Die neue Wegerampe im Mittleren Schlossgarten Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Bahn eröffnet heute einen fünf Meter hohen und 250 Meter langen Fußgängersteg. Er macht Platz für die Tieferlegung des Nesenbachdükers, die am 8. Juni beginnen soll.

Stuttgart - Spaziergänger im Mittleren Schlossgarten haben vom heutigen Mittwoch an einen neuen Blickwinkel auf die Baustelle für den Durchgangsbahnhof: Eine rund 250 Meter lange Rampe beginnt am Fuße des Leitner-Stegs, führt über das gesamte Baufeld hinweg, und endet schließlich ebenerdig auf der Höhe des Innenministeriums. „Die neue Wegerampe ist an der höchsten Stelle fünf Meter hoch und eröffnet eine gute Perspektive auf die Baustelle“, sagt ein Sprecher vom Bahnprojekt Stuttgart-Ulm

Die barrierefreie Wegführung habe eine Steigung von unter sechs Prozent und sei damit auch für Rollstuhlfahrer befahrbar, heißt es bei der Bahn. „Außerdem verfügt die rund sechs Meter breite Rampe über eine Beleuchtung und Überdachung“, erklärt ein Sprecher. „Auf Höhe des Biergartens am Schlossgarten setzt dann ein weiterer Fußgängersteg an und führt hinunter zu der Gastronomie.“Über die Kosten der provisorischen Rampe, die bis zum Bauende von Stuttgart 21 bestehen soll, will der Sprecher keine Angaben machen.

Offiziell eröffnet die Bahn neue Wegführung durch den Schlossgarten an diesem Mittwoch. Für die Besitzer des Biergartens ist das Grund genug, gleich einmal ein Fest zu feiern und die direkte Anbindung der Fußgänger zu begießen.

Voraussetzung für Baumaßnahmen

Hintergrund des aufwendigen Umbaus sind die Baumaßnahmen, die nun in unmittelbarer Umgebung des Planetariums beginnen. „Wir brauchen diese Fläche für die Tieferlegung des sogenannten Nesenbachdükers“, sagt der Bahn-Sprecher. Als Düker bezeichnen Fachleute eine Druckleitung, die der Wasser beispielsweise unter einer Straße entlangleitet. Der Düker unter dem Schlossgarten leitet den Nesenbachabwasserkanal zunächst vor der Schillerstraße unter den künftigen Durchgangsbahnhofs hindurch, und lässt das Kanalbauwerk später auf Höhe des Planetariums wieder ansteigen.

Der Düker ist Voraussetzung für den Bahnhofsneubau, weil er unterhalb des Bahnhofstrogs entstehen muss und daher zuerst gebaut werden muss.

An der Umleitung des Hauptabwasserkanals der Stadt hatte sich in der Vergangenheit immer wieder heftiger Streit entzündet. Der Bau des Nesenbachabwasserkanals wurde schon vor mehr als zehn Jahren genehmigt, im Januar 2005 – jedoch mit einer Bauweise mit Druckluftvortrieb. Diesen Plan wollte die Firma Züblin nicht umsetzen. Daher beantragte die Bahn eine Planänderung. Für die Alternative, einen verkürzten Düker, gab das Eisenbahn-Bundesamt Anfang November 2014 grünes Licht. Es war die 14. Planänderung im S21-Planfeststellungsabschnitt des Bauabschnitts „Hauptbahnhof mit Talquerung“ (Planfeststellungsabschnitt 1.1)

„Weil diese Variante kürzer ist, können wir sie in offener Bauweise umsetzen.“ Erst die Verlegung des Baus ermöglicht diese Verkürzung: Der Düker reicht weiter in Richtung Norden, bis an den dort geplanten Stadtbahntunnel heran. Durch den Tunnel sollen Bahnen von der neuen Haltestelle Staatsgalerie zum Hauptbahnhof fahren. In die Planung des Steges waren laut Bahn die Behindertenverbände, die Dienststellen der Landeshauptstadt, die Berufsfeuerwehr sowie das Land Baden-Württemberg eingebunden. Der Weg führt direkt zum Steg des Südausgangs und damit zu den Zügen.