Ruth Maria Kubitschek macht keinen Hehl aus ihrer Eitelkeit. Für die Kamera will sie sich aber nicht mehr schön machen müssen Foto: dpa

Seit mehr als 60 Jahren steht Ruth Maria Kubitschek vor der Kamera. Damit ist jetzt Schluss. Im Interview spricht sie über ihre letzte Filmrolle, ihre lange Karriere und warum sie trotzdem nicht im Ruhestand ist.

Berlin - Frau Kubitschek, „Das Traumhotel – Marokko“ ist nicht nur die letzte Folge der Reihe, sondern auch Ihr letzter Auftritt als Schauspielerin. Gab es eine Abschiedsparty?
Nein, denn während der Dreharbeiten wusste noch niemand, dass es meine letzte Rolle sein würde – mir war das selber nicht klar. Ich habe erst an meinem Geburtstag entschieden, dass ich nicht mehr spielen will.
Gibt es gesundheitliche Gründe für Ihren Rückzug aus dem Filmgeschäft?
Nein, gar nicht. Mit 83 kann man doch als Schauspielerin sagen: So, das war’s. Ich höre ja nicht auf zu leben, ich höre nur auf zu spielen. Mein Gesicht gehört jetzt mir, fertig aus! Ich habe es lange genug hingehalten, jetzt ist mal Schluss damit.
Aber warum?
Wissen Sie, ich bin etwas eitel, und ich möchte nicht mehr jede alte Frau spielen, die man mir anbietet. Ich möchte in Ruhe alt werden, nicht in der Öffentlichkeit. Ich werde in Würde alt und habe keine Angst, in den Spiegel zu schauen, weil ich wieder mal fürs Fernsehen gut aussehen muss. Diese Last habe ich abgeworfen. Wenn man älter wird, hat man einfach nicht mehr das schöne Gesicht wie in der Zeit von „Monaco Franze“.
Die Serie lief Anfang der 80er Jahre. Ist das Fernsehen seit damals schlechter geworden?
Nein, überhaupt nicht. So was wie „Monaco Franze“ und „Kir Royal“, das sind natürlich Glücksfälle gewesen. Aber ich habe in letzter Zeit im Fernsehen viele gute Filme gesehen. Und Vergleiche hinken ja sowieso immer. Etwas, was wir vor zwanzig Jahren schön fanden, funktioniert heute nicht mehr, die Zeiten ändern sich. Es ist viel zu viel los auf der Erde.
Was war der Höhepunkt Ihrer Karriere?
Das war schon „Monaco Franze“. Die Arbeit mit Helmut Dietl war wunderbar. Außerdem hatte ich vorher sehr viele tragische Rollen gespielt, und der Dietl hat mir die intelligente Leichtigkeit beigebracht. Das war für mein ganzes Leben sehr wichtig, und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Und welcher Schauspielkollege hat es Ihnen am meisten angetan?
Ich will nicht so gerne über meine Kollegen reden. In meinen Rollen war ich ja immer eine selbstständige Frau, wie jetzt auch im „Traumhotel“. Da ist ja die von mir gespielte Tante die eigentliche Chefin, die Befehlende.
Haben Sie bewusst immer wieder so starke Frauen verkörpert?
Eigentlich habe ich immer so etwas gespielt, und das ist auch gut so. Man muss als Frau immer ein selbstbestimmtes Leben führen, darf die Verantwortung nicht abgeben an einen Mann. Auch nicht, wenn man verheiratet ist. Sonst wird man für den Mann uninteressant. Wenn man sein eigenes Leben aufgibt, kommen sehr schnell die Scheidungen.
Neulich sagten Sie in einem Interview, vielleicht würden Sie irgendwann doch noch Ihren langjährigen Lebensgefährten Wolfgang Rademann heiraten . . .
Ach, das habe ich nur so gesagt. Wir sind in unserer Beziehung glücklich, so wie sie ist, die muss man nicht ändern.
Gibt es eigentlich irgendetwas in Ihrer langen Karriere, das Sie bereuen?
Nein, ich bereue nichts.
Auch nicht, dass sie sich damals auf der Höhe Ihres Ruhms aus der Schickeria zurückgezogen haben, um aufs Land zu ziehen?
Das war damals der richtige Schritt, um anders schöpferisch zu sein, um zu malen und zu schreiben, nach innen zu schauen. Das Menschwerden ist wichtig. Dass man lernt, seine Gedanken zu kontrollieren, dass man wie ich jeden Tag meditiert, dass man eine Disziplin in sein Leben bringt.
Und das geht in Berlin oder München nicht?
Ach, in der Stadt geht man ja doch abends ins Kino, trifft Leute, geht in die Geschäfte und kauft sich irgendwas. Das ist hier auf dem Land gar nicht möglich, hier gibt es gar nichts, nicht mal ein Geschäft. Hier sind Sie auf sich gestellt.
Ist Ihnen nie langweilig?
Ich bin ja leider gar nicht im Ruhestand, ich arbeite immer noch wie ein Idiot. Ich habe ein neues Buch geschrieben, dafür halte ich Lesungen und gebe Interviews – also ich habe immer noch viele Termine. Dabei würde ich sehr gerne einfach mal meine Freizeit genießen. Ich habe einen großen Garten, außerdem male ich wahnsinnig gerne. Ich gehe wieder zum Malunterricht, lerne neue Techniken. Es gibt noch so viel zu entdecken, und das möchte ich auch mal genießen.

Freitag, ARD, 20.15 Uhr