lokals berichten: „Immer wieder beobachten wir, wie abends die Polizei bei einem Einsatz unbefugte Fremde aus dem Gelände der Jakobschule herausführt.“

Nadine Gombold, die auch Mitglied im Elternbeirat ist, und andere Eltern wollen das nicht länger hinnehmen: „Ich fühle mich als Mutter von der Stadt, der Schulverwaltung und der Politik betrogen. Sie stehen in der Verantwortung, im öffentlichen Raum für die Sicherheit der Bürger und damit auch für die Sicherheit unsere Kinder Sorge zu tragen.“ Und weiter sagt sie: „Muss ich – nur weil ich im Zentrum von Stuttgart wohne – immer mit der Angst leben, dass meine Kinder in eine Kanüle fassen und sich mit HIV oder Hepatitis infizieren? Ich kann das so nicht länger hinnehmen.“

Daher fordern die Eltern der Jakobschule einen Maßnahmenkatalog: Tägliche Reinigung der Schulwege, insbesondere die Wächterstaffel sowie des öffentlichen Platzes vor der Schule. Aufnahme in den Reinigungsplan der AWS. Stärkere Präsenz der Polizei als Fußstreife im Leonhardsviertel. Die Schulverwaltung muss einen eigenen Hausmeister genehmigen, der nur für die Jakobschule zuständig ist und nicht für drei Schulen gleichzeitig. Einen ganztägiger Pförtner zur Kontrolle am Eingang des Schulgeländes. Einen höheren und geschlossener Zaun rundum das Schulgelände. Und eine bessere Ausleuchtung des Schulgeländes.