Man kann freilich überall in die Strecke einsteigen. Der offizielle Startpunkt befindet sich jedoch in der Nähe des Jugendhauses am Marco-Polo-Weg. Foto: Chris Lederer

Rund kann’s gehen im Stadtbezirk Stammheim. Der Bürgerverein hat die Karte vom Rundwanderweg neu aufgelegt. Den Besuchern wird ortsnahe Erholung geboten, gewürzt mit neuem Wissen über die Geschichte der Stadt.

Stammheim - Martin Hechinger, der Vorsitzende des Bürgervereins, wird nicht müde, die Vorzüge des Stadtbezirks zu preisen und sichtbar zu machen. Kürzlich wurde eine Hinweistafel am Marco-Polo-Weg eingeweiht, die den Start- und Endpunkt des Stammheimer Rundwanderweges markiert (wir berichteten). Darauf zu sehen sind Bilder von Sehenswürdigkeiten, die man auf der rund zehn Kilometer langen Strecke zu Gesicht bekommt. Sie liegen direkt an der Strecke oder ein paar Schritte davon entfernt in der Ortsmitte. Damit sich möglichst viele, die den Weg noch nicht kennen, auf denselben machen können, haben die Verantwortlichen des Vereins eine kleine faltbare Karte, die vergriffen war, wieder herausgebracht und sie unter anderem in der Bücherei und im Rathaus ausgelegt.

Vergangenheit bietet Erholung gewürzt mit neuem Wissen

Los geht die Runde einen Steinwurf von der Stadtbahnhaltestelle Heutingsheimer Straße entfernt. Man folgt den Hinweisschildern bis zum Ortsrand („Im Wiesert“), läuft unter der Bundesstraße 10 durch und biegt links in den Edisonweg und zur Bahnlinie. Unter den Brücken hindurch gelangt man auf den Sonnenweg, der parallel zur Segelfalterstraße verläuft. Weiter geht es über den Puppenweg und die Freudentaler Straße zum Friedhof. Von dort lohnt sich ein Abstecher zum Schloss: Der letzte Ritter Stammheims ließ es in den Jahren 1579 bis 1581 vom Hofbaumeister Heinrich Schickhardt bauen. Die dreiflügelige Anlage mit Treppenturm ging später in den Besitz einer Freifrau, dann eines Kaufmanns und anschließend eines Fabrikanten über. Heute befindet sich darin das Alten- und Pflegeheim der Evangelischen Heimstiftung. Der Rundwanderweg verläuft weiter entlang des Lärmschutzwalls in Sieben Morgen bis zur Brücke an der Solitudeallee, wo man auf die Mauern der Justizvollzugsanstalt blickt. „Erbaut in den Jahren 1959 bis 1963 gelangte es zu zweifelhaftem Weltruhm, als hier die Prozesse gegen die Rote Armee Fraktion um Andreas Baader und Ulrike Meinhoff stattfanden. Aktuell wird an fünf neuen Haftgebäuden für 560 Häftlinge gearbeitet. Das Richtfest fand im Oktober statt.

Von der JVA führt der Rundwanderweg zur Alten Turnhalle, rechts durchs Streuobstgebiet Egerten und entlang des Withauwaldes bis hoch zum Wasserhäusle auf dem „Polster“, Stammheims höchster Erhebung mit 350 Meter über dem Meeresspiegel. Erst vor wenigen Wochen brachten die Netze BW die Schäden am denkmalgeschützten Klinkerbau aus dem Jahre 1901 wieder in Ordnung. Am alten Wasserwerkshäuschen gabelt sich der Weg, rechts gehend kommt man auf die Korntaler Straße, überquert diese und folgt hinter der Lärmschutzwand dem Weg bis zur Neuwirtshauskreuzung. Links haltend geht es hinter dem Wall weiter bis zum Kinder- und Jugendhaus, „einem der schönsten Jugendhäuser Deutschlands“, wie es Hechinger bezeichnet. Der Holzsaurier am Marco-Polo-Weg 2A wurde im Jahre 1989 vom Architekten Peter Hübner entworfen. Er baute ihn mit Eltern, Kindern und Jugendlichen in Selbstbauweise. Am Haus befindet sich der Endpunkt des Rundwanderweges, eine Sitzbank und die Haltestelle der Stadtbahn, mit der sich auch Wanderer aus den Nachbarorten wieder nach Hause chauffieren lassen können.

„Mit dem Stammheimer Rundwanderweg wollen wir unseren Mitbürgern und Besuchern eine Möglichkeit der ortsnahen Erholung nahe bringen“, erklärt Hechinger im Begleittext. „Auch soll den neu Zugezogenen die Orientierung erleichtert werden, wenn es gilt, den Stadtteil und seine Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen.“ Das gilt sommers wie winters gleichermaßen.