Das Park&Ride-System der Region Stuttgart ist ausbaufähig Foto: dpa

Dem Ballungsraum fehlt ein Park-and­ride-Konzept aus einem Guss, haben Recherchen der Stuttgarter Nachrichten vor einem Jahr ergeben. Nun nimmt der Verband Region Stuttgart die Sache in die Hand.

Dem Ballungsraum fehlt ein Park-andride-Konzept aus einem Guss, haben Recherchen der Stuttgarter Nachrichten vor einem Jahr ergeben. Nun nimmt der Verband Region Stuttgart die Sache in die Hand.

Stuttgart - Überbelegte Parkplätze hier, leere Parkhäuser dort: Eine Bestandsaufnahme der Park-and-ride-Situation in der Region Stuttgart in unserer Zeitung förderte im Mai 2013 zutage, dass es bei diesem Thema an vielen Ecken klemmt. Sogar aus Rathäusern, wo die Anlagen üblicherweise geplant werden, wurde Kritik daran laut, dass es kein stimmiges Gesamtkonzept dafür gebe, wo Pendler ihre Autos abstellen sollen und zu welchen Bedingungen. Der Grund: Die Kommunen behandeln das Thema zurückhaltend, weil Teile der Baukosten und der komplette Betrieb an ihnen hängen bleiben, die Parkmöglichkeiten häufig aber von Pendlern aus dem Hinterland genutzt werden und nicht von den eigenen Bürgern.

Die Park-and-Ride-Plätze in Stuttgart und Region - für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf das Bild.

Park and Ride

Beispiel: Die Stadt Wendlingen (Kreis Esslingen) hat auf ihrem P+R-Platz an der S 1 Parkgebühren eingeführt, um Autofahrer aus Kirchheim/Teck fernzuhalten, wo eine VVS-Zone mehr bezahlt werden muss. Mit der Folge, dass den Bürgermeister Protestbriefe mit der Drohung erreichten, dass man künftig eben wieder Auto fahre. Oder Leinfelden-Echterdingen: Dort wollen die Stadtwerke keine Werbung für ihre mittelmäßig ausgelasteten P+R-Plätze in Oberaichen, Leinfelden und Echterdingen machen, weil das Defizit von rund 160 000 Euro schon groß genug sei. Das könnte künftig der Verband Region Stuttgart übernehmen. Im Rahmen des sogenannten ÖPNV-Paktes 2025 hatten sich das Land, die VVS-Landkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr sowie Stuttgart im Februar mit dem Verband über Zuständigkeiten im öffentlichen Nahverkehr geeinigt. Demnach soll die Region künftig unter anderem „Verbesserungen bei Angeboten zu Park and ride“ koordinieren und finanzieren.

Diesen Ball nimmt der Verband an diesem Mittwoch im Verkehrsausschuss auf. „Zunächst muss man überlegen, wie man P+R fördern will“, sagt Infrastrukturdirektor Jürgen Wurmthaler. Denkbar wäre, dass der Verband einen Zuschuss für den Bau von Parkmöglichkeiten gibt, den alle 179 Städte und Gemeinden von Stuttgart bis Spiegelberg (Rems-Murr-Kreis) mitbezahlen müssten. Damit könnte die Lücke geschlossen werden, die das Land reißt, weil es seine Förderung von 75 Prozent der entsprechenden Kosten auf 50 reduziert. Denkbar wäre auch, dass sich die ganze Region an den Betriebskosten beteiligt. Außerdem könnte sie eine Kombination von Parkticket und Fahrschein mitfinanzieren, die so günstig ist, dass viele Autofahrer auf Regionalzug, S-Bahn oder Stadtbahn umsteigen.

Das ist das Ziel von Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), der den Autoverkehr im Kessel um 20 Prozent reduzieren will. In seinem Aktionsplan „Nachhaltig mobil in Stuttgart“ ist Park and ride als mögliches Thema regionaler Zusammenarbeit aufgeführt. Wenn die Region dies bezahlt, ist Stuttgart als größter Finanzierer des Verbands Region Stuttgart dabei.

Das Konzept, das die Region entwickeln will, soll sich nicht nur auf Park-and-ride-Plätze beschränken, sondern die Schiene auch mit anderen Verkehrsmitteln wie Fahrrädern verknüpfen. Doch ein Konzept ist das eine, die Umsetzung wird umso schwerer. Schließlich sind bisher meist die Städte und Gemeinden Betreiber der Park-and-ride-Angebote, in einigen Fällen ist auch die Bahn-Tochter DB Bahnpark am Drücker. Der Regionalverband braucht Kooperation ebenso wie Kompetenz. „Es ist richtig, wenn unsere Zuständigkeit im Gesetz verankert wird“, sagt Jürgen Wurmthaler. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hatte dies im Februar angekündigt. Wurmthaler sagt aber auch: „Es ist immer vernünftig, so etwas gemeinsam mit den Kommunen und den Eigentümern zu machen.“

Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) hat sein im vergangenen Jahr angekündigtes sechstes P+R-Konzept zunächst auf Eis gelegt. „Wir begrüßen, dass der Verband diese Aufgabe übernimmt“, sagt Geschäftsführer Horst Stammler, „und werden mit der Region zielgerichtet an das Ausbauprogramm gehen. Wir hoffen, dass wieder mehr Parkplätze ausgewiesen werden können.“ Im vergangenen Jahr rechnete Stammler noch mit 1000 bis 4000 neuen Parkplätzen.