Verkehrsexperten empfehlen eine Streckenführung bis in den Enzkreis – zu vergleichsweise moderaten Kosten. Foto: Michele Danze

Die Verlängerung der S 5 nach Vaihingen/Enz würde nur mit zehn Millionen Euro zu Buche schlagen. Eine Erweiterung bis Mühlacker ist denkbar.

Die Verlängerung der S 5 nach Vaihingen/Enz würde nur mit zehn Millionen Euro zu Buche schlagen. Eine Erweiterung bis Mühlacker ist denkbar.

Stuttgart - Der Bietigheimer Bahnhof ist bisher Endstation für die S-Bahn-Linie S 5. Doch eine Verlängerung nach Vaihingen an der Enz steht längst auf der Wunschliste. Verkehrsexperten empfehlen eine Streckenführung bis in den Enzkreis – zu vergleichsweise moderaten Kosten. Denn technisch gesehen wäre ein Ausbau kein Problem. Im Gegensatz zu anderen wünschenswerten Schienenverbindungen in der Region gibt es am Nordrand des Kreises Ludwigsburg immerhin ein verkehrstaugliches Gleis.

Weshalb sich die Kosten für den Ausbau der zehn Kilometer langen Schienenstrecke in überschaubaren Grenzen bewegen, liegt auf der Hand: Weil auf der zehn Kilometer langen Strecke zwischen Bietigheim und Vaihingen bereits jetzt Regionalzüge unterwegs sind, gibt es die Ertüchtigung für den S-Bahn-Verkehr zum Schnäppchenpreis. Mit gerade mal zehn Millionen Euro, rechnen Gutachter in einer aktuellen Studie vor, könnte die S-Bahn erweitert werden.

In ihrer im Auftrag der Region erstellten Untersuchung stellen die Experten vom Verkehrswissenschaftlichen Institut der Uni Stuttgart der Verlängerung der S 5 ein mehr als gutes Zeugnis aus. Für den Ausbau der Strecke rechnen sie mit einem ungewöhnlich hohen Kosten-Nutzen-Faktor von 4,3. Zum Vergleich: Beim längst umgesetzten S-Bahn-Ringschluss zwischen Marbach und Backnang fiel selbst bei Faktor 1,01 der Beschluss für den Ausbau. Bei der geplanten Stadtbahn von Remseck bis Markgröningen wird aktuell über den Faktor 1,15 diskutiert – bei Baukosten von 170 Millionen Euro.

„Es gibt Kollegen, die bei Wind und Wetter aufs Fahrrad steigen“

Hintergrund der guten Prognose ist das große Fahrgastpotenzial der Strecke. Allein auf dem Abschnitt zwischen Bietigheims Bahnhof und dem Haltepunkt Ellental werden 3200 Passagiere täglich erwartet. Durch Aufsiedlung rechnet VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger mit deutlich steigenden Fahrgastzahlen am Nordrand der Region. Zur steigenden Einwohnerzahl kommen die Berufspendler: Vaihingen vermarktet mit Erfolg neue Gewerbeareale, auf dem früheren Manövergelände am Sachsenheimer Eichwald hat Porsche ein fast 100 Millionen Euro teures Logistikzentrum für den weltweiten Ersatzteilversand gebaut.

Längst nicht alle der 390 Mitarbeiter fahren mit dem eigenen Auto zum Dienst. Wer als Porsche-Pendler den Nahverkehr nutzen will, muss bisher mit der S-Bahn nach Bietigheim fahren und in den Regionalexpress nach Sachsenheim umsteigen. Für die letzten paar Kilometer gibt es einen Bus – oder den eigenen Drahtesel. „Es gibt Kollegen, die bei Wind und Wetter aufs Fahrrad steigen“, äußerten Mitarbeiter schon bei der Einweihung die Hoffnung, dass sich bei der Nahverkehrsanbindung etwas tut. Schließlich ist für den Gewerbepark schon die nächste Erweiterung geplant – um noch einmal 28 Hektar soll der Standort wachsen.

Keine großen Chancen für Reaktivierung der alten Schienenstrecke nach Enzweihingen

Der Verkehrsausschuss der Region Stuttgart wird sich an diesem Mittwoch mit der S-Bahn-Verlängerung befassen. Ein Thema ist dabei die von den Gutachtern empfohlene Verlängerung der Verlängerung. Aus wirtschaftlichen Gründen, heißt es in der Studie, sei ein Ausbau über Vaihingen hinaus bis nach Mühlacker sinnvoll. Mit der denkbaren Ausweitung in den Enzkreis würde das S-Bahn-Netz über die Grenzen der Region hinaus erweitert. Die Verwaltung schlägt deshalb ein stufenweises Vorgehen vor – wenn die Verlängerung nach Vaihingen in trockenen Tüchern ist, könnte über den Ausbau bis Mühlacker nachgedacht werden.

Keine großen Chancen hingegen werden der Reaktivierung der alten Schienenstrecke nach Enzweihingen eingeräumt. Mit der so genannten Bembele-Route würden die Erweiterungskosten auf 55 Millionen Euro steigen. Nötig ist für die Verlängerung die Erhöhung der Bahnsteige in Sachsenheim, Sersheim und im Ellental. Auch in Vaihingen müsste für einen barrierefreien Einstieg aufgestockt werden. Außerdem fehlt es in Bietigheim und Vaihingen an Abstellgleisen und Zusatzweichen für den S-Bahn-Betrieb.

Auf den bisher bis zum Bietigheimer Bahnhof fahrenden Regionalexpress müsste laut der sogenannten Vorzugsvariante nicht verzichtet werden. Die bisher aus Karlsruhe anrollende Stadtbahn der Albtal-Verkehrsgesellschaft würde künftig in Vaihingen enden. Noch unklar ist die Frage nach den Betriebskosten: Gerechnet wird mit etwa 2,5 Millionen Euro jährlich, die sich die Region und die Anliegerkommunen teilen müssten. Allerdings erwarten die Gutachter, dass die Fahrkartenerlöse 900 000 Euro abdecken.