Seit dem 30. März können die S-Bahn-Fahrer auf Monitoren am Tiefbahnsteig des Hauptbahnhofs (rechts oben) sehen, ob die Türen am Zug frei sind und alle zentral schließen Foto: Jan Reich

Nach den großen Problemen 2013 soll die S-Bahn in diesem Jahr pünktlicher werden. Die Bahn tut sich aber trotz einiger Verbesserungen schwer, ihr Vorhaben wahr zu machen. An diesem Mittwoch muss sie wieder zum Rapport beim Verband Region Stuttgart.

Nach den großen Problemen 2013 soll die S-Bahn in diesem Jahr pünktlicher werden. Die Bahn tut sich aber trotz einiger Verbesserungen schwer, ihr Vorhaben wahr zu machen. An diesem Mittwoch muss sie wieder zum Rapport beim Verband Region Stuttgart.

Stuttgart - Im vergangenen Jahr war die S-Bahn so unpünktlich wie noch nie, seit die Dokumentation der Verspätungen 2004 begonnen hat. Nicht mal mehr drei von vier S-Bahnen kamen in der Hauptverkehrszeit zwischen 6 und 9 Uhr sowie 15.30 und 19 Uhr mit weniger als drei Minuten Verspätung an die Stationen. Bei einer Verspätung von zwei Minuten und 59 Sekunden gilt eine S-Bahn beim Betreiber DB Regio und beim Besteller Verband Region Stuttgart als pünktlich. Der Drei-Minuten-Spielraum ist im öffentlichen Nahverkehr des Ballungsraums wichtig, weil viele Anschlüsse in diesem Bereich getaktet sind. Verspätet sich eine S-Bahn um etwa drei Minuten, kann der Bus oder die Anschlussbahn schon weg sein. Mit der Folge, dass der Pendler im Falle eines 30-Minuten-Takts etwa beim Bus schnell 30 Minuten und mehr Verspätung kassiert.

Die Situation im ersten Halbjahr 2014 ist einerseits stabiler als im vergangenen Jahr. So miserable Werte wie im Juni 2013, den sogar S-Bahn-Chef Hans-Albrecht Krause als „Horrormonat“ einstufte, oder wie in den noch schlechteren Monaten Oktober und November gab es zuletzt nicht mehr zu verbuchen. Trotzdem waren im Mai 2014 laut Statistik der Bahn nur 86,6 Prozent aller S-Bahnen pünktlich oder hatten eine Verspätung von weniger als drei Minuten.

Mit dem Verband Region Stuttgart vertraglich vereinbart sind 94,5 Prozent aller Züge eines Tages, in der Hauptverkehrszeit sollen es 91,5 Prozent aller Züge sein. An einem Werktag sind 755 S-Bahnen im Netz unterwegs. Etwa 654 waren im Mai also pünktlich und mehr als 100 nicht. Innerhalb von sechs Minuten Verspätung kamen 96,2 Prozent ans Ziel – vereinbart sind hier 98 Prozent. Die Bahn verfehlt also auch acht Monate nach einem Krisengipfel im Verkehrsausschuss der Regionalversammlung die vertraglich vereinbarten Ziele. Was ihr nicht wehtut: In einem cleveren Schachzug hat sich die DB Regio 2010 absegnen lassen, dass sie während der Stuttgart-21-Bauarbeiten höchstens 62 000 Euro jährlich für verspätete S-Bahnen bezahlen muss. Für den Betrieb kassiert sie bis zum Jahr 2028 insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro.

Am 9. Oktober stand S-Bahn-Chef Krause von der Bahn-Tochter DB Regio zusammen mit Kollegen von DB Netz und DB Station & Service sowie Vertretern des Zugherstellers Bombardier im Ausschuss Rede und Antwort. Es ging um die neuen Züge der Baureihe ET 430, die nach Problemen mit einem ausfahrbahren Schiebetritt für Rollstühle und Kinderwagen wieder aus dem Verkehr gezogen worden waren. Bis kommenden Herbst sollen die bestellten 87 Züge auf den Linien S 1 bis S 3 unterwegs sein – der Schiebetritt bleibt vorerst drin.

Die Bahn-Vertreter räumten allerdings auch ein, dass Infrastruktur wie Stellwerke, Weichen und Signale in den vergangenen Jahren unzureichend gewartet worden waren und versprachen millionenschwere Investitionen. Außerdem wollte die Bahn bei der Abfertigung der Züge in den stark frequentierten Stationen Hauptbahnhof und Stadtmitte wertvolle Sekunden aufholen.

Ein Bahn-Sprecher sagt nun, dass dies gelungen sei, die Bewertung überlässt er aber seinen Chefs am Mittwoch ab 15.30 Uhr in der Kronenstraße 25. Thomas Kiwitt, Leitender Technischer Direktor beim Regionalverband, will vor dem S-Bahn-Gipfel keine allzu großen Hoffnung schüren: „Es ist nicht zu erwarten, dass es heißt: Super, es ist alles wieder in bester Ordnung.“ Kiwitt erwartet nur ein Zwischenfazit auf dem langen Weg zu einer pünktlicheren S-Bahn.