Viele Regionalräte wollen die S-Bahn vor allem abends und in den Nächten am Wochenende länger und öfter fahren lassen Foto: Leif Piechowski

Obwohl die Pünktlichkeit der S-Bahnen im Ballungsraum Stuttgart immer mehr nachlässt, verdichtet die Regionalversammlung den Takt weiter. In diesem Dezember und auch 2015, 2016 und 2017 sollen jeweils zusätzliche Züge auf die Reise geschickt werden. Vor allem im 15-Minuten-Takt.

Stuttgart - Vom 15. Dezember an wird der 15-Minuten-Takt am Nachmittag auf allen S-Bahn-Linien spätestens um 15.30 Uhr beginnen – das ist etwa eine halbe Stunde früher als heute. Er wird auch erst gegen 19.30 Uhr enden anstatt bisher gegen 19 Uhr – etwa auf der S 1, die eine zusätzliche Fahrt am Abend bekommt. Hier, wo die Züge in den Hauptverkehrszeiten als besonders voll gelten, soll es sogar schon um 15 Uhr losgehen.Um Luft in die Züge zu bekommen, sollen 16 Züge von zwei auf drei Einheiten – sogenannte Langzüge – mit rund 1400 Sitz- und Stehplätzen verlängert werden. Diese Verbesserungen sind bereits im vergangenen Jahr beschlossen und bei der Bahn bestellt worden.

Am 3. Dezember will der regionale Verkehrsausschuss nun auf Antrag von CDU und SPD beschließen, dass der Viertelstundentakt im Dezember 2017 weiter ausgedehnt werden soll. Dann soll es um 15 Uhr auf allen Linien losgehen und nicht vor 20.30 Uhr enden. Die Verwaltung des Verbands Region Stuttgart hat in einer Beratungsunterlage jedoch deutlich gemacht, dass die Abstimmung mit dem Regional- und Fernverkehr in der Hauptverkehrszeit alles andere als einfach ist, weshalb die Umsetzung auch noch Jahre auf sich warten lassen soll. Das Paket würde 2,5 Millionen Euro jährlich kosten.

Der Halbstundentakt

Bereits im Dezember 2015 Wirklichkeit wird eine neue Spät-S-Bahn an Werktagen auf allen Linien. Weil in die letzten S-Bahnen teilweise mehr als 100 Fahrgäste einsteigen und diese Zahl an den Wochenenden noch deutlich ansteigt, soll sich künftig auch von montags bis donnerstags auf allen Linien und in allen Fahrtrichtungen eine späte S-Bahn auf den Weg machen. Damit gilt der 30-Minuten-Takt am Abend bis gegen 1 Uhr. Als letzte S-Bahn werktags fährt künftig die S 3 um 1 Uhr in Stuttgart-Vaihingen ab und kommt um 1.47 Uhr in Backnang an. Nach Angaben des Verbands ist ein solches Angebot, das 1,5 Millionen Euro jährlich zusätzlich kostet, in den S-Bahnen von München, Berlin oder Rhein-Ruhr schon heute üblich. Um es zu realisieren, muss die Bahn die Schienen bereits im April reservieren.

Der Stundentakt

Weil die Nacht-S-Bahnen am Wochenende und vor Feiertagen als Erfolgsgeschichte gelten und teilweise bis zu 300 Fahrgäste drinsitzen, will sich der Ausschuss auf Antrag der CDU vornehmen, das Angebot im Dezember 2016 noch einmal auszuweiten. Wenn alles klappt, wird der Betrieb vom späten Abend im Stundentakt durch die Nacht fortgeführt. Zurzeit fahren die Nacht-S-Bahnen dreimal zu Zeiten ab, die mit dem restlichen Fahrplan nichts zu tun haben, was weniger einprägsam ist. Das neue Angebot beliefe sich auf rund 725 000 Euro jährlich. Nicht mehr vorangetrieben wird die Nacht-S-Bahn in den Nächten von Donnerstag auf Freitag, die vor allem CDU und Grünen am Herzen lag. Nach Angaben des Verbands Region sitzt in den Nachtbussen der SSB am Donnerstag nur ein Viertel der Fahrgastmenge vom Wochenende. Das ist der Region nicht genug, schließlich würde der S-Bahn-Einsatz in dieser Nacht fast eine Million Euro kosten.

Der Zusatztakt

Eine weitere Verbesserung, die bereits zum Fahrplanwechsel in diesem Dezember wirksam wird, betrifft das Daimler-Werk in Sindelfingen. Damit Daimler-Mitarbeiter aus dem Raum Leonberg die Frühschicht erreichen können, wird es zwei frühere Fahrten der S 6 von Zuffenhausen aus geben, von der in Renningen die S 60 abgekoppelt wird. So können die Fahrgäste gegen 6 Uhr in Sindelfingen sein. Im Gegensatz zu den teuren Taktverbesserungen ist dies für 82 000 Euro im Jahr zu haben. Außerdem wird die S 3 von Backnang, die heute nur bis 21.42 Uhr über Vaihingen hinaus zum Flughafen fährt, dies künftig bis zum Betriebsschluss tun. Ebenfalls zum 15. Dezember beschlossene Sache ist, dass auf der Schusterbahn zwischen Untertürkheim und Kornwestheim morgens und abends ein zusätzliches Zugpaar zum Einsatz kommen wird. Sowohl die Daimler-Frühanbindung als auch die Spät-S-3 zum Flughafen und die Schusterbahn-Zusatzfahrten sollen nach drei Jahren im Betrieb noch einmal auf den Prüfstand.

Ganz aus dem Takt

Der Verband Region Stuttgart will nicht aus dem Blick verlieren, dass bei all den Vorhaben auch betrachtet werden muss, wie diese sich auf die Pünktlichkeit des Systems auswirken. Nach der neuesten Statistik der Bahn waren im Oktober 73,7 Prozent aller S-Bahnen pünktlich oder hatten eine Verspätung von unter drei Minuten. Weniger waren es nie seit Beginn der Aufzeichnungen 2003. Durchschnittlich mehr als eine von zehn Fahrten war um über sechs Minuten verspätet und quasi ganz aus dem Takt. Auch deshalb empfiehlt die Verwaltung, erst abzuwarten, wie sich die aktuellen Neuerungen auswirken, bevor man den Viertelstundentakt weiter ausweitet. Schließlich soll das großstädtische S-Bahn-Angebot auch zuverlässig sein.