Nicht alle Passagiere hatten den Bahnsteig vor der Tür, als die S3 am Montagmorgen am Stuttgarter Hauptbahnhof anhielt. (Symbolfoto) Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Fahrgäste wundern sich, als sich am Montagmorgen die S-Bahn-Türen öffnen und den Blick auf die Tunnelwände unterm Hauptbahnhof freigeben. Der Lokführer war wohl etwas zu voreilig.

Stuttgart - Die S-Bahn steht, die Tür geht auf, doch die Fahrgäste blicken gegen die Tunnelwand statt auf den Bahnsteig: Diese Szene hat sich so am Montag gegen 7.45 Uhr an der S-Bahn-Haltestelle Hauptbahnhof abgespielt. „Die Verwunderung unter uns Fahrgästen im hinteren Zugteil war groß. Es war überhaupt nicht ersichtlich, wie weit der Zug noch im Tunnel steckte“, schilderte ein 47-jähriger Passagier aus Schwaikheim, der in diesem Wagen saß, die Situation.

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Vollzüge und Langzüge sind im Berufsverkehr im Einsatz

Der Lokführer hat den Zug falsch gebremst. Es sei ein Langzug im Einsatz gewesen. Diese bestehen aus drei etwa 70 Meter langen Zügen. Vollzüge sind aus zwei Zügen zusammengesetzt, sind also 140 statt 210 Meter lang. Am Montagmorgen wurde der Zug an der Marke für die 140 Meter langen Vollzüge statt an der für die 210 Meter messenden Langzüge angehalten, sagte ein Sprecher der Bahn. Das erkläre, warum der hinterste Wagen etwa zur Hälfte im Tunnel gestanden hat. Im Berufsverkehr sind nur Lang- und Vollzüge unterwegs, sagte der Bahnsprecher. 70 Meter lange Kurzzüge würden in diesen Zeiten mit dem höchsten Fahrgastaufkommen nicht eingesetzt. Für diese sind am Bahnsteige extra Haltebereiche markiert, damit die Passagiere sehen, in welchem Abschnitt sie einsteigen können.

Alle Fahrgäste erreichen nach einem Rangiermanöver den Bahnsteig

Ausgestiegen sei im Tunnel niemand. Wer am Hauptbahnhof aussteigen wollte, habe zunächst auf eine Durchsage gewartet, die dann aber nicht kam. Dann hätten die Fahrgäste versucht, durch die volle Bahn im Wagen nach vorne zu gelangen, um die Tür zu erreichen, die auf den Bahnsteig führte. Einige seien auf diesem Weg auch rausgekommen. „Dort wurden dann aber zumindest die Nachzügler von Ordnungskräften am Aussteigen gehindert“, schildert der Augenzeuge. Nach einer kurzen Zeit der Verwirrung und des Drängens in Richtung Tür sei dann doch eine Durchsage gekommen. Die Fahrgäste seien aufgefordert worden, von den Türen zurückzubleiben, damit diese geschlossen werden konnten. Dann zog der Lokführer den ganzen Zug vollständig in die Haltestelle, sodass die Fahrgäste von allen Türen aus den Bahnsteig erreichen konnten. „Das war sicher richtig“, sagt der Bahnsprecher. Die Passagiere beobachteten, dass alle den Zug verlassen konnten, die zum Hauptbahnhof wollten. Die Bundespolizei wurde nicht eingeschaltet, da keine Gefahr für die Passagiere im Tunnel bestanden habe, sagt ein Polizeisprecher.