Der Langwieser See wird nicht trockengelegt. Das angrenzende Rückhaltebecken hingegen schon. Foto: Archiv Frederike Poggel

Die Plieninger Bezirksbeiräte sind froh, dass ein Stück Natur erhalten bleibt. Der Lärm bereitet ihnen aber Sorgen. Nachts werden laut den Berechnungen die gesetzlichen Grenzwerte geringfügig überschritten – im schlimmsten Fall.

Plieningen - Die vermeintlich neue Nachricht hat bei den Bezirksbeiräten große Freude ausgelöst. Am Montag erfuhren sie von Wolfgang Schade, dem Projektleiter des Planungsabschnitts 1.3 von Stuttgart 21, dass der Langwieser See vom Großprojekt weitgehend verschont bleiben wird. Gemeinsam mit zwei Projektsprechern, einem Rechts- und einem Lärmschutzexperten war Schade in die Sitzung gekommen, um die Lokalpolitiker über den Stand des Planfeststellungsverfahrens zu informieren und zu erklären, wie sich der Bau des Fildertunnels und des Flughafenbahnhofs auf Plieningen auswirken wird.

Bereits 2011 wurde erklärt, dass der See nicht betroffen sei

Wie sich in der recht hitzigen Diskussion herausstellte, war eine Vielzahl der Bezirksbeiräte in der Vergangenheit davon ausgegangen, dass der See im Landschaftsschutzgebiet direkt betroffen sein wird. Das konnte Schade in der Sitzung berichtigen. „Der See wird nicht trockengelegt oder überschüttet“, sagte er nachdrücklich. Vermeintlich neu war die Nachricht deshalb, weil ein Blick ins Sitzungs-Archiv zeigt, dass ein Bahnvertreter im Mai 2011 bereits erklärt hatte, dass der See nicht unmittelbar betroffen sei.

Tatsächlich betroffen ist das angrenzende Rückhaltebecken. Es muss für die Bauarbeiten zugeschüttet werden, wie Schade in der Sitzung sagte. Weiter nördlich werden Ersatzbecken gebaut. Das Wasser des Rennenbachs wird dann mittels Rohrbrücken über die Baugrube geleitet.

Betriebslärm liegt tags wie nachts unter dem Grenzwert

Ein zweites, heiß diskutiertes Thema war der Lärm. Sowohl der, der bei den Bauarbeiten entsteht, als auch der Geräuschpegel, den es geben wird, wenn Tunnel und ICE-Strecke in Betrieb gegangen sind. Der Lärmschutzexperte der Deutschen Bahn, Günther Lohr, zeigte den Lokalpolitikern zahlreiche Berechnungen. Laut diesen liegt der Betriebslärm tags wie nachts unter dem gesetzlichen Grenzwert. Acht Orte in Plieningen wurden in der Theorie untersucht. Den Protest der Bezirksbeiräte, die gern einen Schallschutz an der ICE-Strecke hätten, wiegelte Lohr mit der Aussage ab, die Autobahn sei deutlich lauter als die Züge. „Hier ein Auto, hier ein Flugzeug, hier die Bahn – Sie müssen sich einmal in die Menschen versetzen“, schimpfte Evelyn Sindermann von den Grünen nicht als Einzige.

Beim Baulärm wird eine etwas größere Belastung auf die Plieninger zukommen. Tagsüber, also zwischen 7 und 20 Uhr, wird der Geräuschpegel laut Lohr maximal 50 Dezibel in Wohngebieten und 70 Dezibel in Industriegebieten betragen. Das entspricht in etwa der Lautstärke von leiser Radiomusik beziehungsweise eines Staubsaugers. Nachts werden laut den Berechnungen die gesetzlichen Grenzwerte geringfügig überschritten. Die Rechnung gehe jedoch davon aus, „dass alles gleichzeitig fährt, was nachts fahren darf“, erklärte Lohr. Und das sei in der Realität ohnehin nie der Fall.

Eine weitere Auswirkung auf den Bezirk werde der Umbau der Autobahn-Anschlussstelle Plieningen sein, erläuterte Schade. Dieser hat drei Bauabschnitte und dauert circa zweieinhalb Jahre. Die gute Nachricht sei jedoch, dass 90 Prozent der Arbeiten gemacht werden können, ohne dass es an der alten Anschlussstelle Beeinträchtigungen geben wird.