Die S-Bahn-Linie 2 soll künftig über Filderstadt hinaus bis nach Neuhausen fahren Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

25 Millionen Euro sind nötig, um die S-Bahn der Linie 2 künftig bis Neuhausen auf den Fildern rollen zu lassen. Die Projektplaner drücken deshalb jetzt auf die Kostenbremse. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) planen deshalb, die Strecke in manchen Bereichen nur eingleisig zu führen.

Stuttgart - Nach der Verzögerung beim Baustart und einer massiven Erhöhung der kalkulierten Kosten müssen die Stuttgarter Straßenbahnen bei der Verlängerung der S-Bahn-Linie 2 auf den Fildern erneut eine Hiobsbotschaft verkünden: Statt wie ursprünglich geplant auf zwei Gleisen soll die Nahverkehrslinie auf mehreren Streckenabschnitten nur eingleisig zur künftigen Endhaltestelle in Neuhausen auf den Fildern rollen. Gedacht ist, sich den zweiten Schienenstrang auf etwa einem Drittel der insgesamt etwa 3,9 Kilometer langen Ausbaustrecke zu sparen.

Einen Nachteil für den Fahrplan sehen die SSB durch die abgespeckte Variante nicht. „Die Änderung ist aus meiner Sicht kein Rückschlag, wir erhalten mit weniger Aufwand die gleiche Leistung“, erklärte Chefplaner Volker Christiani am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Verzicht auf ein durchgängiges zweites Gleis soll die Baukosten um mehrere Millionen Euro senken, vor allem durch die nur einspurige Unterführung beim Thyssen-Standort kurz vor Neuhausen erhoffen sich die Planer einen Spareffekt.

Konkrete Zahlen wollte Christiani am Mittwoch allerdings nicht nennen – wohl nicht zuletzt auch deshalb, um vor Ort nicht neue Begehrlichkeiten zu wecken. Schon bei den ersten Informationsrunden für die Anwohner entlang der Strecke war der Ruf nach Lärmschutzwänden und so genannten Unterschottermatten zur Reduzierung der Erschütterungen laut geworden. Vor allem im Filderstädter Stadtteil Sielmingen, aber auch im Nachbarort Neuhausen sehen die direkt an den Gleisen wohnenden Bürger das Schienenprojekt durchaus kritisch.

Bei der jetzt vorgesehenen Änderung der Pläne stützen sich die SSB auf ein Gutachten des Dresdner Verkehrswissenschaftlers Uwe Steinborn. Der schon bei der Erörterung der Fildertrasse des Milliardenprojekts Stuttgart 21 von der Stadt Leinfelden-Echterdingen beauftragte Experte bescheinigte den S-Bahn-Planern, dass sich der gewünschte Halbstundentakt auf der S 2 auch mit einer teils eingleisigen Strecke verwirklichen lässt. Für die SSB war diese Einschätzung das Signal, mit dem Rotstift über die bisher erarbeiteten Unterlagen zu gehen. Nicht gestrichen wird das zweite Gleis zwischen den Filderstädter Stadtteilen Bernhausen und Sielmingen, auch an den einzelnen Haltestationen sollen sich zwei S-Bahnen begegnen können.

Mit der durch die Kosteneinsparung erreichten Wirtschaftlichkeit könnte sich auch die Förderfähigkeit der auf Kosten von 125 Millionen Euro taxierten Trasse verbessern. 60 Prozent soll der Bund aus seinem Fördertopf für den Nahverkehr beisteuern, das Land Baden-Württemberg ist mit 20 Prozent beteiligt. Den Rest teilen sich der Verband Region Stuttgart, der Landkreis Esslingen und die Anliegerkommunen.

Allerdings läuft die bisher gültige Zuschussregel im Jahr 2019 aus – weshalb sich die Projektpartner durchaus Sorgen machen müssen, bei neu aufgestellten Förderrichtlinien nicht mehr wie geplant zum Zug zu kommen. Schon die Nachricht, dass nicht vor 2021 mit der Fertigstellung zu rechnen ist, wirkte deshalb als Dämpfer.

Freudensprünge löst zumindest in Filderstadt auch der Verzicht auf ein durchgängiges zweites Gleis nicht aus. Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker sprach am Mittwoch von „vielen Fragezeichen durch eine völlig neue Planungsgrundlage“. Befürchtet wird, dass die Attraktivität der Strecke leidet und eingleisige Engstellen die erhoffte Weiterführung der S 2 ins Neckartal verhindern. Neuhausens Rathauschef Ingo Hacker war nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Eine Taktverdichtung allerdings wird laut SSB-Chefplaner Volker Christiani nicht am eingleisigen Ausbau scheitern. „Da ist nicht unsere Strecke, sondern der eingleisig gebaute Flughafen-Tunnel das entscheidende Nadelöhr.“