Bisher heißt es in Filderstadt-Bernhausen noch „Alles aussteigen, der Zug endet hier.“ In fünf Jahren soll die S-Bahn bis ins vier Kilometer entfernte Neuhausen durchfahren. Foto: Horst Rudel

Der Premierenzug soll zum Fahrplanjahr 2021/2022 in den neuen S-Bahn-Halt Neuhausen einfahren. Bis dahin wollen die Stuttgarter Straßenbahnen AG den knapp vier Kilometer lange Schienenstrang über Filderstadt-Bernhausen hinaus fertiggestellt haben.

Esslingen/Neuhausen - Im Fahrplanjahr 2021/2022 wird die erste S-Bahn, von Filderstadt-Bernhausen über Sielmingen kommend, in die Endstation in Neuhausen einrollen. Vorausgesetzt, der erste Spatenstich an dem knapp vier Kilometer langen Schienenstrang über die Filder geht plangemäß Ende 2018 über die Bühne. Vorausgesetzt, die an der Finanzierung beteiligten kommunalen Partner, die Gemeinde Neuhausen, die Stadt Filderstadt und der Landkreis Esslingen, beschließen Mitte 2018 den Bau der Strecke. Vorausgesetzt, die im Sommer dieses Jahres beginnende Planfeststellung mündet im Herbst 2017 in den Planfeststellungsbeschluss und vorausgesetzt, die konkrete Förderzusage des Bundes liegt vor.

Am Landkreis Esslingen, der an den Bau-, Planungs-, und Fahrzeugkosten mit rund 9,2 Millionen Euro beteiligt ist, soll die S-Bahnverlängerung nicht scheitern. Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Kreistags hat einen entsprechenden Sachstandsbericht von Volker Christiani, dem Leiter der Systemplanung bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), am Donnerstag zustimmend zur Kenntnis genommen.

Ein Zurück gibt es ohnehin nicht mehr. Die Finanzdezernentin Monika Dostal hat dem Bauträger schon 2014 eine erste Rate in Höhe von rund drei Millionen Euro überwiesen. Ein weiteres Drittel des Gesamtbetrags ist im Haushaltsplan des laufenden Jahres eingestellt, die letzte Rate wird im Jahr 2018 fällig. Die geschätzten Gesamtkosten bewegen sich derzeit in Richtung 130 Millionen Euro. Gut die Hälfte davon zahlt der Bund, das Land Baden-Württemberg ist mit einem Finanzierungsanteil von 20 Prozent im Boot.

Die Zahlen haben allerdings noch vorläufigen Charakter. „Wir werden sicher nachjustieren müssen, wenn wir wissen, wie hoch genau der Bundesanteil wird“, sagt der Esslinger Landrat Heinz Eininger. Bis Ende vergangenen Jahres hingen die Projektpartner völlig in der Luft, da das zugrunde liegende Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) ursprünglich zum Jahr 2019 hätte auslaufen sollen. „Es war der richtige Ansatz, dass wir trotz der Unsicherheit weiter geplant haben“, kommentiert Wolfgang Arnold, der Technische Vorstand der SSB, die Tatsache, dass zwischen Bund und Ländern eine über das Jahr 2019 hinaus reichende Neuregelung des Förderprogramms vereinbart worden ist.

„Das war entscheidend für den Erfolg der Maßnahme“, stimmte Rainer Lechner, der Ausschusssprecher der Freien Wähler, dieser Einschätzung zu. Jetzt gehe es in der Planung darum, Gründlichkeit vor Schnelligkeit walten zu lassen. Christiani zufolge müssen rund ein Dutzend unterschiedlicher Gewerke, die von verschiedenen Planungsbüros bearbeitet werden, in das Gesamtwerk eingespeist werden. Die Bandbreite reicht von der Leit- und Signaltechnik über den Brand- bis zum Lärmschutz. Dort hatten sich die SSB zuletzt Kritik eingehandelt. Bei einer Projektvorstellung in Filderstadt-Sielmingen hatte Christiani einer aus Lärmschutzgründen mehrfach geforderten Überdeckelung der Trasse aus Kostengründen eine Absage erteilt. Die zusätzlichen Kosten von rund zwölf Millionen Euro würden das gesamte Projekt in Frage stellen.

Ähnliche Bedenken wird der SSB-Planer demnächst noch einmal zerstreuen müssen. Am 18. April will sich Christiani das Ja des Filderstädter Gemeinderats zu dem Planungsstand holen, mit dem die SSB in die Feststellung zu gehen gedenkt, am Tag darauf soll der Gemeinderat von Neuhausen sein Einvernehmen erteilen.

An der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit des S-Bahn-Ausbaus dürften jedoch hier wie da keine Zweifel bestehen. „Das ist gut angelegtes Geld. Der öffentliche Nahverkehr im Ballungsraum muss leistungsfähig sein“, sagte Sieghart Friz, der Ausschusssprecher der CDU.

Was lange währt, wird endlich gut. „Wenn der Zeitplan jetzt eingehalten wird, dann fährt der erste Zug pünktlich zum 22-jährigen Planungsjubiläum“, merkte Eininger an. Damit liege der Ausbau hinsichtlich der zeitlichen Dimension durchaus im regionalen Durchschnitt vergleichbarer Infrastrukturprojekte.